Getrieben: Thriller (German Edition)
mit der Antwort. »Was denn zum Beispiel? Dass sie mich in Frankreich nicht zu töten versuchte?«
»Unter anderem, ja.«
»Ich würde Ihnen kein Wort glauben«, entgegnete Jonathan trotzig, aber ohne echte Überzeugung. Etwas an Connors Verhalten sagte ihm, dass dieser es ernst meinte und keine Spielchen mehr mit ihm spielte. Oder vielleicht war es auch genau andersherum. Vielleicht wollte Jonathan einfach nur glauben, dass Connor aufrichtig war.
»Was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Emma in großer Gefahr schwebt, vielleicht sogar in Lebensgefahr, und dass Sie der Einzige sind, der ihr noch helfen kann?«
Jonathan musterte Connor scharf und versuchte, hinter dessen Fassade zu blicken. Doch alles, was er sah, war ein Mann mit gut zwanzig Kilo Übergewicht, einem schlimmen Bein und einer Herzinsuffizienz, der ihm mit großer Wahrscheinlichkeit die Wahrheit sagte. »Nehmen Sie wieder Platz, Dr. Ransom.«
14.
»Schießen Sie los«, sagte Jonathan. »Ich bin ganz Ohr.«
»Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass Emma nie aufgehört hat, für Division und die USA zu arbeiten. Nur unmittelbar nach den Vorfällen in der Schweiz war sie einige Zeit auf sich allein gestellt. Ein paar Tage, vielleicht sogar Wochen, nicht mehr. Damals hatte sie Angst, dass wir ihr die Sache heimzahlen würden. Um ehrlich zu sein, gab es auch einige Stimmen bei Division, die Rache forderten. Oberflächlich betrachtet sah es so aus, als hätte Emma uns verraten, und diese Leute wollten, dass sie nicht ungeschoren davonkam. Ich selbst gehörte nicht zu ihnen. Meiner Ansicht nach hatte Emma uns einen riesigen Gefallen erwiesen, und ich wusste, wenn sich die Wogen erst einmal geglättet hatten, würde selbst der schärfste Gegner sich dieser Meinung anschließen müssen. Außerdem hatte ich erkannt, dass durch Emmas Alleingang nicht nur eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß verhindert worden war, sondern dass sich für uns bei Division eine einmalige Chance bot. Emma und ich besprachen die Sache, und ich konnte sie davon überzeugen, dass sie uns von noch viel größerem Nutzen sein konnte, wenn wir auch weiterhin so taten, als würde Division sie im Regen stehen lassen.«
»Aber genau so war es doch auch«, fiel Jonathan ihm ins Wort. »Ich habe die Narbe auf ihrem Rücken selbst gesehen und ihre Krankenakte in Rom gelesen. An dem Blutverlust wäre sie fast gestorben.«
»Nein, Dr. Ransom, das wäre sie nicht. Ein sehr renommierter Chirurg, so einer, wie Sie es sind, hat Emma den Schnitt auf dem Rücken verpasst und sie anschließend wieder zusammengenäht. Der Rest war ein reines Täuschungsmanöver. Genau das ist unser Job.«
Jonathan verkniff sich die Antwort. Die Erinnerungen an die Ereignisse im vergangenen Juli waren noch nicht verblasst. Emma hatte ihn in London besucht und anschließend vor seinen Augen eine Autobombe gezündet, bei der etliche Menschen getötet und eine noch viel größere Anzahl verwundet worden waren. Hier bot sich ihm die Gelegenheit, seine anschließende Suche nach Emma noch einmal Schritt für Schritt zu durchleuchten. Aber Jonathans Gedanken kreisten ständig um ihre letzte gemeinsame Nacht im Dorchester Hotel. Die Nacht, bevor die Hölle losbrach.
Er erinnerte sich daran, wie sie sich auf dem Teppichboden im Hotelzimmer geliebt hatten. Emma war eine leidenschaftliche Geliebte, aber nie zuvor hatte sie sich ihm so vollständig hingegeben. Ihre gemeinsamen Stunden im Hotel hatten ihm vor Augen geführt, wie sehr er seine Frau noch immer liebte. Mehr noch, seine Liebe zu ihr hatte sich in dieser Nacht sogar noch vertieft. Emma hatte ihr Leben riskiert, um bei ihm zu sein.
Es war eine wunderbare Erinnerung, die aber schon am nächsten Morgen grausam zerstört worden war. Nach und nach erfuhr Jonathan, dass Emma inzwischen Agentin des russischen FSB und der wahre Grund für ihren Aufenthalt in London eine weitere Geheimmission war. Die romantischen Liebesstunden mit ihrem Ehemann waren für sie nur ein netter kleiner Zeitvertreib gewesen. Was Jonathan für einen unumstößlichen Beweis ihrer Liebe gehalten hatte, war in Wirklichkeit nur ein weiteres Täuschungsmanöver oder, noch schlimmer, ein eigennütziges Spiel ohne Rücksicht auf seine Gefühle gewesen. Diese Erkenntnis hatte ihn zutiefst verletzt.
»Aber wozu das ganze Theater?«, fragte Jonathan, obwohl ihm die Zusammenhänge Stück für Stück klar wurden.
»Nachdem wir entschieden hatten, aus Emma eine Doppelagentin zu machen – also
Weitere Kostenlose Bücher