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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Jugendliche Spinnereien.«
    »Wirklich?«, fragte ich vorsichtig. »Das Gerücht kommt mir ziemlich hartnäckig vor. Es stand ja sogar in der Schulzeitung von Northelm.«
    »Dieser Artikel wurde zurückgezogen, sobald ich Wind davon bekam«, sagte Skolaris. »Wie gesagt, diese Geschichten von Geistern und Männern mit Beilen sind nichts als moderne Legenden. So etwas gibt es nicht. Mr Dodge kann vollkommen beruhigt sein.«
    »Lance Myers wäre da nicht Ihrer Meinung«, wandte ich ein.
    Skolaris kniff die Augen zusammen. »Lance Myers betreibt einen Spirituosenladen. Ich würde vermuten, er hat ein paar Schlucke zu viel von seiner Ware gekostet.«
    »Trotzdem erinnert er sich sehr gut an die Begegnung, die er in seiner Jugend als Schüler von Northelm mit diesem Geist hatte.«
    Skolaris verlor sichtlich die Geduld. Er starrte mich weiter verkniffen an und verschränkte die Arme. »Hören Sie mal gut zu. Ich bin seit fast fünfunddreißig Jahren Lehrer an dieser Schule, und ich habe dort so manche Nacht noch spät an meinem Schreibtisch gesessen und Klausuren korrigiert, aber diesen Hatchet Jack habe ich kein einziges Mal in der Schule oder auf dem Gelände gesehen. Diese Gruselgeschichte hat sich vor Jahren jemand ausgedacht, und sie geht immer noch herum und ängstigt die Schüler unnötigerweise.«
    Etwas im Blick des Mannes sagte mir, dass er mich gerade nach Strich und Faden anlog. »Verstehe.«
    »Nein, Sie verstehen nicht«, knurrte er. »Jedes Jahr ist es das Gleiche. Es kommen neue Schüler, die sich über jedes kleine Knacken und Knirschen in der Nacht beklagen, und die Älteren sind überzeugt, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und wir es zu vertuschen versuchen. Es ist schlicht und einfach lächerlich, und meiner Meinung nach ist es die Mühe nicht wert, die Geschichte aus dem Weg zu räumen!«
    »Aber was denken Sie, warum sie sich so hartnäckig hält, Mr Skolaris? Wo Rauch ist, gibt es auch Feuer, verstehen Sie? Davon bin ich fest überzeugt. Und diese Geschichte wirkt auf mich wie ein flammendes Inferno. Schließlich hält sie sich schon dreißig Jahre. Ein langer Zeitraum für etwas, was jeder realen Grundlage entbehrt.«
    »Wer weiß schon, warum solche Sachen sich so in den Köpfen festsetzen?«, erwiderte Skolaris. »Ganz sicher nicht deswegen, weil wir als Lehrpersonal nicht versucht hätten, das Gerede zu unterbinden.«
    »Wäre es nicht klüger, den Schülern zu zeigen, dass man sie ernst nimmt?«, fragte ich. »Schauen Sie, wenn man der Sache vonseiten der Schule richtig auf den Grund gehen und den Schülern erlauben würde, darüber zu berichten, bis das Ganze zu einem umfassenden und offiziellen Ende kommt, würde damit diesem sogenannten Mythos nicht der Wind aus den Segeln genommen?«
    »Im Gegenteil«, sagte Skolaris. »In Northelm wird Wert auf seriöse Berichterstattung gelegt. Wenn wir die Kinder auf einen solchen Unsinn ansetzten, wäre das gleichbedeutend mit einem Zugeständnis, dass Sensationsjournalismus glaubwürdig ist.«
    »Was geht eigentlich im Kopf von solchen Lehrern vor?« Trotz meines Vorsatzes, ruhig zu bleiben, wurde ich allmählich aggressiv. »Ehrlich, was befürchten Sie mehr – dass an der Geschichte etwas Wahres sein könnte oder dass etwas herauskommt, das vor dreißig Jahren unter den Tisch gekehrt wurde?«
    Skolaris ballte die Fäuste. »Verlassen Sie meinen Grund und Boden!«, sagte er wutschnaubend.
    »Aber wir wollten nur –«
    »Ich sagte: Verlassen Sie meinen Grund und Boden!«, brüllte Skolaris und schlug uns die Tür vor der Nase zu. »Oder ich rufe die Polizei und lasse Sie abführen!«, kam noch von drinnen.
    Gilley stieß mich mit dem Ellbogen an. »Vielleicht gehen wir besser.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen folgte ich ihm den Fußweg hinunter. Als wir im Van saßen und Gil den Motor anließ, warf er mir einen Seitenblick zu. »Hat ja reibungslos geklappt.«
    Da explodierte ich. »Jetzt komm, Gilley! Es ist eine Zumutung, dass dieser Tattergreis aufgeweckte, beeindruckbare Jugendliche in Journalismus unterrichtet!«
    »Schon, M. J.«, sagte Gil nüchtern. »Aber musstest du ihm das so deutlich unter die Nase reiben? Irre ich mich, oder warst du am Anfang nicht eher darauf aus, ihm zu schmeicheln?«
    Eine Zeit lang schwieg ich beleidigt. Mir war nur zu klar, dass Gilley recht hatte. Der Anfang unseres Gesprächs war vielversprechend gewesen, aber das Ende hatte viel zu wünschen übrig gelassen, und ich hatte das Gegenteil dessen

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