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GK334 - Im Tal der Vampire

GK334 - Im Tal der Vampire

Titel: GK334 - Im Tal der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gab, setzten sich die Leute hin, wo sie gerade standen.
    Sie sparten mit ihren Kräften, wo immer sie konnten. Auch ich kämpfte gegen die bleierne Müdigkeit an, die mich brutal niederdrücken wollte.
    Meine Beine brannten wie Feuer. An den Füßen hatte ich schmerzende Blasen. Meine Arme waren so schwer, daß ich sie kaum noch heben konnte. Trotzdem verlangte ich mir selbst das allerletzte ab, denn ich wußte, daß ich den anderen mit gutem Beispiel vorangehen mußte. Wenn ich schlapp machte, würden die anderen auch keinen Schritt mehr weitergehen.
    Und was kam dann?
    Ich dachte an die Schwarzen mit ihren gefährlichen Giftpfeilen. Bisher hatten sie uns verschont. Trotzdem hieß das noch nicht, daß wir von den Menschenfressern auch weiterhin in Ruhe gelassen würden.
    Dieses pausenlose Augen-offen-halten ermüdete zusätzlich. Größte Konzentration war nötig. Hinter jedem Busch, jedem Baum konnte der erste Gegner hocken. Und ich marschierte stets in der vordersten Front. Ein abgeschossener Giftpfeil hätte mich vermutlich zuerst getroffen.
    Ich hob die Hand.
    Die Gruppe blieb sofort stehen. Man war zu müde zum Reden, setzte sich auf den von Farnen überwucherten Boden, starrte vor sich hin. In einigen Gesichtern stand Hoffnungslosigkeit.
    Über unseren Köpfen tobte eine Schimpansenherde. Auch ich setzte mich. Ich hatte Schwielen an den Händen. Mehr denn je mußten wir dem Urwald den verwachsenen Pfad entreißen.
    Jean Rossein ließ sich neben mir nieder.
    Bernd Prack kümmerte sich um seine Verlobte. Sie hielt sehr tapfer mit, kein Klagelaut kam über ihre Lippen. Aber ihre Miene drückte größte Erschöpfung aus.
    Robert Bacall legte sich zurück und schloß die Augen. Bruno Pavarotti nahm sich der Stewardeß an…
    Ich dachte an die Bestie, die mich niedergeschlagen und entwaffnet hatte. Sie hatte das nicht ohne Grund getan. Ich war sicher, daß sie wiederkommen würde. Aber wann? Diese Ungewißheit quälte mich. Und es folterte mich, daß ich mit niemandem darüber sprechen durfte.
    »Dieser Urwald nimmt kein Ende!« seufzte ich müde.
    »Wir schaffen es, Mr. Ballard!« versprach Rossein. Ich hätte dem Missionar niemals diese Zähigkeit zugetraut.
    Ich dachte an Barry North, und ich wachte mir ernste Vorwürfe, weil ich den Mann zurückgelassen hatte. Sicher, North hatte es so gewollt, aber hätte ich ihn nicht länger zu überreden versuchen sollen? Und – falls das Reden letzten Endes doch nicht fruchtete – hätte ich North nicht einfach zusammenschlagen und mitschleppen sollen?
    Aber wer… wer hätte das tun wollen? Nicht, ihn zusammenzuschlagen. Ihn mitzuschleppen. Von diesen Leuten hier konnte kaum einer selbst noch richtig kriechen. Wer hätte North tragen sollen? Keiner wäre dazu imstande gewesen. Auch ich nicht.
    »Wie weit noch, Mr. Rossein?« erkundigte ich mich und wischte mir den beißenden Schweiß aus den Augen.
    Der Missionar schürzte überlegend die Unterlippe. Er hob den Kopf, blickte zum grünen Baldachin und verzog das Gesicht.
    »Nun?« fragte ich. »Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten die Orientierung verloren. Das wäre unser Untergang.«
    »Wenn ich mich nicht irre, haben wir noch ungefähr acht Kilometer Dschungel vor uns.«
    »Und dann?«
    »Dann kommt die Schlucht.«
    »Die, von der Pavarotti gelesen hat?«
    »Ja. Sobald wir das Ende des Tropenwaldes erreicht haben, werden wir rasten. Wir werden auf die Nacht warten…«
    »Weshalb das?« fragte ich.
    »Überlegen Sie, Mr. Ballard. Die Sonne würde bei Tag unser Gehirn austrocknen. Sie würde unser Blut eindicken. Und dann fallen die Leute einfach um. Wie die Fliegen. Deshalb werden wir, sobald wir den Urwald hinter uns gebracht haben, nur noch nachts marschieren.«
    Ein Brummen ließ mich aufhorchen. Ich hielt unwillkürlich den Atem an. Meine Augen wurden schmal. Mein Herz pochte aufgeregt gegen die Rippen. »Hören Sie das, Rossein?« fragte ich aufgeregt.
    »Ja.«
    »Ein Flugzeug!« sagte ich.
    Robert Bacall setzte sich jäh auf. Alle schauten jetzt zum dichten Blätterdach empor. Das Brummen kam näher.
    »Könnte ein Suchflugzeug sein«, sagte Rossein. »Aber sie werden uns nicht entdecken. Nicht in der Tiefe dieses undurchdringlichen Dschungels.«
    Bacall sprang auf. Sein Gesicht zuckte. Seine Lippen bebten. Er starrte zu den Baumwipfeln hoch und drehte sich nervös im Kreis.
    Und dann begann er aus Leibeskräften zu schreien. »Hier sind wir! Hier!«
    Er ruderte mit den Armen durch die Luft. Ich schüttelte den

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