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Geschöpfe Der Ewigkeit

Geschöpfe Der Ewigkeit

Titel: Geschöpfe Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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werden.
    Dante ist nicht in guter Verfassung. Auf den ersten Blick sehe ich, daß sein linker Arm und sein linkes Bein durch Lepra in einem schlimmen Zustand sind.
    Die Krankheit hat sich bis zu seinen Knochen vorgefressen, und ich weiß, daß er entsetzliche Schmerzen leiden muß. Zudem hat man ihn kastriert, aber die Süße seiner Stimme zeigt mir, daß er alles andere ist als ein »normaler« Eunuch. Er ist ein Kastrat, möglicherweise einer des Heiligen Vaters in Rom, den ich zutiefst verachte.
    Die wundervollsten Chöre der katholischen Kirche bestehen aus Kastraten.
    Ihre Männlichkeit wird geopfert, um ihre Stimmen in einer zarten, vorpubertären Tonlage zu halten. Es gibt kaum etwas, das die Kirche nicht tun würde, um die Engel im Himmel gnädig zu stimmen. Dante kann zu diesem Zeitpunkt nicht älter sein als zwanzig.
    »Ciao!« rufe ich, als ich zu ihnen trete. »Che cosa fai?« Was tut ihr hier?
    Die Männer schauen kaum zu mir hinüber, soviel Spaß haben sie an ihrem grausamen Spiel. Doch die dunkelhaarige Frau mit der Hasenscharte blickt mich mißtrauisch an. »Stai zitta!« ruft sie. Sei still. »Er hat Lepra. Man muß ihn töten.«
    »Penso di no.« Das glaube ich nicht. Während ich näher auf sie zutrete, ziehe ich mein Messer. »Laßt ihn frei, und ich werde euch mit dem Leben davonkom-men lassen!«
    Dante hört auf zu singen, und die Schwerter der beiden Männer sind jetzt auf mich gerichtet. Der eine wirkt schwerfällig und brutal, der andere, der jung und hübsch ist, scheint recht flink zu sein. Sie blicken auf mein langes schmales Messer und schmunzeln. Doch der junge Mann grätscht leicht seine Beine und bereitet sich damit auf den Kampf vor. Er ist ein erfahrener Schwertkämpfer, doch er weiß nicht, ob er einen Jungen oder eine Frau vor sich hat. Meine Haut ist von der Sonne dunkler als sonst, und meine Lippen schimmern durch die Bräune weniger rot. Dante hängt an seinen Seilen und starrt mich fassungslos an. Sein Gesicht ist überströmt von Blut und Tränen. Unglaublich, er hofft tatsächlich, daß es mir gelingen könnte, ihn zu befreien.
    Natürlich werde ich ihm seine Hoffnung in ein paar Minuten erfüllen. Der Brutale gestikuliert mit seinem Schwert.
    »Vattene dia«, sagt er. Mach, daß du wegkommst. »Oder es wirst du sein, der am Baum aufgeknüpft wird.«
    »Das wird nicht geschehen«, entgegne ich. Im nächsten Moment springe ich vor und ritze den linken Oberarm der Frau mit meinem Messer. Die Wunde ist nicht gefährlich, und sie wird wieder heilen, aber ich will ihnen zeigen, daß ich mit dem Messer umgehen kann. Blut quillt aus dem Schnitt und tränkt ihre bäu-erlichen Kleider. Die drei haben meine Bewegung kaum mitverfolgen können.
    Doch ich spüre, daß sie noch überzeugendere Argumente als dieses benötigen werden, um sich zurückzuziehen. Zum einen habe ich das hier schon einmal erlebt. Ein Teil von mir kann sich daran erinnern, obwohl ich bereits so tief in der Vergangenheit bin, daß ich beginne zu vergessen. Gewiß werde ich sie alle töten, um den armen Dante zu retten.
    Die Frau schreit vor Schmerzen. »Sie hat mich geschnitten! Tötet sie!«
    »Du elendes Geschöpf!« schimpft der Brutale, während er vorwärts springt und versucht, mich zu durchbohren. Aber ich habe mich einem Ausfallschritt auf seine Bewegung reagiert und ihn zum Stolpern gebracht.
    Als er sich vom Boden erheben will, ziehe ich seinen Kopf an den Haaren heftig in den Nacken. Meine Klinge liegt auf seiner Kehle, und ich wende mich an die häßliche Frau und den gutaussehenden Mann, der immerhin so klug war, abzuwarten, um zu sehen, was ich als nächstes tue.
    »Wenn ihr euch jetzt davonmacht«, sage ich, »lasse ich ihn am Leben.«
    »Er ist kein Freund von mir«, sagt der Gutaussehende. »Mach mit ihm, was du willst.«
    »Nein!« schreit die Frau. »Er ist mein Ehegemahl.«
    »Dann werdet ihr also verschwinden?« frage ich.
    Der Brutale zittert so sehr, daß mein Messer die Haut an seiner Kehle ritzt.
    »Wir werden gehen«, sagt er.
    »Bene.« Gut. Ich gebe ihm einen Stoß, so daß er mit dem Gesicht im Sand landet, und lasse ihn los. Aber er ist kaum wieder auf seinen Füßen, als seine Augen vor Wut aufblitzen und er erneut versucht, mich anzugreifen. Wieder weiche ich dem Stoß seines Schwerts mit einem Ausfallschritt aus, aber gleichzeitig stoße ich die Klinge meines Messers tief in sein Herz.
    Bevor er sie mit sich zu Boden reißen kann, ziehe ich das Messer wieder heraus. Seine Frau

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