Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
ist auch unsere Schuld, dass wir es nie geschafft haben, uns durchzusetzen. Wir waren zu sehr daran gewöhnt, uns deinen Befehlen anzuschließen.“
„Es ist interessant, wie du es immer schaffst, alles so zu drehen, dass ich die Schuld trage, Calum. Aber mir ist natürlich klar, warum ihr das tut: Ihr wollt euren Sitz nicht verlieren. Das verstehe ich durchaus, mir geht es nämlich genauso. Deshalb sage ich es jetzt noch mal: Ich werde nicht zurücktreten.“
Louan stieß einen bedauernden Seufzer aus. „Dann lässt du uns keine Wahl. Wächter, führt bitte Euan aus der Hütte, er ist ab sofort keiner der Oberen mehr.“
Calum nickte dazu zustimmend. „Er wird weiterhin ein geachtetes Mitglied unserer Gemeinschaft sein, also behandelt ihn zuvorkommend.“
„Das könnt ihr nicht …“ Euan sprang auf, als zwei Wächter auf ihn zutraten. „Ich verlange sofort eine Abstimmung der Familienoberhäupter!“
„Die wirst du bekommen, aber erst, wenn hier wieder Ruhe eingekehrt ist.“ Damit gab Louan den Wächtern ein Zeichen, die den sich heftig wehrenden Euan an den Armen packten und zur Tür geleiteten.
Als sich die Tür hinter ihm schloss, kehrte für einen Moment völlige Stille ein. Sämtliche Adlerwandler standen oder saßen wie Statuen im Raum, als wäre ihnen erst jetzt die Tragweite dessen aufgegangen, was hier gerade passiert war. Finn verlagerte das Gewicht und löste damit die Erstarrung. Louan und Calum sahen sich an und neigten dann den Kopf. Es schien, als hätten sie vorher schon verabredet, was nach Euans Rausschmiss passieren sollte.
Calum richtete sich auf. „Da wir nur zu dritt beschlussfähig sind, werden wir jetzt das dritte Mitglied neu wählen. Louan wird dabei zum Sprecher aufrücken.“ Er sah sich in der Hütte um. „Talon, würdest du vortreten?“
Der große Wächter, der sich an Melvin vorbeischob, hatte zerzauste rotbraune Haare und mehrere Wunden an Gesicht und Körper. Er neigte den Kopf leicht, sah die beiden Oberen mit seinen grünbraunen Augen aber direkt an. „Habt ihr einen Befehl für mich?“
Ein leichtes Lächeln spielte um Calums Lippen. „Nein. Wir würden uns freuen, wenn du dritter Oberer werden würdest.“
Talon schien für einen Moment sprachlos zu sein. Dann richtete er sich gerader auf. „Das Angebot ehrt mich sehr. Allerdings denke ich nicht, dass ich für diese Aufgabe geeignet bin.“
„Natürlich bist du das, deine Familie gehört zu den einflussreichsten in der Gruppe.“ Louan hatte die Augenbrauen zusammengeschoben.
„Das sagt aber nichts darüber aus, ob ich zu dieser Arbeit tauge. Ich bin gerne Wächter und gut in dem, was ich tue. Deshalb möchte ich es auch bleiben.“ Er sah jemanden hinter Melvin an, bevor er sich wieder an die Oberen wandte. „Dürfte ich vielleicht jemanden vorschlagen, der meiner Meinung nach viel besser geeignet wäre?“
Calum schüttelte den Kopf. „So leid es mir tut, Griffin steht nicht zur Debatte. Jemand ohne entsprechenden Hintergrund würde nie akzeptiert werden.“
Talons Lippen pressten sich zusammen. „Deshalb hätte ich ihn auch nicht vorgeschlagen, obwohl ich der Meinung bin, dass wir damit viel Potenzial verschenken.“ Er atmete tief durch. „Ich wollte Juna vorschlagen.“
Hinter Melvin ertönte ein erschrockenes Einatmen, und er drehte sich rasch um. Die große Wächterin mit den roten Haaren, die ihm schon vorher aufgefallen war, sah Talon mit schreckgeweiteten Augen an. Ihr Gesicht war aschfahl.
Talon lächelte ihr beruhigend zu, bevor er sich wieder den Oberen zuwandte. „Juna gehört zu einer angesehenen Familie, sie ist eine großartige Wächterin und kennt sich auch in der Menschenwelt aus. Sie wäre meiner Meinung nach eine großartige Bereicherung.“
Louan wirkte noch nicht überzeugt. „Aber sie ist eine Frau.“
Talons Grinsen verbreiterte sich. „Ja, das ist mir aufgefallen.“ Er wurde ernst. „Gibt es irgendeinen Grund, warum eine Frau kein Mitglied der Oberen sein kann?“
Calum kratzte sich am Kopf. „Es ist nirgends festgehalten, dass es nur Männer sein dürfen. Es gab nur bisher noch nie eine Frau im Kreis der Oberen.“
„Dann wird es Zeit.“ Damit neigte Talon noch einmal den Kopf. „Wenn ich jetzt an meinen Platz zurückkehren darf?“
Louan machte eine Geste mit der Hand. „Wenn du wirklich unser Angebot nicht annehmen und weiterhin Wächter sein möchtest, natürlich.“ Wieder schien er mit Calum wortlos zu kommunizieren, dann sah er in Melvins
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