Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
wahrscheinlich nicht hinaufgekommen.
Die Einrichtung der Hütte war karg, keine Spur von der Gemütlichkeit, die in den Berglöwenbehausungen vorherrschte. Sie kam ihm fast unbewohnt vor. Melvins Blick glitt weiter und traf Finns. Sofort richtete er sich gerade auf und hob das Kinn. Er wollte nicht, dass der Ratsführer der Berglöwen merkte, wie viel Angst er hatte. Gleichzeitig war er froh, nicht alleine hier zu stehen.
„Die Oberen!“ Der Ruf kam von einem der Wächter, und sie nahmen Haltung an.
Während Melvin innerlich den Kopf schüttelte, erkannte er, wie gut sie es in der Berglöwengruppe hatten. Natürlich wurde den Ratsmitgliedern Respekt entgegengebracht, aber nicht so übertrieben, wie es hier anscheinend üblich war. Er beobachtete, wie den drei Männern Roben umgehängt wurden, nachdem sie sich auf der Landeplattform vor der Hütte verwandelt hatten. Die Oberen waren also alle noch in der Lage, sich zu verwandeln, es gab anscheinend keine Alten unter ihnen, so wie bei den Berglöwen. Angeführt wurden sie von einem ziemlich kleinen Mann mit Geheimratsecken, der aufpassen musste, nicht zu dick zu werden. Das genaue Gegenstück dazu war der zweite Mann: lang und dünn und mit langen hellblonden, zu einem Zopf gebundenen Haaren. Der dritte Obere war recht unauffällig, am beeindruckendsten waren sicher seine intelligenten hellbraunen Augen.
Die Oberen gingen an ihm vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Erst als sie sich auf drei Stühle mit hohen Lehnen gesetzt hatten, wandten sie sich den anderen Anwesenden zu. Auf ihm ruhten die Blicke am längsten, und Melvin hatte Mühe, sich nicht unruhig zu bewegen.
Schließlich begann der kleine Wandler zu sprechen. „Warum hast du diese … Menschen zu unserem Gebiet geführt? Haben sie dir etwas dafür gegeben?“
Melvin starrte ihn an. „Natürlich nicht. Ich wusste gar nicht, wo euer Lager liegt. Es war ein unglücklicher Zufall.“
Der Kleine lief rot an. „Das sollen wir dir glauben? Nachdem gerade mal ein paar Tage vorher einer von euch in unser Gebiet eingedrungen ist? Das ist ein wenig zu viel Zufall, finde ich.“
Bevor Melvin antworten konnte, mischte sich Finn ein. „Amber hatte den Auftrag von unserem Rat, mit euch Kontakt aufzunehmen. Sie hatte keinerlei böse Absichten, genauso wenig wie wir. Ihr hattet kein Recht, sie anzugreifen und dabei fast zu töten.“
Der Obere zuckte mit den Schultern. „Es ist unser Gebiet.“
Der Unauffällige mischte sich ein. „Was Euan damit sagen will, ist, dass wir unser Gebiet gegen Eindringlinge verteidigen, notfalls auch mit Gewalt. Allerdings wollte niemand, dass sie zu Tode kommt, das war ein unglückseliger Umstand, und wir sind froh, dass sie gerettet wurde.“
Finn schnaubte verächtlich. „Deshalb habt ihr vermutlich auch ihren Retter des Lagers verwiesen?“
Euan hob die Hand. „Genug jetzt, deshalb sind wir nicht hier. Was wir in unserem Gebiet tun oder wer zu unserer Gruppe gehört und wer nicht, steht nicht zur Debatte. Wir sind hier, um darüber zu entscheiden, was jetzt geschehen soll.“
Melvin ballte seine Hände hinter dem Rücken zu Fäusten. Am liebsten hätte er dem Idioten klargemacht, was er von ihm hielt, aber er wollte nicht, dass sich das negativ auf das Verhältnis zwischen ihren beiden Gruppen auswirkte. Wie konnten die Oberen da sitzen und sich nicht mal bei Finn bedanken, der ihnen zu Hilfe geeilt war, obwohl sie im Gegenzug keinen Finger für die Berglöwen rühren würden?
„Wenn möglich, würde ich gerne unsere Verletzten bei eurem Heiler behandeln lassen, und es wäre auch nett, wenn ihr uns irgendetwas geben könntet, mit dem wir unseren Toten transportieren können.“ Finn räusperte sich. „Wenn ihr keine weitere Hilfe mehr benötigt, werden wir noch heute Nacht in unser Lager zurückkehren.“
Melvin schloss die Augen, als er sich daran erinnerte, wie Harmon gestorben war. Die Kugel war aus dem Nichts gekommen, er hatte nichts mehr tun können, um seinem Freund irgendwie zu helfen. Die Vorstellung, dass er nie wieder mit Harmon reden, nie wieder sein ansteckendes Lachen hören würde, war furchtbar. Und er war schuld an seinem Tod.
„Ihr könnt gleich gehen, wir brauchen eure Hilfe nicht. Wir haben keinen Heiler, nur Ciaran, der gewisse Kenntnisse hat. Aber wahrscheinlich hat er im Moment zu viel zu tun, um sich auch noch um eure Leute zu kümmern. Für euren Toten können wir euch eine Plane zum Transport geben, oder ihr könnt ihn gleich
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