GK0105 - In Satans Diensten
Schweiß von der Stirn.
Bill sprang von der Fensterbank. Ehe er eine Frage stellen konnte, sagte Superintendent Powell: »Sie können sich die Reise nach Spanien sparen. Inspektor Sinclair hat soeben angerufen. Er kommt mit der nächsten Maschine.«
»Na, Gott sei Dank.« Bill stieß erleichtert den Atem aus. »Und? Hat er irgend etwas gesagt, eine Erklärung abgegeben?«
»Nein! Aber daß er nicht mehr so einfach verschwinden kann, werde ich ihm schon klarmachen, und wenn er tausendmal John Sinclair heißt.«
Daß Superintendent Powell mit dem falschen John Sinclair gesprochen hatte, ahnten beide Männer nicht. Und so nahm das Verhängnis seinen Lauf…
***
Sie schleiften John Sinclair zwischen die Felsen!
Es war eine herrliche Nacht. Die Luft fühlte sich an wie Samt, sie kühlte Johns erhitztes Gesicht. Am Himmel funkelten unzählige Sterne, dazwischen – sozusagen als Mittelpunkt – ein heller Vollmond. Unten am Strand hörte man die Brandung gegen die Klippen rauschen. Bestimmt lagen dort Liebespaare im Sand oder wurden Parties gefeiert – und John Sinclair sollte sterben.
Die Männer hatten die Brillen abgenommen. Mit Schaudern dachte John an die verdrehten Augen, in denen nur das Weiße schimmerte. Der Inspektor war noch immer gefesselt. Mit dem Mut der Verzweiflung hatte er an den Nylonstricken gearbeitet, hatte versucht, sie zu dehnen, doch Erfolg – den hatte er nicht erzielt.
Aber noch lebte er…
Immer tiefer ging es hinein in die unwirtliche Felslandschaft.
Immer mehr entfernten sie sich vom Meer.
Bald vernahm John kaum noch das Rauschen der Brandung.
Still wurde es.
Die Kerle hatten John an den Armgelenken gepackt. Seine Hacken schleiften über den harten Steinboden. John hatte überhaupt kein Gefühl mehr in den Gliedern. Alles war abgestorben, völlig taub, wie tot.
Die Fußfesseln hatten sich zum Glück ein wenig gelockert.
John konnte sogar seine Knöchel etwas bewegen. Das gab ihm wieder Auftrieb.
Man wollte ihn verbrennen. Wie ein Stück Holz oder Papier sollte er den Flammen zum Opfer fallen, den Weg gehen, den viele seiner gespenstischen Gegner schon vor ihm gegangen waren.
Endlich hatten die Männer ihr Ziel erreicht. Sie ließen John kurzerhand zu Boden fallen.
Es war eine kleine Mulde, umgeben von hohen Felsblöcken und somit gut abgeschirmt.
Die Männer verständigten sich flüsternd. Dann verschwanden sie zwischen den Felsen.
Eine kurze Galgenfrist für John Sinclair.
Der Inspektor rollte sich ein paarmal um die eigene Achse, bis er neben einem Felsen zu liegen kam.
Jetzt begann der schwierigste Teil der Aufgabe. Er mußte sich hinsetzen.
Es gelang ihm unter unsäglichen Mühen. Da seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, war es kaum möglich, das Gleichgewicht zu halten.
John spürte hinter sich die rauhe, rissige Felswand. Es gab Vertiefungen, Kanten und winzige Vorsprünge.
Wenn es für John noch eine Chance gab, die Fesseln zu lösen, dann mußte es jetzt und schnell geschehen.
John begann seine Arme zu bewegen. Sein Körper pendelte hin und her. Immer wieder preßte der Inspektor die gefesselten Handgelenke gegen die rauhe Felswand.
Er riß sich die Haut auf. Blut lief an seinen Fingern hinab.
Nur nicht aufgeben! hämmerte sich John ein.
Sein Atem ging schnell und keuchend. Der Inspektor betete, die Männer mögen lange wegbleiben.
Es war eine mörderische, schweißtreibende Arbeit, immer wieder von kleinen Atempausen unterbrochen.
John zerrte an den Handfesseln wie ein Verrückter.
Und plötzlich riß der erste Faden.
John hätte bald vor Freude aufgeschrien. Mit doppelter Energie machte er weiter.
Da hörte er die Schritte.
Die Kerle kamen zurück.
John Sinclair vereiste. Jetzt war alles vorbei. Wenn sie entdeckten, daß es ihm gelungen war, einen Teil der Fesseln zu lösen, dann…
Der erste tauchte auf, sah John Sinclair, stutzte und zischte einen Fluch zwischen den Zähnen hervor.
Mit zwei Schritten war er neben dem Geisterjäger und riß ihn brutal von der Felswand weg.
John fiel auf die Seite, und die Wunde an seiner Wange begann wieder zu bluten.
Inzwischen war auch der andere Mann eingetroffen. Er hielt einen kastenförmigen Gegenstand in der Hand.
John erkannte mit Entsetzen, daß es ein Benzinkanister war.
In der anderen Hand hatte der Mann eine Decke. Er mußte die Dinge hier irgendwo zwischen den Felsen versteckt gehabt haben.
Die Männer schleiften John genau in die Mitte der kleinen Mulde. Noch hatten sie von seinem
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