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Gestrandet

Gestrandet

Titel: Gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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strich dann mehrere glänzende grüne Farnwedel beiseite.
    Vor ihnen erstreckte sich ein kleiner Teich, der
    selbstverständlich künstlichen Ursprungs war, so wie auch alles andere, abgesehen von den Pflanzen. Aber er wirkte dennoch sehr einladend. Gras wuchs an seinen Ufern, und ein Wasserfall gischtete über eine perfekt gestaltete Klippe. Dampf stieg auf.
    »Seit deiner Ankunft hast du nicht gebadet, Kes. Vielleicht möchtest du diesen angenehmen Ort nutzen, um dich zu reinigen.«
    Kes wandte sich erstaunt zu Aren um, und daraufhin fügte er rasch hinzu: »Oh, nicht jetzt sofort. Du kannst dabei natürlich allein sein, wenn du möchtest. Ich wollte dich nur mit dem Garten vertraut machen, damit du weißt, wo du ein Bad nehmen kannst.«
    Er schien plötzlich verlegen zu sein, und sein Gesicht verfärbte sich ein wenig. Kes wandte sich von ihm ab und schnupperte an einer nahen Blüte. Ihre eigenen Wangen glühten.
    »So habe ich dich an Bord der Raumstation gesehen«,
    hauchte Aren und näherte sich ihr von hinten. »Dein wundervolles Gesicht im Herzen der Blume.«
    Sie spannte unwillkürlich die Muskeln, als seine Hände sie an den Schultern berührten, dicht am Hals. Für einen
    Sekundenbruchteil nahm sie aus den Augenwinkeln das bunte Schimmern der Schwimmhäute wahr.
    »Sieh dir das an, Kes. Es hat mich ziemlich viel Geld gekostet, ein solches Exemplar hierherzubringen, aber sicher bist du ebenfalls der Meinung, daß es sich lohnte.«
    Wieder gab die Ocampa dem sanften Druck der Hände nach, und kurz darauf sah sie einen Baum, der das Modell für die entsprechende holographische Darstellung in der Raumstation gewesen sein könnte.
    Die Rinde war dunkelblau, und gezackte goldene Blätter bewegten sich im sanften warmen Luftstrom. Ein purpurne Blüte, größer als Kes’ Kopf, hatte sich geöffnet und zeigte einen rosaroten Kelch.
    Die Ocampa näherte sich dem Baum mit langsamen
    Schritten. Arens Hände lösten sich von ihren Schultern, aber er blieb in ihrer unmittelbaren Nähe und beobachtete sie erwartungsvoll. Vor dem Baum blieb Kes stehen, und ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Diesmal ist die Pflanze echt«, sagte Aren ruhig. »Das gilt auch für die anderen. Keine Trugbilder mehr, keine Tricks mit Hologrammen und dergleichen. Ich habe es dir versprochen.«
    Kes musterte ihn, suchte nach Anzeichen für eine Lüge und fand keine. Sie wandte sich wieder der Pflanze zu, strecke langsam die Hand aus und berührte sie mit dem Zeigefinger.
    Weich, wie die Haut eines Kinds. Weich und zart. Kes begriff, daß sie nur fest zugreifen mußte, um die Blüte zu zerstören und Aren zu zeigen, wie wenig sie von seinen Bemühungen hielt. Aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Sie sah sich außerstande, Schönheit und Leben zu zerstören, nur um dem Mann zu trotzen, der sie entführt hatte.
    Erneut quollen ihr Tränen in die Augen, und sie blinzelte sie fort. Kes schämte sich nicht zu weinen – selbst der Doktor hatte sie darauf hingewiesen, daß es einen positiven Effekt haben konnte, sich auf diese Weise von innerer Anspannung zu befreien –, doch hier kamen die Tränen schneller als sonst. Ein Gefängnis aus Blumen, gutem Essen, einem weichen Bett und hellem Sonnenschein, und ein Mann, der sich durch
    würdevolle Eleganz, hohe Intelligenz und Charme
    auszeichnete… Eine fatale Mischung, die ihre innere Stabilität in Gefahr brachte.
    Kes spürte, wie ihre Selbstkontrolle erneut ein wenig nachließ, als sie der Versuchung erlag, sich zur Blüte vorbeugte und so tief durchatmete, als wollte sie ihre Lunge mit der Essenz des Lebens füllen.
    Weder Mond noch Sterne. Nichts unterschied den Tag von der Nacht – abgesehen vom Hauptunterschied Licht und
    Dunkelheit.
    »Es ist unheimlich«, flüsterte Bokk.
    Janeway sah zum Himmel hoch und nickte. Sie versuchte, ihr zerzaustes Haar allein mit den Fingern in Ordnung zu bringen, band es dann zusammen und nahm sich vor, es erst nach dem erfolgreichen Abschluß ihrer Mission wieder zu lösen. Unter den gegenwärtigen Umständen hatte es ohnehin keinen Sinn, langes Haar offen zu tragen.
    Die Kommandantin der Voyager schnitt eine Grimasse, als sie begriff, in welche Richtung ihre Gedanken glitten – es gab sicher wichtigere Dinge als die Frage, wie man in der Wildnis von Mischkara das Haar tragen sollte. Sie schwang sich den Rucksack auf den Rücken und sah im flackernden Schein des Feuers, daß die anderen ebenfalls Vorbereitungen für den Aufbruch

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