Geschöpfe Der Ewigkeit
der Lage sein, mein Blut an andere weiterzugeben, wie ich es beim letztenmal war. Du brauchst dich folglich nicht schuldig zu fühlen. Natürlich wird dein Blut für mich selbst trotzdem für lange Zeit von großem Nutzen sein.« Er zieht ein Messer unter seinem schmutzigen Hemd hervor. Es ist dasselbe Messer, mit dem die Dienstmagd auf mich eingestochen hat. Noch immer ist es fleckig von meinem Blut. »Es hat keinen Sinn, vor mir davonlaufen zu wollen, Sita, oder zu versuchen, mich zu verletzen. Die Macht meines Geistes ist größer als deine.«
Ich spüre, daß es unmöglich ist, mich von ihm abzuwenden.
Es gelingt mir noch nicht einmal, Arme oder Beine zu bewegen.
Die Medusa. Mein Körper ist versteinert.
»Es ist nicht von Bedeutung, was Ihr mir antut«, sage ich, dankbar darüber, daß ich zumindest meine Zunge bewegen kann. »Ich habe Euch und die anderen Eurer Art besiegt. In der Zukunft wird es keine Armee negativer Wesen geben, die Menschheit bedrohen. Ihr, das Krebsgeschwür, werdet die Gesellschaft nicht bedrohen. Die Ernte wird so vonstatten gehen wie ursprünglich geplant. Ihr habt verloren, Landulf. Steht zu Eurer Niederlage!«
Er tritt bis auf zwei Schritt an mich heran. Fast zärtlich läßt er die Klinge seines Messers über mein langes blondes Haar gleiten. Dann leckt er die Messerspitze ab, das getrocknete Blut daran, und lächelt unglücklich.
»Es liegt nicht in meiner Natur, etwas einzugestehen«, sagt er. »Aber ich kann zugeben, daß ich deine Verehrung genauso genossen hätte wie deinen Körper –
und das unsterbliche Blut, das darin fließt.« Er ritzt leicht die Haut unter meinem rechten Auge, und ein roter Tropfen fließt über meine Wange. Der Anblick erfüllt ihn mit Freude. »Die Träne einer Vampirin, Sita. Hast du sie für mich geweint? Gewiß bin ich immer noch dein Held.«
Da meine Angst längst versiegt ist, reagiere ich trotzig.
Der blutige Fleck auf meiner linken Hand ist verschwunden.
»Das einzige, was ich bedauere, sind die Tränen, die ich um Euch geweint habe«, sage ich. »Andere Tränen habe ich nicht. Ich habe meinen Frieden gefunden, doch Ihr seid noch immer ein Ungeheuer. Eines Tages werdet Ihr dazu gezwungen sein, in Perseus’ Spiegel zu blicken und Euer eigenes Bild zu sehen – zu sehen, wie häßlich Ihr anzuschauen seid. Und an diesem Tag werdet Ihr zu Stein erstarren, Landulf. Ihr werdet sterben und verrotten, und die Welt wird um eine große Bürde erleichtert werden.« Ich verstumme und fahre dann fort: »Bring es endlich zum Abschluß und töte mich. Wenn du tatsächlich die Kraft dazu hast, du elende Kreatur.«
Ich spucke ihm ins Gesicht, was ihm augenscheinlich nicht gefällt.
Er wischt meinen Speichel fort und hebt das Messer.
»Ich hatte vor, dich schnell zu töten, Sita«, sagt er. »Aber jetzt werde ich mir die ganze Nacht dafür Zeit lassen.«
Er beugt sich vor, um mir einen Schnitt in die Hüfte zu versetzen, aber hält dann verwirrt inne.
Einen Moment lang bin ich genauso durcheinander wie er. Mein Körper hat begonnen zu glühen. Auch der Teich erstrahlt im Licht des Himmels. Fast scheint es, als wären die Sternenkonstellationen am Firmament zum Leben erwacht, um jetzt ihr Licht zur Erde zu schicken. Das weiße Licht, das meinen Körper umhüllt, kommt sowohl vom Himmel als auch aus der Richtung des Teiches. Landulf scheint zu erkennen, welche Verwandlung mit mir vor sich geht, und wirkt verärgert. Ich hingegen empfinde Euphorie. Ich habe dieses besondere Gefühl schon einmal erlebt, als ich das Kind vor den Setian errettet habe. Auch Landulf gehört zu diesen Kreaturen, nur daß er noch schlimmer ist.
Er bemüht sich, mich mit dem Messer zu verletzen, während ich immer heller leuchte. Seine Enttäuschung veranlaßt mich zum Lachen.
»Ich fürchte, Ihr werdet für immer leprös bleiben«, sage ich mit einer Stimme, die deutlich schwächer wird. »Nehmt dieses Schicksal nicht zu hart. Ihr werdet nicht mehr allzulange darunter leiden müssen. Yaksha befindet sich noch immer auf diesem Planeten, und Ihr könnt versuchen, ihn zu finden, aber ich glaube nicht, daß Ihr ihn rechtzeitig findet. Für Euch bin ich wirklich die letzte Vampirin. Eure letzte Chance, Landulf. Nun, was für ein Gefühl ist es, das zu wissen?«
Sein Zorn ist unbeschreiblich. Sein schönes Gesicht verwandelt sich in die Maske eines Dämons. Die unsichtbaren Schlangen über seinem Kopf verströmen giftige Dämpfe. Sie umgeben ihn in einer todbringenden
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