Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
Arm, und ich zwang mich, tief durchzuatmen.
Durch die Hintertür schlichen wir hinaus auf die Veranda. Während ich von einem Fuß auf den anderen hüpfte, schloss er die Tür, vergeudete aber keine Zeit mit Abschiedsgesten. Es war ein Haus. Nur ein Haus, genau wie er gesagt hatte.
Durch die Seitentür huschten wir so leise wie möglich hinaus auf den Rasenstreifen zwischen unseren Häusern, schoben uns dann am Gebäude entlang, vorsichtig darauf bedacht, uns aus dem Mondschein fernzuhalten und leicht über den ganzen Fuß abzurollen, um so wenige Geräusche wie nur möglich zu erzeugen, während wir durch den kleinen Garten krochen und schließlich auf der einzelnen Stufe verharrten, die zur Küche führte.
Mein Zuhause. Wir waren zu Hause. Alles, alles , würde wieder gut werden. Schon traten mir die Tränen in die Augen. Mein ganzer Körper zitterte unter der frohen Erwartung, sie zu umarmen und an mich zu drücken, bis ihre Rippen brachen. Wir konnten sie in dem Streifenwagen mitnehmen. Sie durfte nicht hierbleiben und weitermachen. Wir mussten sie mitnehmen nach Chicago. Und dann, sobald wir einen Weg gefunden hatten, Rebecca zu befreien, würden wir alle zu dem sicheren Haus fahren.
Er schob mich hinein.
Trotz meiner brodelnden Erregung weckte das Trippeln von Füßen auf dem Teppich sofort meine Aufmerksamkeit, und mein Körper, der während der letzten Wochen darauf trainiert worden war, vorsichtig zu reagieren, spannte sich ganz von selbst.
»Soldaten!«, hörte ich eine männliche Stimme angstvoll flüstern.
Ein Rascheln auf dem Teppich außerhalb der Küche.
Ich rannte darauf zu, getrieben von der Sorge, sie könnten versuchen, durch die Vordertür zu fliehen, und geradewegs in einen vorüberkommenden Streifenwagen der Sperrstundenpatrouille laufen. Ich hastete zu schnell um die Ecke, dort, wo der Küchentisch hätte stehen sollen, und geriet ins Rutschen.
Chase war direkt hinter mir. Er packte meine Schulter, stieß mich gewaltsam an die Wand und hielt mich dort fest. Einen Moment später reagierte mein Herz mit einem Trommelwirbel, dessen Rhythmus mir auf die Trommelfelle schlug.
»Keine Soldaten«, rief Chase laut genug, dass jeder im Nebenraum ihn hören konnte. Dann warteten wir hinter der Mauer, die die Küche vom Wohnzimmer und der Vorderseite des Hauses trennte.
Hastige Schritte. Dann nur noch Stille.
»Wir tun euch nichts!«, fügte ich, fest in Chase’ immer härter werdendem Griff gefangen, hinzu. »Geht nicht zur Vordertür raus! Vorhin ist ein Streifenwagen vorbeigefahren.«
Stille.
»Ich bin kein Soldat«, versicherte Chase erneut. »Das ist nur Tarnung.«
»Ja, klar!«, konterte eine Männerstimme. »Woher soll ich wissen, ob ich dir glauben kann?«
»Ich lege meine Waffe nieder«, schlug Chase vor. Er warf mir einen warnenden Blick zu, ehe er mich losließ, und dann ging er, zu meinem großen Schrecken, in die Knie und lehnte die Waffe an meinen Fuß. Ich hob sie auf, ließ sie aber locker herabbaumeln.
»Ich lege meine nicht ab!«, gab der Mann zurück.
»Wir wissen beide, dass du keine Waffe hast«, entgegnete Chase gelassen.
»Wir suchen eine Frau – Lori Whittman«, erklärte ich. »Das ist alles. Wir wollen keinen Ärger, wir wollen nur mit ihr reden.«
»Sie ist hier«, meldete sich eine weibliche Stimme zu Wort. »Ich bin Lori Whittman.«
Mir drehte sich der Magen um. Nein, nein, nein, nein, nein. Das war nicht die Stimme meiner Mutter.
»Ich komme raus«, kündigte ich an.
Aber Chase verstellte mir den Weg. Er schaltete die Taschenlampe ein und trat hinaus auf den Korridor. Ich blieb ihm direkt auf den Fersen, steckte mir die Waffe in den Rockbund und schubste ihn, wollte ihn aus dem Weg drängen, aber er war so standhaft wie eine Ziegelmauer.
»Woher habt ihr meinen Namen?«, wollte das Mädchen wissen.
»Ein Freund …« Chase’ Stimme versagte, und plötzlich stand er stocksteif vor mir.
»Du …« , erwiderte sie. »Du!« , kreischte sie. Sie kannte ihn. Und er kannte sie.
Endlich gelang es mir, Chase zur Seite zu schieben.
Da, direkt vor mir im Lichtstrahl der Taschenlampe, stand ein Mädchen mit einem wilden Dickicht roter Haare, blassen Wangen und dunklen Sommersprossen. Ihre schmalen Lippen hatten sich zu einem höhnischen Grinsen verzogen, und die grünen Augen, die ich seit der Kindheit kannte, blickten zornig, nur um gleich darauf zu blinzeln und sich einen verwirrten Ausdruck anzueignen.
»Beth?«
»Ember?«
Ich spürte ein Pochen in
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