Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
augenblicklich von Valerie ab, wirbelte herum und preschte auf Rafael zu. Dieser tätschelte ihm zärtlich den Kopf, bevor er ihn aufs Sofa jagte. Sofort stellte sich himmlische Ruhe ein.
Mit zwei großen Schritten überwand er den Abstand zwischen sich und Valerie. „Valerie, geht es dir gut?“ Geschockt registrierte er, dass sie vor ihm zurückwich.
Mit weit aufgerissenen Augen glotzte sie ihn an. „Rafael, was hat das alles hier zu bedeuten? Und was sind das für Sachen?“ Mit dem Arm beschrieb sie eine weit ausholende Geste. „Wo kommt dieses Tier her? Und wer zur Hölle bist du wirklich?“
„Das ist nur ein kleiner Mondbär, den ich zur Pflege habe. Sehr ausgefallene Tiersorte. Gibt es kaum noch. Und von was für Sachen redest du?“
Er schaute um sich und entdeckte auf dem Boden seinen Raumanzug, den Helm, die Stiefel und die Handschuhe. Auf dem Sideboard lauerte aufgeklappt der stromlinienförmige schwarze Computer. Jede Menge Pillen und Tablettenröhrchen hatten sich rundum verstreut, da er Futter für Tristan gesucht hatte – gleich neben den Pornofilmen. Dahinter sah es aus wie in einer Hotelbar, angebrochene Flaschen mit hochprozentigem Alkohol drängten sich neben aufgerissenen Zigarettenpäckchen.
Sein Blick wanderte weiter zum Wohnzimmertisch. Dort tummelten sich ganze Kohorten von halbierten Überraschungseiern und kleinen Plastikteilchen, da er ausgetestet hatte, ob sich wirklich in jedem siebten Ei ein Schlumpf verbarg – was übrigens der Wahrheit entsprach.
Nun verstand er Valeries Entsetzen. Aber wie in drei Teufels Namen sollte er die Situation entschärfen?
„Ich wollte nicht schnüffeln“, stotterte diese. „Aber ich habe ein erbärmliches Jaulen gehört. Doch als ich nachschauen wollte, ist sofort dieses Monster auf mich los gegangen! Rafael, lass mich gehen. Ich werde keiner Menschenseele etwas erzählen. Bitte, tu mir nichts!“ Mit diesen Worten flüchtete sie hektisch in Richtung Tür.
Mit einem großen Schritt versperrte er ihr den Weg. Ein unterdrückter Schrei entfloh ihrer Kehle, als sie auf ihn auflief. Wahrscheinlich mutmaßte sie jetzt, binnen Sekunden das Opfer eines Psychopathen zu werden.
„Valerie, beruhige dich, bitte“, setzte er an und unternahm den Versuch, sie in seine Arme zu ziehen, als er plötzlich einen heftigen Schmerz verspürte. Ein gurgelnder Schrei entwich ihm. Mit verzerrtem Gesicht sackte er auf die Knie, während ihm Tränen in die Augen traten. Mit diesem heftigen Tritt in die Eier und dem harten Handkantenschlag in den Nacken hatte er weiß Gott nicht gerechnet.
Sie hatte die Tür schon fast erreicht, als er sie am Arm packte und herumwirbelte, sorgfältig darauf bedacht, dass sie keinen weiteren Treffer in seine Weichteile mehr landen konnte. Dennoch platzierte sie weitere gezielte Karateschläge auf seinem Oberkörper, unter denen er laut aufstöhnte.
Und das nannte sie aus der Übung?
Weit gefehlt.
Es lag nicht in seiner Absicht ihr Schmerzen zuzufügen, aber wenn er bei diesem kleinen Duell nicht den Kürzeren ziehen wollte, musste er eindeutig härtere Maßnahmen ergreifen. Also schlang er seine Arme um sie wie eine Schraubzwinge. Und auch wenn sie erneut nichts unversucht ließ, sich aus seinem Griff zu befreien, hatte sie jegliche Chance verwirkt. Daher stieß sie einen gellenden Schrei aus, an dem nun wiederum Tristan Anstoß nahm und augenblicklich mürrisch knurrte.
„Ruhe!“, brüllte Rafael so laut er konnte, und die beiden Sirenen verstummten auf der Stelle. „Verdammt noch mal, Valerie! Jetzt hör mit dem Gekreische auf, und lass mich erklären. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin weder pervers, noch ein Serienmörder, noch drogenabhängig, auch wenn man das durchaus in Erwägung ziehen könnte, wenn man die Wohnung betritt. Setz dich bitte hin und hör mir zu. Ich verspreche, dass ich dir nichts tun werde. Genauso wenig wie Tristan. Er ist ein sehr gut erzogener Mondbär.“
Mit sanfter Gewalt schubste er die verstörte Frau in den Sessel und setzte sich ihr gegenüber, ständig darauf gefasst, dass sie wieder auf ihn losging oder einen erneuten Fluchtversuch startete. Doch nun schien sie erstarrt zu sein. Mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck rieb sie sich die Schulter, und es bereitete ihm unendlichen Kummer, dass er so fest zugepackt hatte. Aber sie hatte ihm leider keine Wahl gelassen.
Er griff zur Seite und kraulte Tristan, damit auch dieser wieder zur Ruhe kam, ließ Valerie jedoch keinen Moment aus
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