Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Frau eintreffen würden. Es würde gegen neun Uhr abends sein. Sie hinterließ ihm eine Nachricht, dass er sie anrufen sollte, sobald sie ankamen.
    Dann streifte sie ihre Schuhe ab, legte sich aufs Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.
     
    Rhyme drückte den Kopf in die Kopfstütze seines Rollstuhls. Er spürte, wie sich Sachs’ Hand um seinen Nacken schloss und ihn massierte. Er konnte ihre Hand in einem Moment noch fühlen, und obwohl er wusste, dass sie die Massage fortsetzte, verschwand die Empfindung im nächsten, als ihre Finger weiter abwärtsglitten, unterhalb des vierten Halswirbels, der Stelle seiner irreparablen Verletzung.
    Zu anderen Zeiten hätte dies vielleicht Überlegungen aufkommen lassen – entweder über seinen Zustand oder über seine Beziehung zu Amelia Sachs. Im Augenblick jedoch fühlte er nur den Drang, den Mörder Ron Larkins zu fassen, des Mannes, der Milliarden verschenkte.
    »Wie geht es voran, Mel?«
    »Geben Sie mir noch eine Minute.«
    »Sie haben jede Menge Zeit. Was ist los?«
    Das Massagegefühl hatte aufgehört, aber nicht, weil Sachs’ Hand weitergewandert war, sondern weil sie zu Cooper gegangen war und ihm half, einen Objektträger für die Untersuchung unter dem Mikroskop vorzubereiten.
    Rhyme studierte inzwischen zum hundertsten Mal die auf den neuesten Stand gebrachte Liste der Beweismittel.
    Die Antwort war da. Sie musste da sein. Es gab keine andere Chance. Keine Zeugen, kein erkennbares Motiv, keine prägnante Liste von Verdächtigen.
    Das Beweismaterial, die winzigen Spuren waren der Schlüssel.
    Die Locard’sche Regel ...
    Rhyme sah auf die Uhr.
    »Mel?«
    Ohne vom Mikroskop aufzublicken, wiederholte der Labortechniker ungeduldig. »Noch eine Minute.«
    Aber jede Minute, die verging, bedeutete, dass der Mörder sechzig Sekunden näher daran war, zu entkommen.
    Oder, wie Rhyme befürchtete, sechzig Sekunden näher an einem weiteren Mord.
     
    Carter saß in seinem grünen Jeep und blickte von einer Stelle nahe des South Street Seaport auf Brooklyn hinüber.
    Er schlürfte einen Kaffee und genoss den Blick. Die Segelschiffe mit den hohen Masten, die Brücken, den Bootsverkehr.
    Carter hatte keinen Boss außer den Leuten, die ihn anheuerten, und er teilte sich seine Arbeitszeit selbst ein. Manchmal stand er früh auf – um vier Uhr -, und als der Fischmarkt in der Fulton Street noch existiert hatte, war er hierher gefahren. Er war an den Ständen vorbeigeschlendert, hatte sich Thunfische, Tintenfische, Flundern und Krabben angesehen. Es erinnerte ihn an die Hafenstädte in Übersee.
    Er bedauerte es, dass der Fischmarkt jetzt geschlossen war. Finanzielle Probleme, vermutlich. Oder Ärger mit den Gewerkschaften.
    Carter hatte zu seiner Zeit eine Menge Probleme mit den Gewerkschaften gelöst.
    Sein Handy läutete. Er schaute auf das Display.
    »Captain«, sagte er mit Respekt in der Stimme.
    Er hörte sorgfältig zu, dann sagte er: »Sicher, kann ich machen.« Er legte auf und tätigte einen Anruf nach Übersee.
    Carter war froh, dass er eine Weile nirgendwohin musste. Ein kleines Frachtschiff dampfte den East River hinauf, und er beobachtete, wie es übers Wasser zog.
    » Oui? «, meldete sich eine Stimme vom anderen Ende der Welt.
    Carter begann ein Gespräch, ohne auch nur zu merken, dass er ins Französische verfallen war.
     
    Kitty erwachte vom Läuten des Telefons.
    Sie hob es auf. »Hallo?«
    »Kitty«, sagte Peter Larkins Stimme. »Wie geht es dir?«
    Sie hatte jede Menge Bilder von ihm gesehen, ihn aber nur einmal getroffen, bei der Hochzeit. Sie erinnerte sich deutlich an ihn: hoch gewachsen, schlank, mit schütterem Haar. Er ähnelte seinem Bruder nur in der Gesichtsform.
    »Ach, Peter, es ist so schrecklich.«
    »Kommst du klar?«
    »Ich denke schon.« Sie räusperte sich. »Ich habe gerade geschlafen und von ihm geträumt. Als ich aufgewacht bin, war einen Moment lang alles in Ordnung. Dann fiel mir wieder ein, was passiert ist. Es ist so furchtbar. Wie geht es dir denn?«
    »Ich darf gar nicht daran denken. Wir haben den ganzen Flug nicht geschlafen.«
    Sie bemitleideten sich noch eine Weile, dann erklärte Peter, dass sie am Flughafen seien und ihr Gepäck eben eingetroffen sei. Er und seine Frau würden in ein, zwei Stunden im Stadthaus sein. Seine Tochter, die in Yale studierte, sei bereits dort.
    Kitty schaute auf die Armbanduhr, die ihr Ron geschenkt hatte. Sie war schlicht und elegant und wahrscheinlich zehntausend Dollar wert.
    »Am besten, ihr

Weitere Kostenlose Bücher