Gezinkt
bei dem T-Shirt. Das Blut daran stimmt mit dem Blut des Opfers überein, das vor zwei Tagen an der Route 15 getötet wurde.«
Großer Gott, was ging hier vor sich?
»Nein! Das ist ein Irrtum! Ich habe niemanden getötet!«
»Oh, Charlie, wie konntest du nur?«
»Mr. Monroe, Sie haben das Recht zu schweigen...« Der große Deputy las ihm seine übrigen Rechte vor, während der andere ihm Handschellen überstreifte.
Sie nahmen ihm die Geldbörse aus der Tasche. Das Handy ebenfalls.
»Nein, nein, lassen Sie mir das Handy! Ich darf einen Anruf machen, das weiß ich.«
»Stimmt, aber Sie müssen unser Telefon benutzen, Sir, nicht Ihr eigenes.«
Sie packten ihn schmerzhaft an den Oberarmen und führten ihn nach draußen. Er wehrte sich und war einer Panik nahe. Kurz vor dem Streifenwagen hob Monroe zufällig den Blick. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein Mann mit sandfarbenem Haar. Freundlich lächelnd lehnte er an einem Baum und beobachtete die aufregende Szene.
Er kam Monroe sehr bekannt vor...
»Moment mal«, schrie Monroe, »warten Sie...«
Aber die Deputys warteten nicht. Sie verfrachteten ihn mit festem Griff auf die Rückbank ihres Wagens und fuhren aus der Einfahrt.
Als sie dann an dem Mann vorbeikamen und Monroe ihn aus einem anderen Blickwinkel sah, da erkannte er ihn. Es war der Pendler – der unfreundliche, der gestern Morgen neben ihm gesessen und ihn aufgefordert hatte, leise zu sein.
Moment mal... oh, nein. Nein!
Monroe begann zu verstehen. Der Mann hatte alle seine Gespräche mitgehört – mit Shapiro, mit Carmen, mit dem Schmuckgeschäft. Er hatte sich alle Namen und Monroes Kreditkartennummer notiert; den Namen und die Adresse seiner Geliebten und die Einzelheiten seiner Besprechung mit Hank Shapiro... und die Lage seines Hauses auf dem Land! Er hatte Foxworth angerufen, er hatte Cathy angerufen, er hatte das Jagdmesser bestellt …
Und er hatte auch die Polizei angerufen.
Denn er war der South Shore Killer …
Der Mann, der wegen der geringsten Kränkung mordete – wegen einer Delle in der Stoßstange, wegen eines bellenden Hundes …
Monroe drehte sich gewaltsam auf dem Sitz herum und sah, wie der Mann dem Streifenwagen nachblickte.
»Wir müssen zurückfahren!«, schrie Monroe. »Wir müssen! Er ist da hinten! Der Mörder ist da hinten!«
»Jaja, schon gut, wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie jetzt einfach den Mund halten könnten. Wir sind in null Komma nichts auf dem Revier.«
»Nein!«, heulte er. »Nein, nein, nein!«
Als er ein letztes Mal zurückblickte, sah er, wie der Mann die Hand zum Kopf hob. Was tat er da? Winken? Monroe kniff die Augen zusammen. Nein, er... er tat, als würde er ein Telefon ans Ohr halten.
»Halt! Er ist da! Er ist dort hinten!«
»Sir, das reicht nun aber«, sagte der große Deputy.
Einen Block hinter ihnen ließ der Pendler schließlich die Hand sinken, wandte sich von der Straße ab und begann in forschem Tempo und federnden Schrittes den Gehsteig entlangzulaufen.
Der westfälische Ring
Der Einbruch in Charing Cross war der erfolgreichste seiner Laufbahn gewesen.
Er war auch, wie er nun erfuhr, möglicherweise derjenige, der seiner Berufung für alle Zeiten ein Ende setzen würde.
Und ihm obendrein einen Ausflug in eine stinkende Zelle im Gefängnis Newgate einbringen konnte.
Der drahtige Peter Goodcastle saß in seinem vollgestopften Laden an der Great Portland Street, zupfte an dem Haarbüschel über dem Ohr und unter dem kahlen Schädel und nickte grimmig bei den Worten seines Besuchers, die kaum vernehmbar waren, da ein Bautrupp Ihrer Majestät mit einem rußigen Dampfhammer die mit Ziegeln gepflasterte Straße aufriss, um eine Hauptwasserleitung zu reparieren.
»Der Mann, den Sie ausgeraubt haben«, fuhr sein nervöser Gesprächspartner fort, »war der Wohltäter des Earl of Devon. Und er verfügt über seine eigenen Beziehungen überall im Parlament und in Whitehall. Die Königin spricht voller Respekt von ihm.«
Dies alles und noch sehr viel mehr wusste der vierundvierzigjährige Goodcastle natürlich über Lord Robert Mayhew, so wie er über alle seine Einbruchsopfer genau Bescheid wusste. Er brachte immer so viel wie möglich über sie in Erfahrung; gute Aufklärungsarbeit war nur eine der Fertigkeiten, die ihn vor den Nachforschungen Scotland Yards bewahrt hatten, seit er vor zwölf Jahren aus dem Krieg zurückgekehrt war und begonnen hatte, seinem Gewerbe als Dieb nachzugehen. Er hatte alle verfügbaren
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