GK189 - Dämonen an Bord
Ihrer Zeitung zu berichten. Die Leute lesen so etwas gern, das kann ich verstehen. Aber, verdammt noch mal, es wäre absolut keine Reklame für Kookie, wenn Sie auch nur eine Zeile darüber veröffentlichen würden. Zwei Mädchen sind bei diesem Unfall ums Leben gekommen. Kookie hat sein Gedächtnis verloren. Wenn Sie das publik machen, ist der Junge weg vom Fenster, das schwöre ich Ihnen. Dann kriegt Kookie nicht mal mehr eine stumme Rolle in ‘ner ausgeflippten B-Serie. Darum geht es. Ich möchte Sie bitten, in aller Ruhe über meine Worte nachzudenken. Kookies Karriere würde in einem steilen Bogen im Eimer landen, wenn Sie die Sache groß herausbrächten. Natürlich kann ich verstehen, daß so ein Bericht ein Fressen für Sie wäre. Aber meinen Sie nicht auch, daß man Kookie noch eine Chance lassen sollte?«
Dennis Dogger rauchte seine Zigarette zu Ende. Er zerdrückte die Kippe im Aschenbecher. Dann starrte er Mabel York abwartend an. Schweiß glänzte auf seiner Oberlippe. Er hatte Kookie bloß vorgeschoben, Mabel wußte das. Im Grunde genommen ging es ihm nur darum, die Pläne, die er mit Kookie Banks hatte, nicht gefährdet zu wissen. Das Programm, das er für Kookie Banks ausgetüftelt hatte, sollte ihm und dem Schauspieler eine Menge Geld einbringen. Das klappte aber nur dann, wenn Mabel York nicht querschoß.
Dogger rieb sich nervös die Hände. Teufel, Mabel ließ ihn verdammt lange zappeln. »Nun?« fragte er heiser. »Was hat Kookie zu erwarten, Mabel? Den Gnadenschuß?«
»Sie wissen, wie ich zu Kookie Banks stehe«, sagte Mabel ernst. »Ich habe nicht die Absicht, den Jungen fertigzumachen.«
Dogger atmete erleichtert auf. Er lachte. »Da bin ich aber verflucht froh.«
Mabel blieb ernst. »Ich tu’s für Kookie, Dennis. Nicht für Sie!«
***
London hatte mich wieder.
Neuerdings schienen wir es mit den Filmen zu haben. Vicky Bonney, meine Freundin, war gebeten worden, den Stoff für einen Streifen zu liefern, und ich hatte auf Papua-Neuguinea ein amerikanisches Filmteam vor einem grauenvollen Schicksal bewahrt. Ein Japaner namens Zeno Kabajashi hatte einen Strahlenapparat entwickelt, der es ihm möglich machte, Tote zu neuem Leben zu erwecken. Er ließ gleich eine ganze Armee auferstehen, und ich hatte alle Hände voll zu tun, um diese Toten und diesen gefährlichen Strahlenapparat zu vernichten.
Ich fühlte mich einsam in dem Haus, in dem ich ansonsten mit Vicky und Mr. Silver wohnte. Ich sehnte mich nach Vicky. Es hatte den Anschein, als wüßte sie das, denn sie rief mich aus Hollywood an.
»Ich habe mich entschlossen, meine Abreise zu verschieben«, sagte das Mädchen. »Es ist etwas passiert…«
»Wenn ich irgendwie helfen kann…«, machte ich sofort das Angebot.
Vicky erzählte mir von Kookie Banks. Ich hatte den jungen Schauspieler schon in mehreren Filmen gesehen und war bereit zu glauben, daß dieser Mann das Zeug in sich hatte, Vickys Film zum erfolgreichsten Streifen aller Zeiten hochzukatapultieren. Die Einspielergebnisse würden jene des Weißen Hai und des Exorzisten noch schlagen. Davon war Hollywood überzeugt, und davon war auch ich überzeugt. Aber dann hörte ich, was Kookie Banks passiert war. Mich überlief es eiskalt.
»Mr. Silver«, fuhr Vicky Bonney fort, »ist fest davon überzeugt, daß es bei diesem Unfall nicht mit rechten Dingen zuging, Tony.«
In diesen Dingen irrte sich Silver kaum mal. Ich war bereit, zu akzeptieren, was Vicky mir berichtete.
»Eine rätselhafte Sache«, sagte ich, als Vicky kurz Luft holte.
»Ich möchte, daß wir drei uns darum kümmern, Tony«, meinte Vicky. Ein flehender Ton lag in ihrer zarten Stimme. Da gab es für mich nicht mehr viel zu überlegen.
»Ich komme«, sagte ich. Dann legte ich auf.
***
Auch der Gangster Roscoe Mortimer kannte die Geschichte von Kapitän Achat. Er war in der Gefängnisbibliothek auf den Piraten gestoßen und hatte alle Bücher in sich hineingefressen, die – selbst wenn es nur am Rande geschah – über Kapitän Achat berichteten. Nächtelang lag Roscoe Mortimer hinterher wach. Er wälzte unheilvolle Probleme, die sich, wenn er es geschickt anstellte, gewiß realisieren ließen. Sein Zellengenosse, ein greiser Typ, dessen Lebensuhr schon beinahe abgelaufen war, weihte Mortimer in die Geheimnisse der Schwarzen Magie ein. Der Mann hatte auf diesem Gebiet einiges los, und Roscoe Mortimer war ein immens eifriger und ein äußerst gelehriger Schüler. Bald kannte Mortimer eine erkleckliche Anzahl
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