Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
Vom Netzwerk:
Stuhl und funkelte Alessa an. »Und ich frage mich langsam, was ich hier soll. Gestern haben Sie mich noch bedauert und mir versprochen, dass ich nicht ins Gefängnis kommen würde, und jetzt stehen Sie hier und wollen mich fertigmachen …«
    »Mrs Murrell!«, wies sie der Richter zurecht, ein relativ junger Mann mit energischem Gesicht und schmalen Lippen. »Bitte beantworten Sie nur die Fragen, die Ihnen gestellt werden.«
    »Aber …«
    »Mrs Murrell!«
    »Ja, Sir.«
    Alessa konnte den Ausbruch der Angeklagten verstehen, ließ sich aber nichts anmerken. »Meine persönlichen Gefühle spielen in diesem Fall keine Rolle«, erklärte sie dennoch, »ich bin hier, um dem Recht zur Geltung zu verhelfen.« Sie stützte sich auf die Balustrade. »Noch einmal, Mrs Murrell … Sie waren wegen der erwähnten Verletzungen im St. Joseph’s Hospital.«
    »Ja, Ma’am. Weil mein Mann …«
    »Ganz richtig«, nahm Alessa ihr die Antwort ab. »Weil Ihr Mann Sie geschlagen und anderweitig misshandelt hatte. Ist es ebenfalls richtig, dass derselbe Mann Sie in meinem Beisein beschimpfte, Sie mit einem Blumenstrauß schlug und Sie mit solcher Gewalt aus dem Bett zog, dass Sie ärztlich behandelt werden mussten?«
    »Einspruch!«, meldete sich der Verteidiger. »Irrelevant für unseren Fall.«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach Alessa. »Ihre Motive für die Rückkehr zu ihrem Mann könnten erklären, warum sie ihn später zu Hause erstach.«
    »Abgelehnt«, sagte der Richter. »Beantworten Sie die Frage, Mrs Murrell.«
    »Ja, Ma’am. Das stimmt.«
    »Warum sind Sie dann wieder mit ihm nach Hause gegangen? Mit dem Mann, der Sie auf üble Weise verprügelt und zu Boden gestoßen hatte?«
    »Nun, er … er …«
    »Mrs Murrell?«
    »Er entschuldigte sich. Er sagte, dass es ihm leidtut. Er hätte das alles nicht so gemeint. Er würde mich doch lieben … von … von ganzem Herzen.«
    Alessa war ganz in ihrem Element. »Sie fuhren also mit dem Mann, der Sie von ganzem Herzen liebt, nach Hause, und stießen ihm zum Dank ein Messer in den Rücken. Stimmt das?«
    »Einspruch!« Der Verteidiger sprang erbost vom Stuhl. »Die Staatsanwältin dichtet der Angeklagten Motive an.«
    »Stattgegeben.«
    Alessa blickte auf die Geschworenen, die ihre Behauptung natürlich dennoch zur Kenntnis genommen hatten. »In welcher Stimmung war Ihr Mann, als Sie nach Hause kamen?«
    »Anfangs war er ganz normal. Sonst wäre ich ja gar nicht mitgegangen. Er half mir sogar auf die Couch. Dann holte er sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und dann noch eine und …« Sie begann zu weinen. »Dann wurde er plötzlich wieder ausfällig. Er fing an, mich wüst zu beschimpfen.«
    »Warum sind Sie nicht weggelaufen? Sie hätten doch noch genügend Zeit gehabt, und wenn er so betrunken war, wie Sie sagen, wäre es doch kinderleicht gewesen zu verschwinden.«
    »Einspruch!« Wieder der Verteidiger. »Alles nur Annahmen, für die es nicht die geringsten Beweise gibt.« Er lächelte spöttisch. »Die Staatsanwältin verfügt über eine blühende Fantasie.«
    »Stattgegeben.«
    »Ich formuliere die Frage anders. Hatten Sie keine Zeit wegzulaufen?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er mir gar keine Zeit ließ!« Sie sprang weinend von ihrem Stuhl und schrie ihre Sätze hinaus. »Bevor ich wusste, wie mir geschah, schlug er mich wieder und riss mich zu Boden!«
    »Daher die neuen Verletzungen?«
    »Woher denn sonst?« Sie stand immer noch, die Augen voller Tränen, und schrie Alessa regelrecht an. »Der Dreckskerl wollte mich umbringen!«
    »Er wollte sie erschlagen?«
    »Erschlagen, erwürgen, was macht das für einen Unterschied? Er hatte mich gegen den Tresen in der Küche gedrängt. So fest, dass ich kaum noch Luft bekam. Wenn ich … wenn ich mich nicht gewehrt hätte, wäre ich erstickt!«
    »Woher hatten Sie das Messer?«
    Die Angeklagte setzte sich wieder, sehr zur Erleichterung des Richters. »Es lag auf dem Tresen. Ich hatte kurz vorher Gemüse geschnitten. Als ich mich wehrte, bekam ich es zu fassen.«
    »Sehr interessant.« Alessa wanderte zu den Geschworenen und blieb vor ihnen stehen. Das tat sie immer, wenn ein Verhör in die entscheidende Phase ging. »Sie hatten also Gemüse geschnitten. Eben sagten Sie noch, Ihr Mann hätte Ihnen auf die Couch geholfen.« Ihr tat es weh, die Frau so in die Enge zu treiben. »Was stimmt denn nun?«
    Die Angeklagte bebte vor Erregung und Wut. »Beides. Zuerst saß ich auf der Couch, und dann ging ich in die

Weitere Kostenlose Bücher