GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
erreicht hatte, wurde er pariert, und dann hob der Kreuzritter sein Schwert und begann auf den Wagen einzuschlagen.
Die Waffe klirrte gegen das Blech. Es riß, als wäre es aus Papier. Wieder und wieder drosch der Ritter auf das Gefährt ein, so lange, bis es nur noch ein Schrotthaufen war.
Neben John stöhnte Rainer Schröder auf. »Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte er. »Jetzt ist alles aus – oder?«
John Sinclair drehte den Kopf. Dann hob er die Schulter.
Von unten her schallte wieder das gellende Gelächter herauf. Es hörte sich an, als würde der Satan selbst lachen und schon seinen Sieg im voraus feiern…
Die leichte Depression des Geisterjägers dauerte nicht einmal eine Minute. Dann hatte er sich wieder gefangen und schon einen Entschluß gefaßt.
John Sinclair trat vom Turmfenster weg und hockte sich auf einen Stuhl. Er sagte: »Wie es aussieht, ist dieser Kreuzritter nicht gewillt, uns von der Burg zu lassen. Die Zerstörung des Wagens ist ja Beweis genug. Wir müssen aber von hier verschwinden oder ihn vernichten. Es wird schwer sein, das weiß ich selbst. Allein hätte ich sicherlich eine Chance, nur kann ich es mir nicht leisten, euch in Gefahr zu bringen.«
»Aber wie wollen Sie Ihren Plan durchführen?« rief Irene Schröder verzweifelt.
»Ich brauche die Hilfe eines Mannes. Jean Muller, der Wirt, geistert wahrscheinlich immer noch im Schloß herum. Ihn muß ich in die Finger bekommen. Muller hat sich mit der Vergangenheit des Kreuzritters beschäftigt. Er muß wissen, wie man ihn erledigen kann.«
»Und wenn nicht?« warf Rainer Schröder ein.
Da begann John zu lächeln. »Ich habe Ihnen ja schon gesagt, Rainer, daß ich mit einer besonderen Aufgabe betraut bin. Ich habe schon gegen unzählige Dämonen und Geister gekämpft. Dabei ist es wie im Märchen. Es gibt immer eine Waffe, mit der diese Schattenwesen zu töten sind. Oft sind es geweihte Silberkugeln. Bei Vampiren zum Beispiel Pflöcke, die man ihnen ins Herz rammt. Feuer ist in fast allen Fällen wirksam. Oder – wenn das alles nicht hilft, gibt es in der Regel eine Waffe, die für den Dämon jeweils tödlich ist. Das muß auch im Fall des Kreuzritters so sein.«
»Und Sie glauben, daß Muller Ihnen helfen wird?« Schröders Frage klang skeptisch. Die Zweifel, die er hatte, waren auch deutlich seinem Gesicht abzulesen.
John Sinclair lachte hart. »Er wird mir helfen, glauben Sie mir!«
»Wie haben Sie sich das denn vorgestellt?«
»Ich gehe zu ihm.«
»Und wir?«
»Sie bleiben so lange hier und rühren sich nicht vom Fleck.«
Rainer Schröder biß die Zähne aufeinander. »Aber wenn dieser verdammte Ritter auftaucht – was tun wir dann?«
»Er wird nicht auftauchen. Nicht so rasch hintereinander. Er hat jetzt seinen Triumph gehabt und wird abwarten, was wir unternehmen. Er weiß ja, daß wir nicht von hier wegkommen. Er wird uns schmoren und zappeln lassen. Aber in der Zeit werde ich die nötigen Schritte für unsere Rettung unternehmen.«
»Ihren Optimismus möchte ich haben«, sagte Rainer.
»Ich bin Realist«, erwiderte John, »und ich habe meine Erfahrungen im Laufe der Jahre gesammelt. Aber eine andere Frage, Rainer: Können Sie schießen?«
»Sie meinen mit einem Gewehr oder so…?«
»Genau.«
»Ich war mal beim Militär. Ist aber schon einige Zeit her. Und ein guter Soldat war ich auch nicht. Von einer Pistole oder einem Gewehr weiß ich so viel, daß sie einen Lauf und einen Abzug haben. Das ist auch schon alles.«
John lächelte. »Ich schätze, das reicht.« Dann griff er unter seine Jacke und holte die Beretta hervor.
Rainer Schröder starrte auf die Waffe. Genau wie seine Freundin Irene Held. In beiden Blicken flackerte Mißtrauen und Abwehr.
John lächelte aufmunternd. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Die Pistole tut Ihnen nichts. Im Gegenteil, sie soll Sie ja schützen.« John hielt die Waffe in der Rechten. Mit dem Zeigefinger der Linken deutete er auf das im Knauf steckende Magazin. »Sie haben sechs Kugeln zur Verfügung«, erklärte er.
»Und jede Kugel ist aus geweihtem Silber angefertigt. Für die meisten Dämonen sind diese Geschosse absolut tödlich.«
»Aber nicht für alle«, warf Rainer ein. »Das habe ich Ihnen ja vorhin schon gesagt.«
»Und wie es sich mit dem Ritter verhält, wissen Sie auch nicht, John.« Diesmal sprach Irene Held. Sie hatte den Arm um Rainers Schulter gelegt und preßte sich fest gegen ihren Freund.
John Sinclair nickte.
»Sicher, das ist das
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