Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
du hingehörst.«
RASEND SCHNELL DREHTE SICH RYANS WELT und geriet außer Kontrolle. Der Kerl, der mit Ulrika zusammen war, schaute ihn an. Direkt. Und der Blick drang bis in sein Gehirn.
Erinnerst du dich an das alljährliche Picknick? Einmal hast du dich nackt ausgezogen, um im See zu schwimmen. Die meisten Leute folgten dir, auch dein Boss. Später gingen wir in diesen Club namens Chaos. Dort hast du eine Frau mit lila Haar aufgerissen. Weißt du noch, wie du mir erzählt hast, du wärst in San Diego aufgewachsen?
Ja, er entsann sich – wie er nackt geschwommen war … Aber wo? Und an seinen Boss … einen gewissen Roland …
Chaos. Daran erinnerte er sich nicht. Auch nicht an die Frau mit den lila Haaren. Aber irgendwo im Nebel seines Gehirns tauchte eine Vision von San Diego auf. Von seiner Mutter, die ihm sein Müsli hinstellte. Ihm wurde warm ums Herz. So innig hatte er sie geliebt, so gut hatten sie sich verstanden. Wenige Tage vor seinem Highschool-Abschluss war sie dann gestorben. An Krebs.
Jetzt verdichteten sich die Nebelwolken wieder, und er glaubte zu schweben. Irgendwie ahnte er, wer ihm das antat, dieser blonde Typ – Trance, nicht wahr? Vage spürte er Cocos Hand auf seiner Schulter und hörte sie seinen Namen rufen.
Itor ist nicht dein Team. Komm nach Hause, wo du hingehörst.
In Ryans Gehirn explodierten heftige Schmerzen, breiteten sich wie Spinnweben in seinem ganzen Schädel aus. Dann zerriss die Verbindung mit Trance. Reglos saß er da – unfähig, zu sprechen oder auch nur einen Finger zu rühren, konnte er nur nach unten schauen. Da sah er die Fernbedienung, die er hatte fallen lassen, und in diesem Moment klammerte er sich so fest an das Kopfende des Betts, dass es zerbrach.
Itor ist nicht dein Team.
In Ryans Magen rumorte sein Frühstück. Wenn nicht Itor – wer dann?
SCHON WIEDER DREHTE RYAN DURCH, ohne sichtbaren Anlass. Diese Kopfverletzung würde noch seinen Job gefährden.
»Verdammt, Ryan, bitte!« Meg schüttelte ihn noch kräftiger als bei seinem Zusammenbruch im Flugzeug. Nichts. Sie streichelte sein Haar, strich es ihm aus der Stirn – die fühlte sich kühl an, also kein Fieber. Während er geradeaus starrte, bewegte er plötzlich die Lippen und schien Fragen zu beantworten, die ihm sein Gehirn stellte.
Dann richtete er sich auf, presste die Knie an seine Brust und röchelte. Meg berührte ihn erneut, und da schrie er los: »Zur Hölle mit dir! Geh weg!«
»Sorry«, murmelte sie, ging quer durchs Zimmer und versuchte sich unsichtbar zu machen. Wahrscheinlich das Dümmste, was sie je getan hatte – an der Seite ihres Kidnappers zu bleiben, trotz seiner Drohung, er würde sie verletzen.
Du hast diesem Kerl das Leben vermasselt. Deshalb bist du ihm was schuldig.
Und doch – Scheiße, sie musste sich nicht so schrecklich behandeln lassen.
Langsam ging sie wieder auf ihn zu und neigte sich zu ihm. »Du hast Schmerzen und Angst, und bist völlig verwirrt – das verstehe ich Ryan. Aber wage bloß nicht, mich zum bescheuerten Sündenbock für deine Probleme abzustempeln.«
»Du bist ein Teil meines gottverdammten Problems!«, brüllte er, packte sie am Arm und zog sie näher zu sich heran.
Sie wehrte sich nicht und setzte sich auf den Boden. Aber sie hörte auch nicht auf, ihn herunterzuputzen. »Armer Kleiner – dein ganzes Geld ist futsch. Von einem Mädchen gestohlen. Illegal erworbener Zaster. Tun wir doch nicht so, als hättest du Waisenkinder damit durchgebracht, du Arschloch!«
Da ließ er sie los und wollte sich abwenden, was sie ihm nicht erlaubte. Diesmal umklammerte sie sein Kinn und zwang ihn, sie anzuschauen.
»Die meisten Frauen, die ich kenne, wären längst abgehauen und hätten deinen armseligen Arsch im Jet verrotten lassen. Insbesondere nach der Gemeinheit, die du mir beinahe angetan hättest. Ich bin nicht abgehauen. Also solltest du meine Großmut allmählich zu schätzen wissen.«
Den Blick gesenkt, rang er mühsam nach Luft. Als er endlich sprach, klang seine Stimme immer noch zornig. Doch der Groll galt nicht ihr. »Ich bin nicht der Kerl, für den ich mich gehalten habe, kein Itor-, sondern ein ACRO-Agent.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Gestern Abend habe ich jemanden getroffen – den Typ, dem wir hierhergefolgt sind. Er kannte mich. Aber ich erkannte ihn nicht wieder. Und ich schwöre dir, vorhin hat er mit mir geredet. In meinem Kopf.« Beklommen starrte er die Fernbedienung an, als würde er in ihr die Lösung des
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