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Gesetzlos - Roman

Gesetzlos - Roman

Titel: Gesetzlos - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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ihres leicht vorgewölbten Bauchs, dessen kleine Rundung noch aus Kindheitstagen übriggeblieben war, ihrer üppigen Brüste, die sich perfekt in die Linie ihres Körpers einpassten, des langen und sanften Schlitzes ihres Geschlechts, dem sich noch kein Mann genähert hatte, des so runden Hinterns, der weißer war (wenn das überhaupt ging) als das restliche Fleisch – und dass sie, auf Knien und Ellbogen vor mir aufgestützt, rasch lernte, sich – beinahe hätte ich gesagt: meinen, aber nein – ihren Vorstellungen entsprechend zu bewegen, schließlich war ich ihr egal – mich rührte, nein, nur fast, oh! nur für die Dauer einer Sekunde streifte mich eine Gefühlsregung, die nichts an der Versteinerung meiner um Maxime (und Clara) trauernden Seele ändern konnte, denn noch nie war ich derart außerhalb einer Geliebten geblieben wie ich in den sechs Nächten außerhalb von Irène gewesen war, sechs Nächte, die wir damit verbrachten, unsere Körper mit einer Gier zu vereinen, die von Stunde zu Stunde und von Tag zu Tag rasender wurde.
    Es stimmt auch, dass sie sich schon in mich vernarrt hatte, bevor wir uns zum ersten Mal gesehen hatten, dass sie leidenschaftlich von mir Besitz ergriff und in der Rue des Martyrs das Beste erlebte, was ihr ein Liebhaber im Leben bieten konnte – aber im Klartext gesprochen, sie benutzte mich (zumindest glaubte sie dies), um sich selbst die höchste Lust zu bereiten, und ein Teil dieser Lust bestand darin, mich zu erschöpfen, mich zu zerstören, mich meines Seins zu berauben – zumindest glaubte sie das, sie beraubte mich nur meines Scheins oder einer Nachahmung des Seins, mein Herz blieb fern von ihr, und der Pseudo-Raub, den ich mit Begeisterung erduldete, war nur eine List von mir,um mich von dem Übel zu befreien (von welchem Übel, erzähle ich später), und wenn aus der Verschmelzung unserer beider Abwesenheiten von Liebe am Ende ein paar entscheidende Seins-Moleküle hervorgehen sollten, dann geschah dies eher zu meinem Vorteil als zu dem der armen Maggie.
    Ich kehre zu meiner Ausgangsfrage zurück: Nur aufgrund dieser Situation, die ich so detailliert und hartnäckig beschrieben habe, konnte ich Irènes Bitte nachkommen. Aber diese Kulissen und Irènes tyrannische Lust, dank meiner zu entdecken, welche leidenschaftliche Glut ihr Fleisch durchströmen konnte, hätten nicht ausgereicht, dass ich die mir zugedachte Rolle in unserer Geschichte ausfüllen konnte. Es waren andere Faktoren nötig, andere mehr oder weniger geheime Triebfedern, vielfältige mehr oder weniger nachdrückliche mentale Stupser, die mich in den Vordergrund der Bühne stießen, auf der sie bereits stand und von wo aus sie verzweifelt nach mir rief.
    Welche?
    Ich sehe drei. Erster Stupser: Als Irène Maggie bei mir angekommen war und ihre dunkelrote Weste auf meine Spendor-Lautsprecherbox legte (ah, das fing schon nicht gut an!), blieb sie einen Augenblick nachdenklich stehen, den Kopf zur Seite geneigt, mit hängenden Armen, geschlossenen Beinen, auf ihren hohen Absätzen, sodass Füße und Zehen den Boden kaum zu berühren schienen – in dem Augenblick schob sich das Bild von Marie vor mein Auge, Marie, die in ihrem Schlafzimmer am Fensterkreuz hing, und ich sah Marie in Irène, Marie, die zurückgekehrt war, und so heckte mein Geist den Plan aus … – nein, es war nicht Marie, die ich in Irène sah, sondern das Böse selbst, das Böse, von dem Marie besessen gewesen war, das sie zerstört hatte und das nicht sie war, so ergriff ich die Gelegenheit, indem ich Maggie besaß, dieses Böse zu besitzen und es in mich aufzunehmen – warum? um es ohne Mitleid im gewünschten Augenblick zu vernichten (man wird bald, schon sehr bald verstehen!) – doch all diese Visionen und Intuitionen, die ich versuche wiedererstehenzu lassen, waren selbstverständlich vage, verschwommen und zweideutig, sie entbehrten jener bedrückenden, außerordentlichen Klarheit, die meine Feder ihnen heute verleiht.
    Zweiter Stupser – eine andere Erklärung, diesmal einfach und trivial, ja sogar ein wenig beleidigend für mich, und im Grunde halte ich sie nicht für wahr, aber die strenge Logik erlaubt mir nicht, sie unter den Teppich zu kehren: Clara war mir entronnen (für wie lange? für immer? mein Gott!), ich verzehrte mich nach ihr, seitdem ich am 3. Mai ’08 in Saint-Maur das von ihrem Onkel Michel Nomen gemalte Portrait gesehen hatte (ein einzigartiges Werk, das sich keinem Genre zuordnen ließ, das vielleicht nicht

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