Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
keine Option.
»Du gehst nach Hause. Ich werde Illium rufen, damit er dich heimbegleitet .«
»Keine Babysitter mehr « , sagte sie, ihre Wut blitzte auf wie ein scharfes Messer. »Das werde ich nicht mehr zulassen. Und ich werde mich auch nicht nach Hause trollen wie ein kleines Mädchen .«
Du wirst tun, was ich sage.
»Oh ja. Hattest du bisher den Eindruck, dass das funktioniert ?«
Er beugte sich vor und stützte die Hände rechts und links neben ihr auf dem Ast ab, wobei sich sein kräftiger Körper zwischen ihre Schenkel schob. Du gehorchst jetzt ganz schnell.
Ooooh, dachte sie, er sucht nicht nur Streit, er sucht richtig Streit . »Ich « , sagte sie und versuchte, weiterhin klar zu denken, »bin einer der stärksten Jäger in der Gilde. Nicht nur das, ich habe einen Erzengel überlebt und einen psychopathischen Möchtegern-Erzengel. Ich habe mir meine Sporen verdient .«
Anoushka hätte dich beinahe getötet.
SiedachteandasGift,dasNehasTochterinihrenKörpergepumpthatte,andiePanik,dieihrHerzzumStotternundihrBlutzumGefrierengebrachthatte.»HastdueineAhnung,wievieleLeutemichimLaufederJahre›fast‹umgebrachthätten ?« Alssiesah,wiesichseineAugenmiteinemunfassbarreinenBlauüberzogen,daskeinerFarbevondieserWeltglich,wurdeihrklar,dassesvielleichtnichtdasKlügstegewesenwar,diesesThemaanzuschneiden.Andererseits … »Ichnehmedichso,wiedubist « ,sagtesie,nichtbereit – nichtfähig – nachzugeben.»Ichtuedas .«
Der erbitterte Nachdruck in dieser Feststellung durchbrach den zornigen Sturm, der Raphael gepackt hatte, und er hörte ihre Worte – auch die, die sie nicht sagte.
Ich nehme dich, wie du bist. Nimm du mich, wie ich bin.
»Ich habe in dir nie etwas anderes als eine Kriegerin gesehen .« Auch als sie in seine Arme gekommen war – er hatte nie vergessen, dass dies eine sehr bewusste Unterwerfung ihrerseits gewesen war, eine Entscheidung dafür, sich selbst angreifbar zu machen.
Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, die feinen Haare fielen ihr wild über die Schultern. »Es reicht nicht, Raphael. Die Worte allein reichen nicht .«
In der Zufluchtsstätte hatte sie ihn gebeten, ihre Gedanken nicht mehr zu lesen. Das war eine schwierige Entscheidung für einen Erzengel gewesen, da die mentale Überwachung seine beste Möglichkeit gewesen wäre, für ihre Sicherheit zu sorgen. »Ich habe dir unvergleichliche Freiheiten gegeben .«
»Mit wem vergleichst du uns, Erzengel ?« , fragte sie und sah ihn aus ihren blassen Augen an, die in der Dunkelheit wie die einer Zauberin leuchteten.
Ein Zeichen ihrer wachsenden Unsterblichkeit, stellte er für sich fest und fragte sich, ob sie schon eine Verbesserung ihrer Nachtsicht bemerkt hatte. Diese Eigenschaft würde eine Jägerin zu schätzen wissen – denn der Kuss der Unsterblichkeit konnte sich nur auf dem Boden dessen entfalten, was bereits vorhanden war.
»Wir machen unsere eigenen Regeln « , fuhr sie fort. »Für uns gibt es keine Vorlage, an die wir uns halten könnten .«
In seinen Gedanken blitzte das Bild auf, wie sie mit gebrochenen Knochen in seinen Armen lag und das Leben Tropfen für Tropfen aus ihr herausrann. Dann war die Stille gekommen. Endlose, erbarmungslose Stille, während sie schlief. »Elias und Hannah sind seit Hunderten von Jahren zusammen « , sagte er. »Sie folgt seiner Führung .«
Ein unsicheres Lächeln von seiner Jägerin mit dem sterblichen Herzen. »Ist es das, was du wirklich willst ?« Es war ein heiseres Flüstern.
Er wusste, dass er sie in diesem Augenblick furchtbar verletzen konnte. Wie ihr Vater konnte er ihr sagen, dass sie nicht das war, was sie sein sollte, dass es eine Schande war, wer und was sie war. Damit hätte er sie an ihrer verwundbarsten Stelle getroffen und den Kampf zwischen ihnen gewonnen.
Er war ein Erzengel. Er hatte schon mehr als eine unbarmherzige Entscheidung getroffen.
»Nein « , sagte er, denn sie war genau die, die sie sein sollte. Seine Gefährtin, seine Gemahlin. »Aber es wäre einfacher, wenn du so wärst wie Hannah .«
Ihr Lachen klang belegt. »Und es wäre einfacher, wenn du jede meiner Anweisungen befolgen würdest .«
Sie sahen sich für einen langen, langen Augenblick an … dann streckte Raphael die Hand aus und umfing ihre Wange. »Ich werde dir deine Freiheit geben « , sagte er, gegen jeden einzelnen seiner Instinkte ankämpfend, »unter einer Bedingung .«
Sie zog die Brauen zusammen. »Welche Bedingung ?«
»Vertraust du mir, Jägerin
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