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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ansah, kam es Pauline vor, als sei eine Maske über sein Gesicht geglitten. Das war nicht derselbe Constantin, mit dem sie eben noch so spielerisch geflirtet hatte.
    »Ich muss fort«, sagte er, und es klang fast wie ein Grollen.
    Keine hundert Meter entfernt blendeten die Scheinwerfer seiner Limousine auf. Die Versuchung war groß, den Abschied hinauszuzögern und ihn zu bitten, sie irgendwo abzusetzen, aber die Stimmung war dahin, und wenn sie ihn nun nicht mehr wiedersehen sollte, dann wollte sich Pauline lieber an einen heiteren Constantin erinnern, der mit ihr Zuckerwatte genascht hatte. »Kein Problem. Der Weihnachtsmarkt schließt bald, ich fahre mit Henry nach Hause.«
    »Gut. Ich rufe dich an, sobald ich mit der Gesangslehrerin gesprochen habe.« Ohne sich umzudrehen, ging er davon.
    Götter und Musen, lasst es nicht damit enden! Ich flehe euch an. Pauline sah ihm nach, bis der dunkle Wagen davongefahren war.
    »Hast du den Heiligen Geist gesehen?«, fragte wenig später Henry. Sie waren zu dritt in die U-Bahn gestiegen, und als Pauline nicht sofort antwortete, fügte Janice, die kurz nach Constantins Abschied zu ihnen gestoßen war, hinzu: »Garantiert. Ich schwöre dir, der wollte sie küssen.«
    »Hat er aber nicht.« Misstrauisch sah Pauline ihre Freundin an. »Woher willst du das überhaupt wissen? Hast du uns nachspioniert?«
    »Ich war ganz zufällig in der Nähe.« Janice zwinkerte Henry verschwörerisch zu. »Sie hat ihn vergrault. Plötzlich muss er es sich anders überlegt haben, sonst wäre er nicht so davongestürmt und hätte sie stehen gelassen. Gott, Pauline! Du hast wirklich kein glückliches Händchen mit Männern.«
    »So kann man eine Geschichte auch erzählen.« Janices Art, immer alles negativ klingen zu lassen, ärgerte Pauline. »Erstens hätte ich mich nicht einfach so küssen lassen …« Lügnerin! »… und zweitens bekam er einen wichtigen Anruf.«
    Janice gab ein abfälliges Schnauben von sich. »Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Diese Managertypen denken am Ende des Tages nur an ihr Konto. Wenn du nicht aufpasst, bleibst du für ihn nichts weiter als ein hübsches Accessoire.«
    »So ist Constantin nicht«, antwortete Pauline, ohne zu überlegen.
    »Woher willst du das wissen?« Janice lachte. »Habe ich etwas verpasst?«
    Henry kam Pauline zu Hilfe. »Ich fand ihn sehr nett, und ein Manager ist er auch nicht.«
    »Nein?«, fragten Pauline und Janice wie aus einem Mund.
    »Du hast ihn gegoogelt?«, erkundigte sich Janice, und es war ihr anzusehen, dass sie Details hören wollte. Doch Henry schwieg, während sie auf die Central Line wechselten.
    Pauline, die keinen eigenen Computer besaß, hätte sie am liebsten geschüttelt. Bis gestern hatte sie Constantins Nachnamen zwar nicht gekannt, aber es war typisch, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen war, im Internet nach ihm zu suchen. Jeder hinterließ dort Spuren, und jemand wie er war garantiert weltweit bekannt. Wahrscheinlich war sie die Einzige, die noch nie etwas von ihm gehört hatte. »Nun erzähl schon, Henry!«
    Der Zug fuhr an, und die drei Freundinnen steckten die Köpfe zusammen. »Also gut, ich sage euch, was ich weiß, aber es ist nicht viel.«
    Janice lachte. Wie Pauline wusste sie, dass Henry spannende Geschichten liebte. »Ich glaube dir kein Wort. Spuck’s aus!«
    »Nein, im Ernst. Es ist ganz seltsam, es gibt erstaunlich wenig über Constantin Dumont.« Als erwarte sie, belauscht zu werden, senkte sie die Stimme, was die Verständigung in einer ratternden U-Bahn erschwerte. Erst als sie sicher war, die volle Aufmerksamkeit ihrer Freundinnen zu besitzen, fuhr sie fort: »Also gut, er macht was mit Kunst. Ich meine, nicht selbst, er handelt damit und so. Es gibt ein paar offizielle Fotos. Das ist alles.«
    »Ist er verheiratet? Kinder? Nun mach’s doch nicht so spannend!« Janice rutschte ungeduldig auf ihrem Sitz herum.
    »Nichts. Keine Affären, kein roter Teppich, keine Homestory. Ein bisschen kommt er mir vor wie ein Phantom. Allerdings …«
    Nun hielt es auch Pauline kaum noch aus. »Henry!«, sagte sie schärfer als geplant. »Was ist da noch?«
    »Na ja, es gibt ein Gemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ich habe es vor Jahren mal in einer Ausstellung in Amsterdam gesehen.«
    »Was ist damit?«
    »Der Typ darauf hieß Konstantin Vandenberg.«
    Ratlos sah Pauline sie an. »Ja, und?«
    »Sie sehen sich ähnlich, sehr ähnlich. Und Vandenberg ist die holländische Form von Dumont.«
    »Du

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