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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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nannten, in der Gewalt der Attentäter gewesen. Eine Zwanzig-Millionen-Einwohner-Metropole, die von zwanzig wagemutigen Männern komplett lahmgelegt wurde. Ein wahrhaft königliches Vergnügen.
    Der Anwalt hingegen fand die Angelegenheit offenbar nicht ganz so amüsant. »Ihre Beteiligung an der Sache ist zu einem Spielball der Politik geworden. Delhi wäre bereit, über diverse Grenzverletzungen in Srinagar hinwegzusehen, wenn Pakistan sich einverstanden erklärt, Sie unverzüglich an die indische Regierung auszuliefern.«
    »Und Islamabad?«, erkundigte sich Balfour nach den Absichten der pakistanischen Regierung.
    »Ich habe sofort versucht, General Gul telefonisch zu erreichen. Leider hat er sich noch nicht wieder gemeldet.«
    »Er wird Sie zurückrufen. Schließlich bekommt er von mir jeden Monat fünfzigtausend Dollar.«
    »Die ganze Sache könnte selbst für ihn eine Nummer zu groß werden.«
    »Unsinn«, erwiderte Balfour. »Wir sind in Pakistan. In diesem Land ist jeder käuflich. Versuchen Sie’s mal beim Premierminister.«
    »Das habe ich bereits«, sagte der Anwalt. »Er weigert sich, mit mir zu sprechen.«
    Balfour hatte die Antwort stillschweigend zur Kenntnis genommen und versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Ich hoffe für Sie, dass Sie wenigstens eine Kopie der Beweise gegen mich beschaffen konnten.«
    Der Anwalt hatte dies bejaht und Balfour die Kopie des Schiffsmanifests ausgehändigt. »Leider können wir im Augenblick nichts weiter tun als abwarten. Ich rate Ihnen dringend, für den schlimmsten Fall Vorkehrungen zu treffen. Wenn die Pakistanis beschließen, Sie nicht länger offiziell zu schützen, werden die Inder sofort Wind davon bekommen. Dann ist es nicht auszuschließen, dass die Jagd auf Sie neu eröffnet wird. Sie sollten wachsam sein.«
    Balfour hatte nichts darauf erwidert.
    Dreißig Minuten waren seitdem vergangen.
    Im Fond seines Wagens, vor neugierigen Blicken geschützt, faltete Balfour die Kopie der Versandliste auseinander und betrachtete sie genau. Kein Zweifel, die war echt. Wegen der Brisanz dieses Auftrags hatte Balfour die Lieferung persönlich überwacht. Nur eine Person hatte außer ihm Zugriff auf diese Liste gehabt. Balfour zog das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seines Privatsekretärs.
    »Ja, Mr. Medina. Ich sitze gerade im Wagen auf dem Weg zurück aus der Stadt. Richten Sie den Stallknechten aus, dass sie Kopenhagen für mich satteln sollen. Nein, kein besonderer Anlass. Mein Anwalt hatte nur ein paar gute Neuigkeiten für mich, das ist alles. Diese leidige Mumbai-Sache scheint sich quasi von selbst zu erledigen. Ein kleiner Ausritt am Nachmittag wäre jetzt genau das Richtige für mich.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, wählte Balfour eine zweite Nummer. Am anderen Ende der Leitung meldete sich sein Sicherheitschef, Mr. Singh. »Wir haben ein kleines Problem. Mr. Medina hat aus dem Nähkästchen geplaudert. Ich treffe mich in einer Stunde mit ihm an den Pferdeställen. Sorgen Sie dafür, dass unser Gast von einem guten Platz aus mitansehen kann, wie ich mit Verrätern umgehe. Und kümmern Sie sich darum, dass die Vollblüter bereitstehen. Danke, Mr. Singh.«
    Der Fahrer des Range Rovers bremste abrupt, als einige Träger mit safranfarbenen Stoffballen auf den Köpfen unmittelbar vor ihnen die Straße überquerten. Beim Blick aus dem Fenster entdeckte Balfour einen Jungen, der neben einem Kohlebecken hockte und für zehn Rupien Hähnchennieren am Spieß anbot. Neben dem Jungen saß eine verkrüppelte Frau mit Krücken auf dem staubigen Boden.
    Balfour ließ die Fensterscheibe herunter. »Zwei Spieße, bitte«, sagte er.
    Der Junge suchte die besten für ihn heraus und reichte sie Balfour durch das offene Fenster in den Wagen. Balfour drückte ihm einen 500-Rupienschein in die Hand. »Der Rest ist für deine Mutter.«
    Ungläubig starrte der Junge auf die Banknote. Dann stieß er einen Freudenschrei aus und hüpfte aufgeregt auf und nieder.
    Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Nachdem sie ein Stück weitergefahren waren, öffnete Balfour das Fenster auf der anderen Seite und warf die Spieße hinaus. Ein vorbeifahrender Betonmischer stieß eine Abgaswolke aus, die direkt durch das geöffnete Fenster in Balfours Wagen drang. Hustend ließ sich Balfour auf seinem Sitz zurückfallen. Wenn er nur endlich aus diesem verdammten Land verschwinden könnte, dachte er.
    Aber wohin sollte er gehen?
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, strich er

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