Geschöpfe Der Ewigkeit
gelingt, mir auszuweichen, und frage mich, ob bereits zuvor jemand Hypnose bei ihm angewendet hat.
»Was ist so besonders an Persida?« frage ich vorsichtig.
Er hustet unter Schmerzen. »Dort wurde die Magie zum erstenmal ausgeübt.«
»Von deinem Herzog?«
»Ja.«
»Warum bist du mit ihm in Persida geblieben?«
Dante kämpft mit sich. »Weil ich mußte.«
»Warum?« frage ich beharrlich weiter. »Hat er auch bei dir einen Zauber angewendet?«
Plötzlich bricht es aus ihm heraus: »Ja! Er hat die große Schlange angerufen!
Satan persönlich! Er hat sie in Schmerz und Blut beschworen, und sie stieg aus seinem Nabel empor. Ich habe sie noch einmal wiedergesehen, die Schlange –
sie erwuchs aus seinen Eingeweiden und schrie laut, als sie das Licht der Welt erblickte. Er hat meine Seele mit schmutzigen Mächten vergiftet, zuerst meine Seele und dann meinen Körper.«
»Und dann wurdest du krank?«
Er wird ruhiger, wirkt jetzt nur noch entsetzlich traurig. »Ja. Dort, wo die Magie lebte, in Persida, begann auch mein Sterben.«
»Warum hat er dich krank gemacht?«
»Es hat ihm Freude bereitet.«
»Aber du warst ihm treu ergeben.«
Tränen laufen ihm über die Wangen.
»Das war ihm egal. Es hat ihm Spaß gemacht, zuzusehen, wie ich bei lebendigem Leibe aufgefressen werde.«
Ich will, daß er fortfährt. »Was hat er als nächstes getan?«
»Er ging nach Kalot Enbolot. Das ist die Pforte zu Sizilien. Er besitzt dort ein Schloß, das ihm einst vom Heiligen Vater geschenkt worden ist. Er wollte die Tür seines Besitzes allen Heiden öffnen.«
»Damit es den Moslems gelingt, von Sizilien aus die christliche Welt zu erobern?«
»Ja.«
»Und dort nahm er auch den Namen Landulf an?«
»Herzog Landulf von Capua.«
»Wie hat er seine Ritter getötet? Hat er es auf der Burg getan?«
»Er hat dafür gesorgt, daß sie einander erschlagen. Die Dämonen, die er bei seinen Opferungen anruft, erwarten stets Mord und Betrug.«
»Du sprichst davon, daß er Dämonen anruft und sie erweckt. Was für Beweise dafür hast du – außer den Schlangen, die du gesehen hast?«
»Ich habe auch sie gesehen!«
»Gut. Aber was hat Landulf dann mit diesen Dämonen gemacht?«
»Er hat sie die Menschen quälen lassen. Dadurch wollte er den Willen den Menschen kontrollieren.«
Dante verstummt und blickt weg vom Feuer in die Dunkelheit, wobei er am ganzen Körper zittert. »Entfernung stellt für diese Dämonen kein Problem dar.
Sie können das Wasser überwinden und den Tod überallhin bringen. Mehr als einmal hat mein Herr damit geprahlt, daß Ritter, die im fernen und schönen England nach dem heiligen Gral gesucht haben, durch den Zauber, den er über sie ausgesprochen hat, in die Irre geleitet wurden. Sie werden den Gral niemals finden, sagt er. Und sie werden für immer ziellos umherirren.«
Mir war bekannt, daß in England nach diesem mystischen Gefäß gesucht wurde. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, daß Landulf auch hier seine Hand im Spiel hatte.
»Warum kümmert er sich überhaupt um diese Ritter?« frage ich.
Dantes Stimme klingt stolz: »Weil sie auf dem rechten Weg sind und das Licht Gottes ihnen scheint.«
»Aber du sagtest, daß Landulf stärker und mächtiger ist als sie.«
Dante läßt den Kopf sinken, als ob er sich schäme. »Ich fürchte, daß er der Stärkste ist.«
»Aber du selbst bist ein Christ. Und euer Herr Jesus Christus sagt, daß vor dem Namen Gottes kein Dämon bestehen kann.«
Dante bleibt beharrlich.
»Landulf ist unbesiegbar.«
»Seine Macht ist nicht endlos. Du bist ihr entkommen. Wie ist dir das übrigens gelungen?«
Dante schüttelt den Kopf. »Ich bin nicht geflohen. Er hat mich fortgeschickt.«
»Warum?«
Dante blickt mir geradewegs in die Augen, und ich bin sicher, daß meine Fähigkeiten bei ihm jetzt vollkommen versagen. Er befindet sich nicht mehr in Trance, auch wenn er entsetzliche Angst hat – mehr als zuvor. Er fürchtet sich, weil er mir so viel erzählt hat, denn er fragt sich, wozu ich mein Wissen nutzen werde.
»Meine Dame, er hat mich fortgeschickt, damit ich für ihn einen unsterblichen Rubin finde, der mehr wert ist als alles andere. Und damit ich ihm diesen Rubin bringe.«
Ein unsterblicher Rubin? Sollte damit mein Vampirblut gemeint sein?
Das hört sich an, als ob Landulf von Capua längst von meiner Existenz weiß.
Das ist ja eine schöne Neuigkeit! In diesem Moment beschließe ich, daß ich noch sehr viel mehr über ihn erfahren muß.
Und ich
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