Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschöpfe Der Ewigkeit

Geschöpfe Der Ewigkeit

Titel: Geschöpfe Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
beschuldigte man ihn?«
    Dante zögert. »Einer Lüge, glaube ich.«
    »Hat der Papst selbst ihn beschuldigt?«
    »Ja. Es war der Heilige Vater.«
    »Wessen?«
    Dante zögert mit der Antwort. »Er hat ihn beschuldigt, den Geist Satans beschworen zu haben.«
    Ich glaube nicht an solchen Unfug, und doch jagen seine Worte mir einen Schauer über den Rücken. »Hat man ihn aus der Kirche ausgestoßen?« frage ich.
    Dante hustet. Der Rauch des brennenden Holzes hat sich in seine Lungen gefressen. Aber auch die Erinnerung an die ausgestandenen Leiden droht ihn zu ersticken. »Es gab eine Verhandlung«, sagt er, »bei der die Kardinale und der Heilige Vater anwesend waren. Anklagen wurden vorgebracht, Zeugen wurden aufgerufen – Menschen, die ich niemals zuvor gesehen hatte. Alle traten sie nach vorn und sagten aus, daß mein geliebter Herzog ihre Seelen mit dämo-nischen Gedanken vergiftet habe. Sogar ich wurde aufgefordert, ihn zu denunzieren. Der Heilige Vater ließ mich einen Eid auf die Wahrheit schwören, und dann, im nächsten Atemzug, forderte er mich auf, zu lügen.« Eine Träne rollt über Dantes mitgenommenes Gesicht. »Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Aber ich hatte niemals mitbekommen, daß mein Herzog in dieser Form gesündigt hatte. Ich hatte entsetzliche Angst, aber gleichzeitig wußte ich, daß ich niemals lügen würde.« Seine Stimme klingt hysterisch. »Jesus hat niemals gelogen, auch dann nicht, als er vor seinen Anklägern stand.«
    »Beruhige dich, Dante«, murmele ich. »Das alles ist lange her. Jetzt kann dir niemand mehr weh tun. Erzähl mir einfach, was passiert ist.«
    Er entspannt sich ein wenig, aber rückt näher an das Feuer, als ob er fröstele.
    »Der Papst wurde wütend auf mich und beschuldigte mich, genauso wie mein Herzog mit Satan im Bunde zu sein. Man fesselte mich an meinen Platz, neue Zeugen wurden aufgerufen, wieder Menschen, die mir völlig unbekannt waren.
    Diese sagten nicht nur gegen den Herzog aus, sondern ebenso gegen mich.
    Währenddessen flüsterten die Kardinale ständig miteinander. Ich hatte schreckliche Angst. Sie sprachen davon, uns zu verbrennen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.«
    »Ruhig, Dante, ganz ruhig. Erzähl bitte weiter.«
    Dante schluckt hart, bevor er fortfahren kann. Die größten Schwierigkeiten scheint ihm das Atmen zu bereiten. Er runzelt die Stirn und blinzelt und versucht sich offensichtlich daran zu erinnern, wo er ist – und wo er damals war.
    Doch seine Stimme klingt wieder klarer.
    »Dann führte man den Herzog und mich fort, in eine steinerne Zelle, die der man ansonsten normale Gefangene unterbrachte. Wir verbrachten die Nacht an diesem stinkenden Ort. Ich hatte große Angst, denn ich wußte, daß sie vorhatten, uns zu töten. Doch mein Herzog schien ganz ruhig. Er sagte, daß nichts uns etwas anhaben könne und daß der Heilige Vater uns freilassen müsse.«
    »Wurdet ihr freigelassen?« frage ich. Ich weiß genau, wie die Dinge im Vatikan funktionieren. Niemand, der vom Papst selbst angeklagt wird, mit Satan im Bunde zu sein, überlebt. Solche Gnade würde ein schlechtes Exempel statuieren. Doch Dante nickt als Antwort auf meine Frage.
    »Am nächsten Morgen kam der Wächter und öffnete unsere Tür. Vor uns stand der Heilige Vater. Er sagte, daß das Heilige Gericht die Entscheidung getroffen habe, uns freizulassen, aber uns auf ewig aus der Stadt Rom verbanne.
    Der Titel und die Besitztümer meines Herzogs wurden nicht konfisziert, was mich sehr erstaunte. Mein Herzog kniete nieder und küßte den Ring des Papstes.
    Als wir weggeführt wurden, sah er dem Papst eindringlich in die Augen, und ich erkannte, daß der Heilige Vater Angst hatte.« Dante zögert. »Auch ich hatte Angst.«
    »Vor dem Herzog?«
    »Ja.«
    »Warum?«

Er holt zu einer Geste mit dem verstümmelten Arm aus. »Mir schien, eine schwarze Schlange gleite aus seinem Blick und berühre den Papst an der Stelle zwischen den Augen. Eine Schlange, die andere nicht sehen konnten.«
    »Aber du hast sie gesehen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Seine Antwort kommt voller Inbrunst: »Weil sie da war!«
    »Ich verstehe.« Ich muß ihn erneut beruhigen, verhindern, daß er aus seiner Trance aufwacht. »Was haben dein Herzog und du als nächstes getan?«
    »Wir sind nach Persida gereist.«
    Der Name ist mir nicht vertraut. »Wo liegt das?«
    »Nicht weit entfernt.«
    »Wo?«
    »Ganz in der Nähe. Ein versteckter Ort.«
    Ich wundere mich darüber, daß es ihm trotz seines Zustandes

Weitere Kostenlose Bücher