GK201 - Der Hexer von Colombo
damit sie einen Mord begingen.
Einen Mord!
Susan wollte um Hilfe rufen, aber ihre Kehle war von einer panischen Furcht zugeschnürt. In der nächsten Sekunde legten sich die bleichen, eiskalten Finger um Susans dünnen Hals.
Gnadenlos drückten sie zu, und der Mann dort oben auf dem Gobelin grinste so diabolisch, daß einem allein schon davon angst und bange werden mußte.
Susans schmale Hände versuchten die würgenden Finger von ihrem Hals zu zerren. Sie war nicht kräftig genug. Der Druck der unheimlichen Hände wurde immer schmerzhafter. Susan bekam keine Luft mehr. Verzweifelt rang sie mit dem Spuk um ihr Leben.
Die Augen traten ihr weit aus dem Kopf.
Schlug jetzt ihre letzte Stunde?
***
Der gedrungene Mann ging vor Mimi.
Hintereinander betraten sie das Haus. Plötzlich blieb der Mann wie vom Donner gerührt stehen. »Sehen Sie!« stieß er verstört hervor. Mimi ließ vor Schreck den Besen fallen.
Sie sah ihre Schwester, die mitten in der Halle stand, sich verzweifelt wand, etwas von ihrer Kehle zerren wollte, das nicht zu sehen war, schon blaue Lippen hatte und zu ersticken drohte.
»Susan!« rief Mimi bestürzt. »Mein Gott, was hat sie nur?«
Susans Kräfte nahmen schnell ab. Der Kampf, den sie gegen einen unsichtbaren Feind austrug, machte sie fertig. Sie schwankte und knickte in den Knien ein. Mimi eilte zu ihr. Der gedrungene Mann lief ebenfalls auf Susan zu. Als sie auf zwei Schritte an die alte Frau herankamen, bekam Susan plötzlich wieder Luft. Röchelnd japste sie. Verstört blickte sie Mimi und den Mann an, der neben ihrer Schwester stand, dann verdrehte sie die Augen und fiel um. Vier Arme fingen Susan auf.
Die Ohnmächtige wurde auf das Sofa gebettet.
Mimis zitternde Hände öffneten einige Knöpfe von Susans Kleid.
»Ein Herzanfall!« sagte sie aufgeregt. »Meine Schwester muß einen Herzanfall erlitten haben.«
Der Mann, den Mimi draußen vor dem Haus erwischt hatte, schüttelte mit kummervoller Miene den Kopf.
»Ich muß Ihnen leider widersprechen…«
»Wieso?«
»Das war keine Herzattacke!«
»Was denn sonst?«
»Daran ist er schuld«, sagte der Mann mit belegter Stimme. Er schielte furchtsam nach dem Gobelinbild. »Er hat Ihre Schwester überfallen.«
»Er?«
»Rajasinha. Der Hexer von Colombo!«
***
Matara bremste den MG mit Gefühl ab.
Para Bahu wartete, bis das Fahrzeug stand, dann stieg er schnell aus. Er klappte die Wagentür mit beiden Händen zu und betrachtete stumm das Haus der Badullas. Ein kleines Gärtchen mit tropischen Pflanzen zierte die Vorderfront. Einige Fenster waren erhellt. Duwa und Oya Badulla waren also zu Hause, oder zumindest einer von beiden.
Matara warf dem Freund über das Wagendach einen beunruhigten Blick zu. Duwa eine Hexe. Wie würde sie auf eine solche Anschuldigung reagieren? Dawir Matara schluckte trocken. Er nickte und knurrte: »Also los.«
Sie begaben sich zum Hauseingang. Matara ballte die Fäuste. Wenn Duwa tatsächlich zur Hexe geworden war, konnten sie sich bestimmt auf zahlreiche Gemeinheiten gefaßt machen. Matara schloß kurz die Augen. Wenn Duwa eine Hexe war, dann mußte auch Landa… O Himmel, das durfte nicht sein.
Der Fotograf schellte.
Sie warteten, und ihre Nerven waren angespannt wie Klaviersaiten. Die Gesichter der Männer waren finster. Ihre Lippen waren fest aufeinandergepreßt. Angst vor der Wahrheit glänzte in Mataras Augen.
Niemand kam, um zu öffnen.
Para Bahu klingelte nochmals. »Es brennt doch Licht«, sagte er ärgerlich. »Will Duwa uns weismachen, sie wäre nicht zu Hause? Für wie dumm hält sie uns?«
Als beim dritten Läuten immer noch nichts passierte, stieß Bahu den Freund an und sagte: »Komm. Ich glaube, da stimmt irgend etwas nicht. Wir sehen mal nach.«
»Was hast du vor?« fragte Matara gepreßt.
»Vielleicht gelangen wir anderswo ins Haus.«
»Du weißt, daß so etwas nicht erlaubt ist, Para!«
Der Fotograf winkte mit zusammengezogenen Brauen ab. »Wer schert sich denn darum? Wir sind doch keine Fremden. Wir sind mit Duwa und Oya bekannt. Mehr noch: wir sind mit Oya Badulla sogar befreundet. Was sollte er schon dagegen haben, wenn wir sein Haus betreten? Es brennt Licht. Also ist jemand zu Hause.«
Sie liefen um das Gebäude. Bahu bemerkte, daß die Terrassentür offenstand. Er wies darauf und sagte: »Na bitte. Wir brauchen nicht einmal eine Scheibe einzuschlagen.«
Bahu betrat das Haus vor dem Redakteur.
Plötzlich hob Bahu die Hand und blieb so unvermittelt stehen, daß
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