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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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heranzog und sich neben ihr Bett setzte. »Torik musste weg, deshalb habe ich angeboten, auf Sie aufzupassen, bis er zurückkommt. Und bevor Sie das fragen: Coyle weiß Bescheid.«
    »Okay. Wenn Sie jetzt mein Wachhund sind, können wir dann mit der blöden Siezerei aufhören? Das geht mir irgendwie auf die Nerven.« Bevor er antworten konnte, redete sie schon weiter. »Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt, als du mit Torik getauscht hast? Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als du mich festgehalten hast.«
    »Du hast geschlafen, ich wollte dich nicht stören.« Harkens Stimme klang so ruhig, als säßen sie beim Kaffeeklatsch.
    »Ja, das hat super geklappt. Vielen Dank auch. Also, was war nun los? Wer war an der Tür?«
    Harken blieb einen Moment stumm. »Ich weiß es nicht. Ich konnte ihn nicht sehen, er ist draußen stehen geblieben, und als der Alarm in einem der anderen Zimmer losging, ist er abgehauen. Ich wollte ihm zuerst folgen, aber in dem Durcheinander von Ärzten, Schwestern und Pflegern, die plötzlich über den Gang liefen, konnte er entkommen. Und außerdem wärst du dann hier alleine gewesen.« Diesmal schwang etwas wie Wut in seiner Stimme mit.
    »War es ein Mensch?«
    »Ja, sein Geruch war … « Harken brach ab und schwieg.
    Marisa hätte gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen, aber so konnte sie nur raten, was er gerade dachte. »Was?«
    »Nichts. Du solltest jetzt schlafen. Ich denke nicht, dass er heute noch einmal zurückkommt.«
    Marisa blies hart den Atem aus. »Und du glaubst, das könnte ich jetzt so einfach? Ich habe genug Adrenalin für eine ganze Armee in meinem Körper. Können wir uns nicht lieber unterhalten?«
    Ein Seufzer wehte zu ihr herüber. »Über was?«
    »Wo ist Torik hingefahren?«
    »Die Autorin hat ihm erzählt, wer ihr die Informationen über die Gruppe gegeben hat. Sie fahren jetzt dorthin, und Torik wird dafür sorgen, dass der Verräter in Zukunft schweigt.«
    Marisa hob den Kopf. »Wer war es?«
    »Das hat er mir nicht gesagt. Irgendjemand in Kalifornien.«
    Verdammt, Marisa hasste es, nicht zu wissen, was vor sich ging. Ihre Neugier würde sie quälen, bis sie den Namen des Verräters erfuhr. Aber da Harken ihn nicht kannte oder ihr vielleicht auch nur nicht sagen wollte, musste sie sich dringend ablenken. »Das erklärt aber noch nicht, warum du nackt in meinem Zimmer sitzt. Ich meine, du hast doch sicher irgendwo Kleidung, oder?« Zufrieden hörte sie seinen genervten Seufzer.
    »Willst du wirklich nicht schlafen?«
    »Nein. Ich möchte eigentlich nur nach Hause.« Verlegenheit überschwemmte sie, als ihre Stimme brach. Sie hasste nichts mehr als Wehleidigkeit. Warum konnte sie nicht einfach froh sein, überlebt zu haben?
    Wieder ein Luftzug, dann berührten Harkens Finger zögernd ihren Arm. »Das verstehe ich.« Seine Stimme klang überraschend sanft, und sie hatte den Eindruck, dass er das Gefühl tatsächlich nachvollziehen konnte. Ob er sich auch nach seinem Zuhause sehnte? Sie hatte ihn nie gefragt, woher er überhaupt kam. »Aber denkst du nicht, dass du mit den schweren Verletzungen hierbleiben solltest, bis sie zumindest halbwegs verheilt sind?«
    Marisa kämpfte mühsam die Tränen zurück, die sich in ihren Augen bildeten. »Das würde ich ja, aber ich kann es nicht ertragen, dass Coyle nicht bei mir ist. Und ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn die Gruppe mit Torik auf einen ihrer besten Wächter verzichten muss, nur damit er hier den Babysitter spielen kann. Wäre ich zu Hause, könnte Coyle auf mich aufpassen, und Torik wäre frei. Und ich wäre bestimmt auch weniger in Gefahr, weil man einen möglichen Angreifer besser kommen sieht.«
    Eine Weile herrschte Stille, dann verschwand Harkens Hand. »Warte hier, ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Marisa lachte erstickt auf. »Wo sollte ich schon hin?«
    Wieder ein Luftzug, dann spürte sie, dass Harken nicht mehr da war.
    Sosehr Marisa auch lauschte, sie konnte ihn nicht hören. Weder Schritte noch Atemzüge. Wo war er hingegangen? Die Tür blieb geschlossen, also konnte er tatsächlich Räume verlassen, ohne eine Tür zu benutzen. Es war irgendwie gruselig, sich das vorzustellen. In Menschengestalt wirkte er so warm und stabil – so echt. Trotzdem konnte er sich unsichtbar machen und durch Wände gehen, fast wie ein Geist.
    Die Zeit verging quälend langsam, und sie befürchtete schon, dass er nicht zurückkommen würde. Doch dann tauchte er ohne Vorwarnung wieder neben ihr auf.

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