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Gestern, heute - jetzt

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Titel: Gestern, heute - jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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musstest den Ketten entkommen, die dich an Caverness banden. Du hast darauf gebrannt, deinen eigenen Weg im Leben zu finden, und das hast du auch getan. Was konnte ich dir dabei bieten, Rafael? Sag es mir! Die untrennbare Verbindung zu einem Ort, den du nie wiedersehen wolltest und nicht eine einzige Fähigkeit, die nützlich gewesen wäre außerhalb der Nische, die für mich geschaffen worden war.“
    „Du unterschätzt dich.“
    „Ja, vielleicht habe ich das getan. Und vielleicht wird mir das jetzt auch klar. Aber ich war achtzehn, Rafael, und ich hatte Angst. Du warst mein Herz. Caverness mein Zuhause. Und meine Pflicht lag bei der Familie Duvalier. Ich konnte nicht alles haben. Richtig oder falsch, ich habe mich entschieden, zu bleiben. Du hast dich entschieden, zu gehen.“
    „Ich musste gehen“, widersprach er.
    „Ich weiß“, stimmte sie zu. „Josien … ich weiß, wie sie dich behandelt hat … Ich weiß, dass du nur so lange geblieben bist, um Gabrielle vor ihrem Zorn zu bewahren. Mir war immer klar, dass du gehen würdest. Das habe ich dir nie vorgeworfen.“
    „Aber ich“, entgegnete er. „Zur Hölle, ich habe dir an allem die Schuld gegeben. Es hat mir dabei geholfen, die erste Zeit ohne dich zu überstehen.“
    „Es freut mich, dass ich helfen konnte“, versetzte sie schwach.
    Ein Nerv an seiner Wange zuckte heftig. „Ich weiß nicht, wohin das hier führen soll, Simone. Ich weiß nicht, was ich von dir will. Zorn. Absolution. Zuneigung. Ich habe keine Idee.“
    Da waren sie immerhin schon zu zweit. „Weißt du, was ich gedacht habe, als Gabrielle mir sagte, die Hochzeit würde in Australien stattfinden und du würdest Lucs Trauzeuge sein?“, wagte sie sich behutsam vor. „Ich dachte, dass ich mich endlich, endlich entschuldigen und dann wieder nach vorn blicken könnte. Ich wollte den Gedanken an dich loslassen.“ Sie hatten die kleine Terrasse ihres Zimmers erreicht. „Ich wollte aufhören, jeden Mann mit dir zu vergleichen.“
    „Und hast du?“, fragte er ruhig, während er sich gegen die Mauer lehnte und die Flasche Cognac festhielt. Sein Blick wirkte wachsam.
    „Nun, auf jeden Fall habe ich einen neuen Mann kennengelernt. Ob mir dieses Vorbild besser dient als das alte, bleibt abzuwarten.“ Simone fischte den Schlüssel aus ihrer Handtasche heraus, öffnete die Tür und stieß sie weit auf. Rasch streifte sie die Schuhe ab und ließ sie an der Tür stehen. Sie wagte nicht, sich umzudrehen und nachzuschauen, ob Rafe ihr folgte.
    Als sie die Nachttischlampe anknipste, hörte sie, wie er die Cognacflasche abstellte und zum Kühlschrank hinüberging. Er nahm die Wasserkaraffe heraus und schenkte zwei große Gläser ein. Ihres ließ sie unberührt auf der Bar stehen, denn sie hatte Angst, sie könnte irgendetwas falsch verstehen. Prinzessin oder Verführerin? Sie konnte das eine oder das andere sein, manchmal auch beides, doch Rafael wollte die Verführerin nicht. Nein. Trotz all seines Spotts reagierte er auf die Prinzessin. Ja, die Prinzessin hatte sich seine Komplimente verdient, und deshalb stand jetzt auch die Prinzessin vor ihm, die sich verzweifelt bemühte, kühl und souverän zu wirken und ihre eigensinnigen Emotionen zu kontrollieren.
    „Reist du morgen ab?“, fragte er.
    „Ja. Nach Sydney. Übermorgen fliege ich dann zurück.“ Sie hatte nicht länger bleiben wollen. Nicht, wenn Gabrielle und Luc nicht mehr hier waren.
    „Wo in Sydney?“
    „Im Four Seasons .“
    Er nickte.
    Schweigen setzte ein. Es war an der Zeit, loszulassen. Es war an der Zeit, sich ein Leben zu erträumen, in dem kein Engel mehr vorkam, sei es nun ein Racheengel oder nicht.
    Simone trat hölzern auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Weinen würde sie erst, wenn er weg war, doch jetzt würde sie ihm das geben, was er sich wünschte. Sie würde die Prinzessin spielen und Lebewohl sagen. „Viel Glück mit Etienne morgen.“
    Rafe schaute sie an, und in diesem Moment flackerte irgendetwas in seinen Augen auf. Er ignorierte ihre Hand. Stattdessen berührte er mit den Fingerspitzen ihre Wange und küsste sie sanft auf die Lippen. „Das ist für die Prinzessin, die meiner Schwester dabei geholfen hat, ihren Hochzeitstag zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.“
    Ihre Lippen hafteten an seinen – sie konnte nichts dagegen tun. Er bedeutete ihr zu viel, dieser Mann, das war schon immer so gewesen.
    Rafaels Blick suchte den ihren, glühend und gequält, während er seine Hand um ihren

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