Gesetzlos - Roman
wenn Sie hungrig sind und wenn Sie bereit wären, etwas anderes als Stilton zu essen.«
Verstohlenes Lächeln.
»Schokolade?«
»Habe ich da.«
»Milchschokolade mit Nüssen?«
»Selbstverständlich.«
»Dann hätte ich gern zwei Stückchen.«
Mit ihren beiden »Stückchen« in der Hand kehrte sie auf »ihren« Platz zurück.
Vom ersten Tag an machte ich es mir zur Gewohnheit, siegewähren zu lassen und in allem kleinbeizugeben, nicht etwa aus Unterwürfigkeit, sondern weil es mir egal war und weil ich die ideale Entwicklung unserer Geschichte dadurch begünstigte, dass ich mich ihren Wünschen und Kapriolen nicht widersetzte, und auf diese Weise den bereits beschriebenen entscheidenden Nutzen daraus zog.
Vergnügt an den Nüssen und der Schokolade knabbernd erzählte sie mir ein wenig über ihr Leben, ihre englische Herkunft, ihre Familie – wobei sie mir im Laufe der Erzählung bedeutete, ich solle mich zu ihr setzen, auf das rechte Kissen, das hart und feindselig zu meinem Gesäß war, fast hatte ich den Eindruck, ich befände mich weder auf meinem Sofa, noch bei mir zu Hause.
Ich fühlte mich so unwohl! So müde, so bedrückt – wie eine geschlossene Faust, meine eigene Faust, in der ich mich selbst zermalmte! Als Irène mich in diesem Zustand sah, während sie danach gierte, von dem Mann berührt zu werden, den sie als den einzigen Mann identifiziert hatte, von dem sie wünschte, berührt zu werden, während sie danach gierte, dass dieser vom Himmel Gesandte ihr mit lebhaften (aber behutsamen) Bewegungen, und nicht so reglos und in sich zusammengekauert wie jetzt, endlich jene neue und geheimnisvolle Empfindung offenbarte, die darin bestand, von einem fremden Körper überwältigt zu werden, was ihr jedoch keine Angst machte, da legte sie plötzlich eine heuchlerische Fürsorglichkeit an den Tag, indem sie die mimische und verbale Maske des Mitgefühls aufsetzte, um mir zu versichern, dass der vortrefflichen Clara Nomen vorläufig nichts zugestoßen sein konnte, dass im Augenblick nichts bewiesen war, die reine Faktenlage gab im Augenblick nichts her. (Trotzdem gab es da sehr wohl etwas, doch was? – genau das ließ mich ja erstarren.) Ich dankte ihr für ihre barmherzigen Gedanken und ließ mich dazu hinreißen (nein: Es war, als würde ich zu mir selbst sprechen), ihr in meinem erschöpften Zustand, in meiner Fassungsund Gedankenlosigkeit, anzuvertrauen, dass ich heute – ja, heute, kurz vor Claras Verschwinden – einen lieben, einen uraltenFreund verloren hatte. Alsbald bereute ich mein Geständnis. War es nicht obendrein auch unvorsichtig, wem auch immer zu offenbaren, dass ich über Maximes Tod im Bilde war? Ich fürchtete mich vor Irènes Fragen. Aber es kamen keine oder nur wenige. Die brodelnden Seelenzustände anderer Leute vermochten sie nicht aufzuwühlen, und so hätte sie, ganz gleich, welche Lüge oder maskierte Wahrheit ich ihr aufgetischt hätte, um unangenehme Fragen zu vermeiden, alles so bedenkenlos geschluckt wie ein Stück Schokolade.
Sie nahm meine Hand und führte sie an ihre Lippen. Ich wandte mich ihr zu. Wir blickten uns in die Augen, jeder in sich eingemauert. Sie hielt mir den Mund hin, in der Hoffnung auf einen Kuss, ihn erflehend, ihn fordernd.
Er fand statt, endlos wie der Kuss eines Toten (einzig gestört durch das nervtötende Klingeln ihres Telefons).
Im Schlafzimmer wollte sie kein Licht. Bitte gern, wir tasteten uns durch die Dunkelheit, entkleideten uns, und in der Dunkelheit berührte ich ihren sehnsüchtig bebenden Körper, ihre üppigen, wohlgeformten Brüste, ihren rundlichen Bauch eines noch ganz jungen Mädchens, der noch zarter und glatter war als die restliche Haut, obwohl nein, den Rekord an Zartheit brach ihr samtweicher Schritt, der mir reichlich seine köstliche Feuchtigkeit darbot und alles von mir erwartete. Dem widmete ich mich so ausgiebig und sorgfältig mit Lippen und Zunge, dass Irène ihrem tiergleichen Wimmern schließlich ein Ende setzte und mich zu sich heranzog.
Dann, nachdem ich höchst behutsam in sie eingedrungen war, gab ich mich so ausgiebig allerlei Bewegungen hin, dass die Hürde der Jungfräulichkeit überwunden ward, als hätte sie nie existiert, und ich immer ungehinderter vordringen konnte, wobei ich zuweilen ihrem Wunsch entsprach und eine Pause einlegte, in der ihr Wimmern, das als einziges die Stille verschlang, mein ungezügeltes Verlangen nach Befriedigung immer weiter bloßlegte,bis ich bei der sechsten Pause mit der
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