Gestrandet
»Eine
miskaranische Spezialität.«
Bokk lachte leise, wurde aber sofort wieder ernst, als Tuvok sie beide mit einem kritischen Blick musterte. »Ich weiß, daß in Situationen wie dieser Menschen und andere Humanoiden dazu neigen, die Anspannung durch Humor zu lindern. Aber ich möchte Ihnen raten, sich nicht auf das Niveau von Insubordination hinabzubegeben, Lieutenant Paris.«
»Aye, Sir«, erwiderte Paris mit ausdrucksloser Miene und dachte daran, daß Tuvok als Vegetarier auf die Starfleet-Rationen angewiesen war – im Vergleich dazu war selbst Eichhörnchen-Eintopf besser.
Er hob das Fell und fächelte sich kühlere Luft zu. Schweiß bildete eine klebrige Schicht auf der Haut des Piloten.
An seinem linken Oberschenkel juckte etwas. Er achtete zunächst nicht darauf und glaubte, daß es an dem Schmutz lag, der sich während der letzten drei Tage angesammelt hatte.
Doch das Jucken dauerte an -und wurde plötzlich zu einem stechenden Schmerz.
Paris senkte den Blick und sah ein rotes, vielbeiniges Insekt, das unbekümmert an ihm knabberte.
»He, verschwinde!« zischte Paris, stieß das Insekt fort und rieb sich die Bißstelle. »Verdammter Käfer.« Nicht nur schlechtes Essen und schmutzige Uniformen, sondern auch hungrige Insekten. Eine tolle Mission.
»Oh, oh«, machte Bokk und sah zum Himmel hoch.
»Bedecken Sie sich!« stieß Hrrrl hervor. Die
Besatzungsmitglieder der Voyager kamen der Aufforderung sofort nach, zogen die Felle enger um ihre Schulter und saßen vornübergebeugt. Paris brauchte nicht extra zum Himmel emporzustarren, um zu wissen, was Bokk gesehen hatte: eins von Yashars Scoutschiffen.
Hrrrl stand auf und streckte sich.
Er will bei den Beobachtern jeden Zweifel ausräumen, daß hier unten tatsächlich Sshoush-shin sitzen, dachte Paris.
»Einzelne Gruppen von Sshoush-shin sind keineswegs
ungewöhnlich«, erklärte Hrrrl, während er sich streckte. »Es kommt immer wieder vor, daß wir das Land auf der Suche nach Nahrung durchstreifen, und unsere Rucksäcke passen gut ins Bild.«
Plötzlich war Paris sehr dankbar für das Fell, unter dem er so sehr schwitzte – vielleicht hatte es ihm gerade das Leben gerettet.
»Die Scoutschiffe bieten uns auch einen Vorteil«, sagte Janeway. »Solange Arens Leute nach uns suchen, kommt er bestimmt nicht auf die Idee, einen weiteren Ionenimpuls auszulösen. Mit anderen Worten: Solange die Schiffe der Ja’in patrouillieren, sind wir sicher.«
Tuvok wandte sich an Hrrrl, der den Eintopf umrührte.
»Haben Sie Neelix’ Spur noch einmal wittern können?«
Hrrrl seufzte, und es klang nach einem kehligen Knurren.
»Nein, leider nicht. Allerdings sind auch keine Aasfresser unterwegs.«
Kummer breitete sich in Paris aus. Hrrrl versuchte ganz offensichtlich, die Situation des Talaxianers möglichst positiv darzustellen, aber er wußte: Mit jeder verstreichenden Stunde sank die Wahrscheinlichkeit, daß sie Neelix jemals
wiedersehen würden.
Mischkara war eine grausame, erbarmungslose Welt. Paris konnte sich nicht vorstellen, den Weg nach Neu-Hann allein zu schaffen, ohne Hrrrls Wissen und seine besonderen
Fähigkeiten. Neelix mochte ein Überlebenskünstler sein, aber auf diesem Planeten kam man ohne Hilfe nicht zurecht.
Verliere nicht die Hoffnung, Tom, forderte er sich selbst auf.
Neelix ist immer für eine Überraschung gut. Vielleicht beißt er sich irgendwie durch.
Er fühlte sich beobachtet, hob den Kopf und begegnete Janeways Blick. »Alles in Ordnung, Tom?« fragte sie.
Er nickte und sah auf seine Hände. »Ich habe nur an Neelix gedacht.«
Die Kommandantin seufzte tief und rieb sich das
schweißfeuchte, schmutzige Gesicht. »Ich hätte ihn besser im Auge behalten sollen. Kes bedeutet ihm noch immer sehr viel.«
»Sie liegt uns allen am Herzen«, sagte Paris. Die Erinnerung zeigte ihm ein blasses Gesicht mit großen blauen Augen.
»Niemand von uns konnte ahnen, daß er so…«
»… dumm sein würde«, beendete Janeway den Satz und
lächelte schief. »Vielleicht hätten wir doch mit so etwas rechnen sollen. Es geschieht nicht zum erstenmal, daß Neelix alle Vorsicht über Bord wirft. Nun, wir können nur hoffen, daß sich unsere Wege möglichst bald kreuzen. Bestimmt ist er in die gleiche Richtung unterwegs. Und mit einem solchen Wegweiser kann er sich nicht verirren.« Sie deutete zu den Ruinen von Neu-Hann, die sich am Horizont erhoben.
»Ich fürchte nicht, daß er sich verirrt«, sagte Torres. »Meine Besorgnis gilt
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