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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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fast
provokativer Verlangsamung aber nur die Köpfe.
    Wenig später parkten die beiden Fahrzeuge fast nebeneinander vor der
Tannenklinik. Riesle war verwirrt – und seine Irritation steigerte sich noch,
als er einen weiteren Wagen auf dem Parkplatz erkannte: den von Thomsen!

12. MUNDSCHUTZ UND KNIEBUNDHOSE
    Hubertus Hummel saß blass im Foyer und schien auf Riesle,
Carolin, eine Erleuchtung oder was auch immer zu warten.
    »Ach, kommst du doch noch?«, fragte er in leicht vorwurfsvollem Ton.
    Dieses Beleidigte, Hypersensible war etwas, worauf Riesle nach all
den Jahren ihrer Freundschaft noch immer allergisch reagierte. Am liebsten wäre
er angesichts des noch angestauten Ärgers mit den Polizisten gleich wieder
gegangen, doch er spürte, dass hier eine Geschichte auf ihn wartete. Und da
konnte ihm Hummel helfen.
    »Was ist hier los, Hubertus?«
    »Ich werde erpresst«, sagte der düster dreinblickend und fixierte
die Pforte der Kurklinik. Bald würde die Dämmerung sich über den Schwarzwald
senken.
    »Und deshalb ist Thomsen da?«
    Nun war es Hummel, der staunte. »Thomsen? Kriminalhauptkommissar
Thomsen? Davon weiß ich nichts. Ich habe nur dieses andere Polizeiauto gesehen – und mich gewundert. Bist du mit diesen Polizisten gekommen?«
    An Riesle nagte der Verlust der sechzig Euro und der Gewinn der drei
Punkte so, dass er nicht weiter darauf eingehen wollte. »Du hast also die
Polizei alarmiert, weil du erpresst wurdest?«, fragte er stattdessen.
    »Keine Polizei, hieß es im Brief«, sagte Hummel nachdenklich. Dann
weiteten sich seine Pupillen vor Schrecken. »Wenn die Erpresser mitbekommen,
dass die Polizei da ist, gibt es Ärger – obwohl ich doch gar nichts dafür
kann!« Er fasste Riesle am Arm. »Du musst mir helfen!«
    Was war denn aus Hubertus geworden? Sein Zusammenbruch im Garten
hatte ihn wohl doch nicht nur körperlich beeinträchtigt.
    »Du siehst blass aus«, meinte Riesle. »Hast du jetzt die Polizei
gerufen oder nicht?«
    »Nein!«, rief Hummel eindringlich. »Jetzt hör dir doch erst mal die
Geschichte von der Erpressung an.«
    Er berichtete in aller Ausführlichkeit von Carolins Besuch, von dem
Brief mit dem Foto, von seiner nächtlichen Übelkeit und von den Spekulationen
um einen Virus oder gar eine Vergiftung, natürlich von Narben-Dietrichs Tod,
sogar von der Gruppentherapie und der gemeinsamen Raupe, die sie hatten machen
müssen.
    »Also das mit dem Todesfall hättest du mir wirklich schon bei deinem
Anruf heute Vormittag sagen können, Hubertus.«
    »Die wissen ja noch nicht mal die genaue Todesursache.«
    Als wäre das ein Hindernis für einen knackigen Artikel, dachte
Riesle. Er machte sich – berufliche Gewohnheit – ausführlich Notizen, was
Hubertus missbilligend zur Kenntnis nahm. Er kannte seinen Freund.
    »Klaus, wenn du was über die Erpressung schreibst, sind wir
geschiedene Leute. Wer weiß, was diese Typen mir sonst antun?« Er packte ihn
noch fester am Arm. »Versprichst du mir das?«
    Riesle schrieb munter weiter, fixierte dann aber Hummels Blick: »Ich
verspreche dir, dass ich nichts über die Erpressung schreibe. Und ich bin auch
der Meinung, du solltest damit nicht zur Polizei gehen.«
    »Schwör’s!«
    Riesle schwor – sogar ohne die gekreuzten Finger. »Aber über den
hier umgehenden Virus oder die Vergiftung mit Todesfolge darf ich ja wohl was
schreiben.«
    Riesle überlegte und reservierte für sich in Gedanken schon einen
Zweispalter in der aktuellen Ausgabe. Immerhin etwas. Aber nun galt es
herauszufinden, wo Thomsen steckte – und was hier wirklich los war.
    »Komm schon, Hubertus«, sagte der Journalist aufgeregt. »Wir suchen
meinen neuen Nachbarn.« Er berichtete von Thomsens Einzug, worauf Hubertus zum
ersten Mal seit Wochen so richtig grinsen musste.
    Gerade machte sich Hummel mühsam auf, seinem Freund – wohin auch
immer – zu folgen, als ein weiterer Mann von draußen an die Pforte gestürmt kam.
Er trug Wanderstiefel, eine Kniebundhose, ein rot-weiß kariertes Hemd und eine
dunkelgrüne Strickjacke. Auf dem Kopf hatte er einen grauen Filzhut – Marke
Wanderführer Schwarzwaldverein. Es fehlten nur die emaillierten Abzeichen der
bereits abgewanderten Stationen.
    »Na, prima«, freute sich Riesle. »Kommissar Winterhalter.« Auch der
war zweifelsohne schon aus dem Feierabend geholt worden. Offenbar von einem
längeren Spaziergang. Oder von irgendwelchen Tätigkeiten auf seinem Bauernhof
nahe des Linacher Stausees, den er als

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