Gespenster um Al Wheeler
fertig war, ebenfalls nach allen Regeln der Kunst
vertrimmt. Sie war also bereit, Barney behilflich zu sein. Es war ein
verrückter Einfall. Barney bastelte sich eine Falle zusammen — eine, wie sie
die afrikanischen Eingeborenen bei der Wildjagd benutzen. Man biegt einen jungen Baum herab, bis zum rechten Winkel oder sogar
noch weiter; ich weiß es nicht mehr genau. Man befestigt versteckt ein Netz auf
dem Boden und verbindet das Ganze durch irgendeinen Mechanismus, der sich
automatisch auslöst, wenn das Opfer darauf tritt. Der Baum schnellt zurück, und
wenn alles klappt, hängt das Opfer hilflos acht oder zehn Meter über dem Boden
in einem Netz.
Jedenfalls verbrachte Barney
Wochen mit Herumbasteln, bis er dachte, nun wäre alles perfekt. Dann machte er
sich ans Werk. Die Frau des Farmers benutzte, wie zuvor abgemacht, irgendwelche
fadenscheinigen Ausflüchte, um am Nachmittag die Farm zu verlassen, wobei sie
dafür sorgte, daß ihr Mann mißtrauisch wurde und ihr folgte. Als er die beiden
erwischte, spielten sie ihm eine heftige Liebesszene im Gras vor; er bekam
einen Wutanfall und trat geradewegs in die Falle .«
»Und sie funktionierte ?« fragte ich.
»Sie funktionierte großartig«,
sagte sie bitter, »abgesehen von einer Kleinigkeit. Da er mit dem Gewicht des
Farmers im Netz rechnete, hatte Barney einen besonders kräftigen jungen Baum
für den Job benutzt. Es war ihm nicht klargeworden, wie kräftig er war. Als er in seine normale aufrechte Stellung
zurückschnellte, waren die Triebkraft und das Gewicht des Farmers einfach zuviel — etwas mußte nachgeben, und das war der Strick, mit
dem das Netz an den Baum gebunden worden war. Der Farmer wurde fünfzehn bis
zwanzig Meter in die Luft geschleudert und fiel dann wieder herunter. Er
landete geradewegs mit dem Rücken auf einem Baumast ,
brach sich das Rückgrat und war von da an von der Taille abwärts gelähmt.
Vater warf Barney am selben
Abend aus dem Haus und enterbte ihn am nächsten Tag. Er zahlte dem Farmer
sofort hunderttausend Dollar oder so etwas, aber ich glaube, dem wären seine gesunden
Beine wesentlich lieber gewesen. Ungefähr drei Monate später kam seine Frau bei
einem Autounfall um. Sie war allein von einer Tanzhalle in Pine City zurückgefahren und geradewegs in einen entgegenkommenden Lastwagen gerast.
Natürlich war sie betrunken gewesen .«
»Danke, daß Sie mir das alles
erzählt haben«, sagte ich. »Sie haben hinterher nie mehr etwas von Barney
gehört — kein einziges Wort ?«
»Nichts«, sagte sie
ausdruckslos.
»Standen Sie beide sehr gut
miteinander ?«
»Eigentlich nicht.« Sie zuckte die
Schultern. »Immerhin besser, als wir beide mit Crispin standen. Aber der war ja
schließlich der geborene Fatzke .«
Charity stand wieder auf und ging
schnell zum Telefon. »Es macht mich verrückt, hier herumzusitzen und alles, was
es an Tod und Katastrophen gegeben hat, wieder aufzuwärmen«, sagte sie mit gepreßter Stimme, während sie den Hörer abnahm.
»Lassen Sie uns die Sache ein
bißchen munterer gestalten, Al Wheeler. Man könnte gerade meinen, Sie seien
hierhergekommen, um mit einem Mädchen zu reden, statt sie zu verführen .« Sie starrte auf das Telefon und sprach dann. »Nein, ich
habe nicht Sie gemeint! Ich habe mit meinem Onkel gesprochen — dem, der schielt
und spuckt, wenn er redet. Hier ist Miss — ja, ganz recht. Schicken Sie mir — ja,
ganz recht, nur diesmal sechs .« Sie legte auf und
grinste mich an. »Gehen Sie gut mit mir um, vielleicht tanze ich dann sogar für
Sie, noch bevor die Nacht vorüber ist, Baby .«
»Ich hasse es, wenn Orgien
durch dienstbare Geister unterbrochen werden, Sie nicht auch ?« sagte ich in vertraulichem Ton. »Wollen wir nicht warten, bis er hier war und
wieder gegangen ist, damit wir Tante Jessica unter dem Bett vorrollen und aus
dem Fenster werfen können? Ich habe immer gefunden, daß nichts so sehr wie ein
prima Spaß Orgien fördert .«
»Zweifellos«, sagte sie, und
ihre Stimme war wieder voller Vitalität. »Später können wir vielleicht auch dem
lieben Onkel Crispin einen Streich spielen, nicht? Zum Beispiel — lassen Sie
mich überlegen — oh, wir könnten ihm vielleicht sein Hemd in den Hals stecken,
und während er daran erstickt, können wir ihn mit Benzin überschütten und ihn
anzünden. Wie wär’s damit ?«
»Klingt recht komisch«, stimmte
ich zu. »Außerdem sparen wir Elektrizität ein .«
Ein Klopfen an der Tür
verkündete das Eintreffen des
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