Gib mir deine Seele
strahlend aus. Stark genug, um auch dieses Problem zu lösen. Zufrieden tupfte sie sich etwas von dem Parfüm hinter die Ohren, das Constantin so zuverlässig wild machte.
Versöhnungssex soll ja bekanntlich der beste sein , dachte sie und blieb gleich darauf wie angewurzelt stehen, um den Anblick der Männer zu genießen, die wie hingegossen auf dem »unfranzösisch« großen Bett lagen und ihr erwartungsvoll entgegenblickten.
»Mhm«, sagte sie wie zu sich selbst. »Mit wem fange ich an?« Mit einem Lächeln musterte sie beide nacheinander. »Ich glaube, mit Nicholas. Er scheint mir schwerer verletzt zu sein.«
Constantins Augen verdunkelten sich zu einem stürmischen Blau, während er zusehen musste, wie ihre Hand über die Hüfte eines anderen Mannes glitt, der diese Zärtlichkeit mit einem provozierenden Stöhnen quittierte.
Nicholas hatte sich nach dem Frühstück von Pauline verabschiedet. Während der letzten Tage hatte Constantin ausgeglichen gewirkt, als hätte es dieses reinigenden Gewitters bedurft, um ihn aus den Tentakeln einer Depression zu befreien.
Heute würde er Nicholas nach Nîmes zum Bahnhof bringen. Von dort fuhr mittags ein TGV in gerade einmal sechseinhalb Stunden nach London. Constantin wollte bei der Gelegenheit einige Besorgungen in der Stadt machen und ein Bauteil abholen, das in irgendeiner landwirtschaftlichen Maschine ersetzt werden musste.
Pauline freute sich darüber, dass er im Lauf ihrer Beziehung in gewisser Weise bodenständiger geworden war. Nach wie vor liebte sie den unnahbaren, geheimnisvollen Mann, als den sie ihn kennengelernt hatte. Aber sie wusste es auch zu schätzen, wenn er ihr und der Welt gelegentlich seine andere Seite zeigte, auch mal selbst mit anpackte. Sich eben wie ein ganz normaler Mann benahm und nicht wie ein lebensfremder Millionär.
Nach einer erholsamen Stunde im Bad wollte sie einen ausgiebigen Spaziergang machen. Der Abschied von Nicholas war anders als sonst gewesen, eigenartig, und an der frischen Luft konnte sie am besten darüber nachdenken.
Am Morgen hatte er sie abgepasst und gesagt, er müsse mit ihr reden. »Allein.«
Sie waren zusammen in den Garten gegangen, und dort hatte Nicholas sie zärtlich und gleichzeitig mit einer so großen Ernsthaftigkeit geküsst, wie sie es noch nie an ihm erlebt hatte.
»Was ich jetzt sage, darfst du niemals vergessen, versprichst du mir das?«
Pauline hatte genickt, doch das war ihm nicht genug gewesen. Schließlich hatte sie gesagt: »Wenn es dir so wichtig ist … Ja, ich verspreche, dass ich immer daran denken werde.«
»Es wird der Tag kommen, an dem du an allem zweifelst. An dir und ganz besonders an der Liebe. Aber das darfst du nicht. Constantin liebt dich mit einer Hingabe, die ich ihm niemals zugetraut hätte. Eher würde er sein Leben opfern, als zuzulassen, dass dir jemand etwas antut.« Er strich sich mit der Hand über seine blonden Bartstoppeln, eine Geste, die ihr inzwischen so sehr vertraut war. »Das Verrückte ist, mir geht es ebenso.«
»Wer sollte mir denn etwas tun wollen?«, fragte sie betont leichthin.
»Es gibt Kräfte …« Er unterbrach sich. »Die Liebe besitzt eine Magie, die niemand von uns unterschätzen sollte. Sie kann am Ende unsere letzte Hoffnung sein.«
Es fiel Pauline schwer zu verstehen, worauf er hinauswollte. »Das klingt alles ziemlich geheimnisvoll«, sagte sie schließlich hilflos.
»Du wirst wissen, was ich meine, wenn es so weit ist.« Danach hatte er sie noch einmal geküsst und war davongegangen, ohne sich umzusehen.
Als sie sich nun inmitten der Weinberge daran erinnerte, kam es ihr wie ein Abschied für immer vor, und Pauline weinte die Tränen, die sie am Morgen nicht gehabt hatte. Was geht hier nur vor sich?
Vielleicht war es der Wunsch, Nicholas besser zu verstehen, der sie dazu bewog, die Treppe hinaufzusteigen und in seine Wohnung zu gehen. Sie war sauber und aufgeräumt, nichts erinnerte mehr an einen Bewohner, nur der unverwechselbare Geruch seines Aftershaves hing noch in der Luft.
Pauline fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Schon immer hatte sie sich von verbotenen Räumen magisch angezogen gefühlt. Nicht dass ihr jemand untersagt hätte, hier heraufzukommen. Sie hatte es nur nie getan. Die Zimmer waren ähnlich geschnitten wie ihre eigenen eine Etage tiefer. Erst als sie das letzte betrat, blieb sie erstaunt stehen und betrachtete die Farbkleckse auf dem Parkett. Ein geheimes Atelier?
Es gab nur zwei Fenster, ansonsten
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