Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
wieder in die Handtasche. Sie konnte nicht fassen, dass sie ihren BH in der Mädchentoilette gelassen hatte. Sie hatte ihn total vergessen, bis sie schon auf halbem Weg zu Hause war und an sich hinabsah. Etwa eine halbe Sekunde hatte sie erwogen, zurückzufahren und ihn noch zu holen, doch bei der Vorstellung, irgendjemanden zu treffen, während unter ihrem dünnen weißen Pulli ihre Brustwarzen deutlich zu sehen waren, überlegte sie es sich anders. Wahrscheinlich würde der Hausmeister den BH finden und entsorgen. Was echt schade war, da ihr der Büstenhalter gefallen hatte.
Sie grinste bei der Vorstellung, dass der Hausmeister das Teil finden und sich den Kopf darüber zerbrechen würde, wie es dorthin gelangt war.
Sie pfefferte ihre Handtasche auf den Tisch in dem kleinen Eingangsbereich und lief in die Küche. Sie hatte ihren BH verloren, während sie mit Zach in der Mädchentoilette knutschte. Wie konnte das nur passieren? In der einen Sekunde hatte sie sich noch komplett in der Gewalt gehabt und schon in der nächsten total die Kontrolle verloren. In einer Sekunde hatte sie ihm noch gesagt, dass sie nicht mit ihm zusammen sein wollte, und in der nächsten, dass ihr BH vorne aufgehakt wurde.
Adele öffnete den Kühlschrank und nahm eine Diet Pepsi heraus. Sie hatte darauf gewartet, dass der Fluch wirkte und
ihn in einen abstoßenden Sonderling verwandelte. Doch zum ersten Mal seit drei Jahren hatte der Fluch versagt.
Das eine Mal, als sie sich auf ihn verlassen hatte, hatte er sie im Stich gelassen. Bei Zach. Dem letzten Mann auf Erden, den sie küssen und anfassen sollte. Schon gar nicht in der Mädchentoilette an der Cedar Creek High. Sie sollte entsetzt und beschämt sein, und das war sie auch. Aber wahrscheinlich nicht annähernd so sehr wie sie sollte.
Ihre Scham war nicht annähernd so groß wie ihr Bedürfnis zu lächeln.
Drei lange Jahre lang hatte sie geglaubt, unter einem Fluch zu stehen, und heute Abend war er ausgeblieben. Vielleicht hieß das, dass er gebrochen war. Womöglich gab es nur eine begrenzte Anzahl mieser Dates, und der Fluch hatte sich erschöpft. Oder es hatte ihn nie gegeben. Wie dem auch sei, zum ersten Mal seit Langem wagte sie es, sich frei zu fühlen. Zu hoffen, dass der Alptraum, in dem sie gelebt hatte, vorbei war.
Adele ging ins Kinderzimmer, zog Zachs Mütze ab und legte sie neben ihren Laptop auf den Schreibtisch. Sie wagte zu hoffen, dass Joe sich am Samstagabend nicht in einen Arsch verwandelte, wenn sie mit ihm ausging.
Sie mochte Joe ganz gern, jedenfalls das Wenige, was sie von ihm wusste. Er war irgendwie süß. Auf hinterwäldlerische Cowboy-Art. Wie aus einem »John Deere«-Traktor-Werbespot entsprungen. Neben seinem süßen Südstaatenakzent schien er auch gute Südstaatlermanieren zu haben.
Am Samstagabend, bei Rindfleisch-Fajitas und einem Krug Margaritas in dem mexikanischen Restaurant El Rancho, konnte Adele feststellen, dass Joe Brunner wirklich gute Manieren hatte. Er hielt ihr galant die Tür auf und half ihr aus dem Mantel. Doch vor allem erfuhr sie, dass Joe drei Dinge liebte: Highschool-Football, College-Football und Profi-Football.
»Dieses Spiel hat Geschichte geschrieben«, schwärmte er und bezog sich auf ein Spiel, das er an der Virginia Tech gespielt hatte. Als er sie um acht abgeholt hatte, war er angezogen wie viele andere Typen aus Westtexas: mit einem beigefarbenen Western Shirt mit Perlmuttknöpfen, einer neuen Wrangler’s und Justin Boots. Ein Cowboyhut aus Stroh bedeckte sein braunes Haar. »Sie leben in Boise, nicht? Da oben haben sie in der College-Sportliga ein gutes Programm.«
Trotz seiner Football-Besessenheit stellte sie fest, dass er ein echt netter Kerl war, und fühlte sich schrecklich, weil sie ihn ständig mit Zach verglich. Er war nicht so groß und gut aussehend, und wenn sie ihn ansah, wurde ihr nicht ganz schwach zumute wie bei Zach. Was eigentlich ein Punkt zu Joes Gunsten hätte sein sollen.
Während des Essens versuchte Adele mehrfach, das Thema zu wechseln. Nicht nur, weil sie kein Football-Fan war, sondern weil das Thema ihre Gedanken immer wieder auf einen gewissen Ex-Quarterback lenkte. Und wenn sie an Zach dachte, dachte sie an ihr ungeheuerliches Benehmen in der Mädchentoilette. Und wenn sie an ihr ungeheuerliches Benehmen dachte, zog sich ihr Magen zusammen und ihr wurde siedend heiß.
»Erzählen Sie mir, was Sie so machen, wenn Sie nicht als Trainer arbeiten«, hatte sie Joe gebeten, während sie ihre
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