Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
gefeuert.“
Kapitel 20
Valerie kauerte auf dem Sofa und starrte geistesabwesend auf das Foto eines wundervollen Sonnenuntergang über dem Kap der Guten Hoffnung. Sie warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und träumte sich fort an die endlosen weißen Strände und steilen Klippen Südafrikas. Fast hörte sie das Rauschen der Brandung und das miauende Lachen der Möwen. Der typische Geruch des Ozeans schien durch ihre Wohnung zu wabern.
Sie war noch ein Kind gewesen, als sie dort gelebt hatte, und viele Eindrücke waren vergangen wie Schall und Rauch. Gewisse Empfindungen hatten sich jedoch unauslöschlich in ihrem Gedächtnis verankert. Tiefe Sehnsucht erwachte in ihr.
Und just in diesem Moment traf sie die Entscheidung, ein neues Kapitel in ihrem Leben einzuläuten. Sobald „Tödliches Universum“ im Kasten war, würde sie sich auf Weltreise begeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie aller Voraussicht nach auch ihr Studium abgeschlossen.
Endlich würde sie all ihre Freunde besuchen, anstatt nächtelang mit ihnen zu chatten. Und sollte sie an einem bestimmten Ort Gefallen finden, schlüge sie einfach dort ihre Zelte auf. Was hielt sie hier schon? Rafael weilte so oder so nicht mehr lange auf der Erde, egal wie die Geschichte mit Angelina ausging.
Sie öffnete die Augen und schaute sich in ihrer kleinen Wohnung um, als sähe sie sie zum ersten Mal. Zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass es in den letzten Jahren für sie kein Entrinnen gegeben hatte. Erst Rafael hatte es zuwege gebracht, ihren Drang nach Freiheit und Abenteuer neu zu erwecken. Nun musste sie nur noch den Mut aufbringen, all ihre Ideen und Neigungen in die Tat umzusetzen.
Unwillkürlich schloss sich ihre Hand um den Ring an ihrem Hals, und sie traf einen weiteren Entschluss: Sie würde Marcel aufsuchen. Sie musste in Erfahrung bringen, ob ihr noch etwas an ihm lag, ansonsten würden die Erinnerungen an ihn sie zeit ihres Lebens verfolgen.
Ihre Finger glitten hoch und betasteten ihre Lippen. Sie brannten noch immer von Rafaels heißen Küssen, ihr Unterleib schmerzte vor unerfüllter Lust, und in ihrem Kopf schien ein Hornissennest aufgerüttelt worden zu sein. Wenn sie nur daran dachte, was wahrscheinlich gerade im Garten seinen Lauf nahm, hatte sie das Gefühl, alle Hornissen würden unisono zustechen. Und verschlimmert wurden die Schmerzen noch durch das Wissen, dass es ihre Idee gewesen war, die diese Lawine losgetreten hatte.
Sie zuckte zusammen, als es ungeduldig an die Tür hämmerte.
„Mach auf, Valerie! Ich muss mit dir reden“, hörte sie Rafaels Stimme.
Sie schoss hoch, stürzte auf die Tür zu, an die schon wieder getrommelt wurde, und riss sie auf. „Was soll denn der Lärm? Und warum in Gottes Namen bist du nicht bei Angelina?“
Doch seine Mimik verriet mehr als tausend Worte. Irgendetwas schien mächtig aus dem Ruder gelaufen zu sein. Er ließ sich in einen Sessel fallen, beugte den Oberkörper weit nach vorne und vergrub das Gesicht in den Händen. Vorsichtig rutschte sie neben ihm auf die Armlehne und strich ihm zärtlich über die glänzenden dunklen Haare. Langsam hob er den Kopf und blickte sie sekundenlang durchdringend an, bevor er sich erschöpft gegen ihren Busen fallen ließ.
„Ich bin ein solcher Esel“, stammelte er nach ein paar Minuten, in denen sie einfach nur stumm dagesessen hatten. Es war eine erlösende Stille gewesen, ein angenehmes Schweigen, das man nur mit einem Menschen teilen konnte, mit dem man sehr vertraut war.
„Wie konnte ich nur auf die bescheuerte Idee kommen, etwas für Angelina zu empfinden?“, setzte er nach einiger Zeit wieder an. „Sie ist absolut nicht als Ehefrau und Mutter zu gebrauchen. Warum war ich nur so lange mit Blindheit geschlagen?“ Mit leeren Augen starrte er Valerie an und wirkte wie ein kleiner Junge, der auf seinen Hamster getreten war.
„Sie sieht deiner verstorbenen Frau ähnlich. Das hat dich wahrscheinlich geblendet“, tröstete sie ihn. „Aber was ist denn eigentlich passiert? Als ich mich vorhin aus der Schusslinie entfernt habe, hatte ich den Eindruck, dass sie ziemlich scharf auf dich war.“
Rafael nickte leicht. „Mag sein. Doch als ich sie gefragt habe, ob sie sich vorstellen könnte, jemals eine Familie zu gründen, ist sie völlig ausgeflippt. Die Frau ist die totale Mogelpackung.“
„Ich fasse es nicht!“, bekundete Valerie mit ungläubigem Unterton. „Das heißt, unsere ganze Show war umsonst?“
Rafael verzog das
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