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Geschöpfe Der Ewigkeit

Geschöpfe Der Ewigkeit

Titel: Geschöpfe Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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sich scheinbar endlos vor mir aus.
    Trotzdem fühle ich mich, als ob mich der ganze Ozean nicht reinwaschen könnte.
    16.
    KAPITEL
    Als ich abends den Teich erreiche, an dem ich mich mit Dante verabredet habe, ist mein Freund nicht da. Der Schock darüber trifft mich tief. Ich weiß, daß ich zuviel erhofft habe. Während ich erschöpft neben dem Wasser sitze und auf die Reflexionen der untergehenden Sonne starre, grüble ich über die Ungerechtig-keit des Lebens nach. Da war zum einen Dante, ein einfacher Mann, der sein Leben für ein hehres Ideal gegeben hätte, und der wegen seiner Liebe zu mir den Tod gefunden hatte. Und hier bin ich, ein Ungeheuer, das leichtfertig tötet und immer noch am Leben ist. An diesem Morgen hat Gott mich ein Wunder erleben lassen, doch im Augenblick würde ich auf alle göttliche Gnade verzichten, um meinen Freund ein paar Minuten zu sehen.
    Doch die Nacht wird tiefer, und Dante kommt nicht.
    Er ist tot, das weiß ich. Schließlich kenne ich nichts anderes als den Tod.
    An meiner linken Hand klebt Blut.
    Es ist die Hand, mit der ich das Mädchen getötet habe.
    Merkwürdig, daß es mir erst jetzt auffällt.
    Ich beuge mich über den Teich, lasse die Hand ins Wasser gleiten und versuche, den roten Fleck abzuwaschen.
    Aber er läßt sich nicht entfernen. Ich verstehe nicht, warum das so ist.
    »Gut. Du hast die erste Stufe der Initiation hinter dir. Die zweite wird später folgen und schließlich die dritte und letzte.«
    Die Tötung des Mädchens, sie war die zweite Stufe.
    Hat er das nicht gesagt? Der Herr der Lügen.
    Jetzt ist er tot. Er wird nie wieder etwas sagen können.
    Nicht zu mir. Es wird keine dritte Stufe für mich geben.
    Ich schrubbe meine Hand, so fest ich kann. Es hat keinen Sinn.
    Einen solchen Flecken habe ich noch nie zuvor erlebt.
    »Es tut mir leid, was ich getan habe«, erkläre ich dem sternenbeschienen Teich. »Aber ich mußte es tun. Ich hatte keine andere Wahl.«
    Damit habe ich meine Tat Gott erklärt. Doch er antwortet mir nicht.
    Allerdings ist meine Erinnerung an die Zukunft plötzlich wieder vollständig klar. Vielleicht funktioniert der Teich wie ein Katalysator. Er ist so rund und klar wie derjenige, zu dem Alanda mich geführt hat. Und genau wie damals in der Oase meine ich auch jetzt mehr Sterne im Wasser zu sehen als am Himmel stehen. Die unvermittelte Rückkehr in die Realität läßt mich verwundert feststellen, wie eingeschränkt meine Erinnerung während meines dunkeln Abenteuers war. Vielleicht hat Landulf mich irgendwie blockiert. Vielleicht waren aber auch meine tiefverwurzelten Ängste schuld daran, daß ich mich nicht erinnern konnte. Möglicherweise war das Vergessen Voraussetzung dafür, daß ich mich all diesen Schrecken noch einmal gestellt habe. Oder das alles war einfach das Resultat meiner Zeitreise.
    Jetzt habe ich das Gefühl, als ob alle Kraft, die ich im zwanzigsten Jahrhundert zurückgelassen habe, zu mir zurückgekehrt sei. Nur daß ich sie jetzt nicht mehr brauche. Meine Mission ist vollendet, und ich bin überrascht, daß der Anblick der Sterne mir nicht Alanda und Gaia mitsamt ihrem Raumschiff zurückbringt. Aber vielleicht will ich jetzt noch nicht wirklich gehen. Ich habe Dante versprochen, auf ihn zu warten, und ich bin entschlossen, das auch zu tun.
    Es ist mir egal, wie lange ich warten muß, Hauptsache, ich habe noch Hoffnung.
    Und ich ziehe in Erwägung, noch einmal auf das Schloß zurückzukehren, um zu sehen, ob man ihn wieder gefangengenommen hat. Dann würde ich ihn befreien.
    Aber ich weiß, daß ich letzteres nicht tun kann.
    Ich darf nicht mehr zum Schloß zurückkehren.
    Das habe ich schon einmal geschworen, und jetzt wiederhole ich meinen Schwur.
    Die Sterne, die sich im Teich spiegeln, wandern leicht mit der Bewegung des Wassers. Sie sind wunderschön, und ich habe das Gefühl, sie ewig anschauen zu können. Doch ich bin keineswegs in friedlicher Stimmung. In meinem Kopf höre ich eine Musik, die nicht mehr aufhört. Es ist ein Refrain aus Richard Wagners Parsival.
    Fast habe ich das Gefühl, daß der Himmel, in den ich starre, eine riesige Bühne ist, auf der Wolfram von Eschenbachs Parsival gerade aufgeführt wird.
    Ich sehe die Ritter auf ihrer Suche nach dem Gral, und ich sehe Klingsor, der aus dem Hinterhalt mit Hilfe seiner magischen Waffe, des Speers des Longinus, alle ihre Schritte hemmt. Ob Klingsor und Landulf wirklich identisch waren?
    Sogar als Landulf tot war, habe ich ihn noch gefürchtet.
    Es

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