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Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged

Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged

Titel: Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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einfach nur da, genoss den Augenblick und dachte einmal mehr darüber nach, dass das Lachen eines Babys eines der schönsten Geräusche war, die es im Leben gab.
    Gestern Abend nach dem Sex hatte Sam ihr erzählt, dass Martinez seiner Jessica einen Heiratsantrag machen würde, und jetzt spürte sie plötzlich ein Gefühl von Wärme in sich aufsteigen bei dem Gedanken, dass dieser nette, anständige Mann nun endlich seinen Anteil an Liebe bekommen würde.
    Von den schönen Zeiten.
    Den besten.

28
    Am frühen Donnerstagabend waren die Ratten allein, ihre Nahrung gänzlich verspeist.
    Isabella die Siebte saß in ihrem Teil des Käfigs und war ruhig, aber Romeo, der von ihr getrennt gehalten wurde, war hungrig und wurde zunehmend erregter. Das Verlangen hatte ihn vor einiger Zeit in eines der Entlüftungslöcher des Käfigs getrieben, eine kleine Ritze am äußeren Rand, von der dem Keeper noch gar nicht aufgefallen war, dass es sie gab.
    Das Nagen brachte zumindest ein wenig Befriedigung.
    Freiheit war gleichbedeutend mit Nahrung.
    Das junge Männchen war kein gezüchtetes Haustier, sondern eine gewöhnliche Dachratte, Rattus rattus, ein seidig glänzendes, schlankes Tier mit schiefergrauem Rücken und hellgrauem Bauch, das wie die meisten seiner Artgenossen glücklich war, wenn es in einer hohlen Wand kauern und an einer Isolierung, einem Draht oder einem Rohr knabbern konnte.
    Wenn Isabella oder irgendein anderes Weibchen eben auf die Schnelle zu besteigen gewesen wäre, hätte Romeo der Fünfte es sich vielleicht noch einmal überlegt, ob er so mir nichts, dir nichts verschwinden sollte. Wahrscheinlich hätte er sie vorher noch besprungen, bevor er sich auf die Socken gemacht hätte.
    Aber weder Isabella noch sonst ein Weibchen war verfügbar gewesen.
    Also nagte er weiter.
    Und dabei pinkelte er und ließ munter seine Köttelchen fallen.
    Genau wie jede andere Dachratte, die wusste, was sie sich schuldig war.

29
    Elizabeth hörte plötzlich andere Geräusche.
    »André«, zischte sie und sehnte sich verzweifelt danach, dass er endlich aufwachte, dass er für sie da war.
    Aber der Mann, der immer so voller Leben gewesen war, so jung und blitzgescheit, und der mit dem gleichen Elan mit ihr geschlafen hatte, mit dem er gearbeitet hatte - dieser Mann lag einfach nur da, denn man hatte ihm nicht nur seine Würde, sondern auch seine Kraft und Vitalität geraubt, als man ihm angetan hatte, was immer es sein mochte.
    Der Film lief noch, aber Elizabeth schaute nicht mehr hin, war stattdessen eine Weile in den Schlaf zurückgeflüchtet. Nur war das Aufwachen grausam und ihr Entsetzen über das, was passiert war, so groß gewesen, dass sie das Wasser endgültig nicht mehr halten konnte und ihre Blase sich entleerte, was sie dermaßen beschämte, dass sie weinen musste. Aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern; sie konnte jetzt nur weiter auf die Wand zurutschen, raus aus ihrem eigenen Dreck.
    Aber dadurch entfernte sie sich immer mehr von André.
    Sie fühlte sich einsamer denn je.
    Die neuen Geräusche kamen näher.
    Etwas ratterte und quietschte.
    Rollte.
    Räder?
    Jetzt hörte sie ein Klirren.
    Ein Schlüssel wurde in ein Schloss gesteckt.
    Elizabeth starrte in die Richtung, aus der das Geräusch kam, versuchte vergeblich, mit ihrem Blick die Finsternis zu durchdringen, die sich vor dem vorderen Teil des Käfigs auftat.
    Der Schlüssel drehte sich, und jetzt öffnete sich eine unsichtbare Tür. Zugleich war da ein schmales Lichtband, das sich zu einem Dreieck weitete, das im gleichen Moment aber schon wieder verdeckt wurde von jemandem, der hereinkam. Dann schrumpfte das Dreieck und verschwand ganz, als die Tür sich schloss.
    Wieder herrschte undurchdringliche Schwärze.
    Panik erfasste Elizabeth.
    »André«, flüsterte sie ein letztes Mal.
    Wieder dachte sie an ihren Vater, an ihre Schwester und an ihre verstorbene Mutter.
    Ihr war ganz sonderbar ums Herz.
    Es schmerzte. Vielleicht brach es.

30
    Sams Gedanken schweiften immer wieder von dem Fall ab und befassten sich mit der Überraschung, die er für Grace' Geburtstag plante.
    Sie erwartete nichts, weil es ihr neununddreißigster war, doch Sam wollte kein weiteres Jahr bis zu dem runden Geburtstag warten, weil Grace jetzt etwas Besonderes verdiente. Wenn sie ihren Vierzigsten feierte, würde er sich etwas anderes einfallen lassen, etwas noch Größeres, falls ihre Reserven so lange vorhielten. Das Erbe seiner Mutter hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass sie

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