GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.
das Feld für eine Weile zu räumen«, sagte Gloria Devon. »Ich werde New York verlassen, habe einen Nachtflug nach Honolulu gebucht. Meine Maschine startet um zweiundzwanzig Uhr.«
»Ich begrüße Ihren Entschluß, die Stadt zu verlassen, Miß Devon«, sagte ich.
Ich hoffte, daß Marsha Caan ihren Aktionsbereich vorläufig auf New York beschränkt ließ. Das hätte bedeutet, daß Gloria Devon in Honolulu vorübergehend in Sicherheit war.
Allerdings mußte es Mr. Silver und mir gelingen, den Engel des Todes hier unschädlich zu machen, denn es stellte für Marsha Caan mit Hilfe von Rufus kein Problem dar, innerhalb kürzester Zeit in Honolulu aufzukreuzen.
Das Telefon schlug an.
Gloria Devon zuckte heftig zusammen.
Frank Esslin ging an den Apparat. Automatisch schaltete er einen kleinen Lautsprecher ein, damit wir das Gespräch mithören konnten.
»Esslin«, meldete sich unser Freund.
»Frank!« kreischte die Stimme eines Mannes.
»Glenn Gibbon!« stieß Gloria Devon erschrocken hervor.
»Frank, es ist etwas Schreckliches passiert!« schrillte Gibbons Stimme aus dem Lautsprecher. »Clark ist tot! Marsha Caan hat ihn umgebracht! Sie hat es ihm angekündigt. Er kam zu mir, bat mich um Hilfe. Aber ich konnte nichts für ihn tun. Sie schloß sich mit ihm im Gästezimmer ein, und dann fiel sie über ihn her. Ich konnte Clark nicht helfen…« Gibbon schluchzte. »Oh, Frank, dieses Satansmädchen erreicht, was es sich vorgenommen hat. Sie hat Atkins, Parnaby und Kenna umgebracht. Jetzt sind nur noch Gloria Devon und ich übrig. Sie wird auch uns töten. Frank, was soll ich tun?«
»Hast du schon die Polizei verständigt?«
»Nein.«
»Ruf sie an.«
»Was soll ich denen denn sagen? Die halten mich doch für verrückt, wenn ich behaupte, Clark wäre von einer Toten erwürgt worden.«
»Tony Ballard und seine Freunde sind hier, Glenn. Möchtest du, daß wir bei der Einvernahme dabei sind?«
»Ja!« Es war ein Aufschrei.
»Gut, Glenn. Wir kommen sofort.«
***
Wir fuhren in Frank Esslins Wagen nach Williamsburg. Gloria Devon weigerte sich, mit uns zu kommen. Ich machte ihr klar, daß ihr die Selbstanzeige nicht erspart bleiben würde, denn wenn sie dazu nicht bereit wäre, würde ich die Sache im Sinne der Gesetze und der Moral in Ordnung bringen.
Die City Police war bereits da, als wir bei Glenn Gibbon eintrafen.
Gibbon war kreidebleich.
Er hatte mehrere Beruhigungstabletten geschluckt, um nicht zusammenzuklappen. Aber er ständ immer noch dicht vor einem hysterischen Zusammenbruch.
Ais britischer Privatdetektiv hatte ich natürlich so gut wie keine Rechte in Gibbons Penthouse. Aber die Cops hatten nichts dagegen, daß ich mir den Toten im Gästezimmer ansah.
Mr. Silver kam mit mir.
Wir spürten sofort die dämonische Reststrahlung, die noch in dem Raum vorhanden war.
»Sie tötet mit der Präzision eines Roboters«, knirschte der Ex-Dämon.
Angesichts des Toten geriet mein Blut in Wallung. »Sag mir, wie wir diesem mordlüsternen Girl das Handwerk legen können, Silver.«
»Rufus unterstützt sie. Das ist schwierig.«
»Eine zufriedenstellende Antwort. Ich danke dir«, sagte ich grimmig.
»Wenn Gloria Devon die Stadt heute nacht noch verläßt, bleibt nur noch Glenn Gibbon, an den sich Marsha Caan hier halten kann. Wir müssen diesen Mann rund um die Uhr bewachen, und sobald sich der Todesengel blicken läßt, müssen wir zuschlagen. Blitzschnell, hart und kompromißlos.«
»Angenommen, sie trickst uns aus.«
»Dann ist Glenn Gibbon verloren«, erwiderte Mr. Silver dumpf.
Die Mordkommission traf ein.
Angeführt wurde der kleine Trupp von Captain Walter Garfield. Wie sich herausstellte, waren der Captain und Frank Esslin gute Bekannte.
Das konnte nur gut für Glenn Gibbon sein, denn ehrlich gesagt, die Situation sprach eindeutig gegen Gibbon.
Einer seiner Freunde lag erwürgt in seinem Gästezimmer. Niemand außer ihm - abgesehen von Marsha Caans Geist - hatte sich zur Tatzeit im Penthouse befunden.
Wem also sollte die Polizei den Mord in die Schuhe schieben?
Die naheliegende Lösung war, Gibbon der Tat zu beschuldigen. Ein Motiv ließ sich bestimmt finden.
Vicky nahm sich des schwer geschockten Mannes an. Indessen ließ sich der Captain von den Cops informieren.
Frank Esslin kam zu uns, als wir das Gästezimmer verließen. »Ich bin dafür, daß wir dem Captain reinen Wein einschenken, Tony.«
»Einverstanden. Ich halte gleichfalls nichts von Lügen«, entgegnete ich. »Du kennst den
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