Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
Rätsels finden. »Er hat mir ein paar Sachen erzählt.«
»Während deines Blackouts hast du San Diego erwähnt – so wie vorhin schon mal. Es gibt da ein paar Dinge, die ich über dich weiß.« Meg verstummte und fragte sich, ob er sie anschreien würde, weil sie ihm das bisher verschwiegen hatte.
Stattdessen fasste er sie an den Schultern und verlangte in unmissverständlichem Ton: »Hör auf, mich zu verarschen, und sag mir alles, was du über mich weißt. Jetzt sofort. Bitte.«
Ja, sie dachte, das wäre nur fair. »Du bist in San Diego aufgewachsen«, begann sie.
Sofort lockerten seine Finger ihren Griff. »Das stimmt, das stimmt«, murmelte er vor sich hin, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Meg konzentrierte.
»Und du hast recht – du arbeitest nicht für Itor, du bist ein ACRO-Agent.« Sie teilte ihm mit, was sie von ML erfahren hatte. Während Ryan ins Hotelrestaurant gegangen war, um das Frühstück zu holen, hatte ihr Bruder angerufen und erklärt, Malmstrom sei ein ACRO-Doppelagent gewesen, von Itor entlarvt und gefangen genommen worden. Seither würde er für diese illegale Organisation arbeiten. »Ich glaube, es ist Itor, der du deine Kopfverletzung verdankst.«
»Also haben die mir eine Gehirnwäsche verpasst«, seufzte er. »Diese Hurensöhne!«
Er ließ ihre Schultern los, und sie blieb am Boden sitzen, ans Bett gelehnt. Prüfend beobachtete sie ihn. Das dunkle Haar fiel zerzaust in seine Stirn, als wäre er eben erst aus einem langen, tiefen Schlaf erwacht. In gewisser Weise traf das sogar zu. Was mochte ihm in den langen Monaten zugestoßen sein, während ACRO ihn für tot gehalten hatte? Sie erinnerte sich an das Telefonat mit Mose.
Wahrscheinlich ist er ein totaler Chaot, Schwesterchen. Sieh zu, dass du von ihm wegkommst. Wyatt meinte, die wür den Agenten losschicken, um ihn zu schnappen.
Danach hatte sie versucht, die DVDs zu vergessen – die Szenen, in denen Ryan diese Frauen verletzte. Nun, vielleicht durfte man das nicht Verletzungen nennen. Denn nach allem, was sie über die BDSM-Welt gelesen hatte, genossen manche Menschen solche Schmerzen.
Ryan war einfach nicht der Typ, dem es Spaß machen würde, jemandem wehzutun. Andererseits – allzu gut kannte sie ihn ja nicht.
»Ich muss jetzt weiter.« Abrupt sprang er auf, wühlte in seiner Reisetasche und suchte die Autoschlüssel.
Beinahe wollte sie, dass er verschwand. Sie würde einfach hier sitzen und ihn gehen lassen, dann nach Italien oder Griechenland fliegen und dort herumhängen, bis Interpol wieder zu nahe an sie herankam.
Am liebsten würde sie nach Hause zurückkehren. Doch sie wusste gar nicht mehr, wo das war. »Ich kann dir helfen.«
Da erstarrte Ryan, sein Blick irrte zwischen Meg und der Tür hin und her. »Ich muss mich beeilen. Viel Zeit habe ich nicht, ich muss meine Vergangenheit herausfinden – den Schlüssel zu meiner Zukunft.«
Würde sie ihren eigenen finden, könnte sie vielleicht jemand anderem bei der Suche nach seinem helfen. »Wohin fahren wir?«
»Ich muss in ein Haus einbrechen, eines mit perfidem Sicherheitssystem – in einen geheimen Unterschlupf von ACRO.«
Nachdem er die Adresse genannt hatte, zeigte er auf den Computer. Meg setzte sich an den Tisch und begann zu tippen. Erstaunlicherweise funktionierte das Internet. Ihre Finger flogen umher, verschafften ihr Zugang zu Daten, an die sie eigentlich gar nicht rankommen dürfte. Bald spürte sie am ganzen Körper den vertrauten Nervenkitzel, gab Codes ein, suchte den Grundriss des Gebäudes, die Daten des komplizierten Sicherheitssystems.
»Kannst du den Zugang knacken?«, fragte Ryan. »Da muss ich unbedingt rein, mit dem Typ reden, der drin ist, und ihn warnen. Sofort.«
»So einfach wird’s nicht sein.« Pro Minute tippten ihre Finger eine Meile. »Dieses Ding ist ausgeklügelter als alles, was ich je gesehen habe. So leicht kommt man da nicht ran.«
»An deiner Seite hast du was Besseres, nämlich einen ACRO-Agenten – falls die Sachen stimmen, an die ich mich teilweise erinnere.«
»Hoffentlich erinnerst du dich möglichst schnell an noch viel mehr.«
»Gehen wir. Während ich fahre, arbeitest du weiter. Vielleicht können wir mit vereinten Kräften in das Haus einbrechen.«
WIE ÜBLICH KAM DEVLIN SCHON LANGE vor Marlena im Büro an – diesmal schon um zwei Uhr morgens, nachdem er Gabriel aus seinem Haus geworfen hatte. O Gott, was für ein Arschloch er war! Wie schaffte Ender das bloß den ganzen Tag? Denn es war
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