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Geschöpfe Der Ewigkeit

Geschöpfe Der Ewigkeit

Titel: Geschöpfe Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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frage ich.
    Dante schüttelt den Kopf. »Es ist besser, seinen Namen nicht nachts auszusprechen, damit er nicht erfährt, daß wir über ihn reden. Denn die Nacht ist zu seinem Schutz da, und Schatten umgeben ihn.«
    Ich muß erneut lachen. »Komm schon, so schlimm kann er nicht sein. Ich muß wissen, wie er heißt.«
    Dante bleibt bei seinem Entschluß. »Verzeiht, meine Dame, aber ich werde nicht über ihn sprechen. Es in Eurer Gesellschaft zu tun wäre eine Sünde.«
    »Meine Gesellschaft wird dir nicht mehr viel Freude bereiten, wenn du mir nicht endlich meine Frage beantwortest. Wie heißt der Herzog jetzt?«
    Dantes Antwort kommt als ein Flüstern: »Landulf von Capua.«
    Natürlich habe ich den Namen schon zuvor gehört. Aber nun löst er keinen solchen Schrecken in mir aus. Mythen sind mit ihm verbunden, nicht die Erinnerung an grauenvolle Schmerzen und Qualen. Doch ich weiß, daß Landulf derjenige ist, dessentwegen ich gekommen bin. Ich möchte mich nicht auf Dinge in der Zukunft konzentrieren, diese Entscheidung kann ich selbst treffen.
    Ich bin eher interessiert und beeindruckt als verängstigt. Landulfs Name trägt übrigens den Zusatz »von Capua«, weil er ursprünglich von dort stammt.
    »Ich kenne diesen Namen«, erkläre ich. »Sogar die Bauern in Italien sprechen von ihm. Sie sagen, er sei ein böser Zauberer, der magische Dinge tun könne.«
    Ich verstumme. »Dante, warum weinst du?«
    Er wirkt vollkommen niedergeschmettert. »Es ist nichts, meine Dame. Laßt uns von jemand anderem reden.« Mit einem weiteren Stock, den er gefunden hat, wendet er den Hasen. »Wir können auch essen; nehmt ein wenig Fleisch zu Euch. Nach einem so langen Tag müßt Ihr hungrig sein.«
    Etwas in seinem Tonfall läßt mich aufhören. »Kennst du diesen Landulf von Capua persönlich?«
    Er wird starr. »Nein.«
    »Du mußt ihn kennen, wenn du solche entsetzliche Angst vor ihm hast.«
    Er reibt sich über seinen leprösen Arm. Die Krankheit ist so weit fortgeschritten, daß es sich nur noch um einen Stumpf handelt. Sein linkes Bein ist in keinem besseren Zustand; er geht mit der Hilfe einer hölzernen Stütze, die ich in der Nähe des Baums entdeckt habe, an den er gefesselt war. Seine Wunden sind offen, Flüssigkeit quillt aus ihnen heraus. Er muß dem Tode nahe sein, doch noch immer hat er Kraft. Im Moment allerdings sind seine Augen feucht, und er zittert entsetzlich.
    »Ich kann einfach nicht über ihn sprechen«, flüstert er. »Bitte zwingt mich nicht dazu, noch einmal seinen Namen zu nennen.«
    »Dante«, bitte ich, »sieh mich an!«
    Er hebt den Kopf. »Meine Dame?«
    »Schau mir tief in die Augen, lieber Freund«, fordere ich und unterwerfe seinen Willen sanft dem meinen. »Du brauchst keine Angst zu haben, von dem Herzog zu sprechen. Er kann dir jetzt nichts tun.«
    Dante blinzelt, und seine Tränen beginnen zu trocknen. »Er kann mir nichts tun«, flüstert er.
    »Das ist richtig«, bestätige ich. »Nun erzähl mir von ihm und wie du ihn kennengelernt hast.«
    Dante lehnt sich zurück und starrt ins Feuer. Den Hasen hat er vergessen. Er scheint halb in Trance, halb in einem Traumzustand. Ich weiß, daß ich ihn auffordere, mir den Alptraum seines Lebens zu schildern. Denn obwohl ich ihn mit meinen besonderen Fähigkeiten beruhigt habe, schmerzen ihn sein Arm und sein Bein noch immer. Es ist fast, als ob er die Lepra durch den Herzog bekommen habe, auch wenn ich das kaum glauben kann.
    Und doch glaube ich es. Ich weiß es.
    Was weiß ich? Daß die Sterne weit entfernt sind.
    Dantes Gesicht fesselt meine Aufmerksamkeit.
    »Mein Herzog war nicht nur Herzog, sondern auch Erzbischof und ein besonderer Freund des Heiligen Vaters«, sagt Dante, und seine Stimme ist dabei klarer als sonst. »Im Alter von zehn Jahren nahm mich mein Herzog als seinen persönlichen Diener mit nach Rom. Dort sollte ich im Chor des Vatikans singen.
    Der Heilige Vater sagte, daß meine Stimme ein Sakrament sei und daß man mir erlaube, mich den privilegierten Kastraten anzuschließen und meine Männlichkeit der Kirche zu opfern. Dies alles machte mir nichts aus, solange ich in der Nähe des Herzogs bleiben durfte. Fünf Jahre lebte ich in Frieden im Herzen der Kirche und dachte ausschließlich an meine Pflichten und mein Gelöbnis.« Er verstummt und seufzt hörbar. Obwohl er leicht hypnotisiert ist, spürt er noch immer seine Schmerzen. »Dann, an einem schrecklichen Tag, geschah es: Mein Herzog wurde zu Unrecht beschuldigt.«
    »Wessen

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