GK334 - Im Tal der Vampire
akzeptierte?
Sie beschlossen, Hank Dobbs, den BOAC-Einsatzleiter, aufzusuchen und verließen das Hotel »The President«.
Zehn Minuten später betraten sie Dobbs Office. Der Mann war klein, hatte eine romanisch gebogene Nase, sah aus wie ein Paradefranzose, war galant und freundlich.
Hinter ihm an der Wand hing eine Karte von Südafrika. Deutlich waren die Provinzen eingezeichnet: Buschveld. Betschuanaland. Namaqualand… Auf dem klobigen Schreibtisch standen vier Telefone. Manchmal schlugen sie gleichzeitig an. Dobbs war mächtig eingespannt. Zwischen den Telefonaten fand er kaum Zeit, Vicky und Lance zu erläutern, was sich über dem afrikanischen Kontinent abspielte.
»Wir sind nun schon so weit, daß jeder Staat auf seinem Gebiet zu suchen begonnen hat«, erzählte Dobbs. Er legte eine Karte auf den Tisch und strich mit einem Filzschreiber ab, was schon ergebnislos durchsucht worden war. »Bald kann ich den ganzen Kontinent abstreichen«, sagte Dobbs seufzend. Er sog nervös an seiner Zigarette. »Glauben Sie mir, ich bin ein alter Hase in diesem Geschäft. Aber so etwas ist mir noch nicht untergekommen.«
Wieder schlugen zwei Telefone gleichzeitig an. Dobbs hob beide Hörer ab, redete kurz, legte wieder auf. Wenn sich alle Männer so einsetzten wie er, mußte die Maschine in den nächsten vierundzwanzig Stunden gefunden werden.
Lance eröffnete dem Einsatzleiter der Suchtrupps, Vicky und er wollten sich an der Suche beteiligen.
»Wie stellen Sie sich das vor?« fragte Dobbs.
»Gibt es auf dem Jan-Smuts-Flughafen Privatmaschinen zu mieten?« erkundigte sich Lance.
»Das ist nicht billig«, warnte Dobbs.
»Hauptsache, es gibt welche«, erwiderte Selby.
Er teilte dem BOAC-Einsatzleiter mit, wo er nach der verschollenen Maschine zu suchen gedachte. Dobbs nahm es zur Kenntnis und bat, Lance möge sich zweimal am Tag über Funk mit seinem Büro in Verbindung setzen. Selby versprach das.
***
Meter um Meter mußten wir dem hartnäckigen Dschungel abringen. Der Pfad, der sich durch den Urwald schlängelte, schien seit Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein. Myriaden von Fliegen umsummten uns. Jeder, der ein Messer hatte, schnitt Äste und Lianen ab. Seit Tagesanbruch hatte ich nicht mehr das Gefühl, beobachtet zu werden. Trotzdem wußte ich, daß es nicht zwanzig Personen waren, die sich durch den Dschungel schlugen, sondern einundzwanzig. Schon jetzt rechnete ich damit, jenem unheimlichen Wesen bei Einbruch der Dunkelheit wieder zu begegnen.
Wir kamen schleppend voran.
Rossein und ich hielten nach den Menschenfressern Ausschau. Doch kein Schwarzer ließ sich in unserer Nähe blicken.
Drückende Schwüle herrschte im Tropenwald. Über unseren Köpfen sausten Flugeichhörnchen von Ast zu Ast. Graupapageien stimmten ein fürchterliches Protestgeschrei an, als wir uns immer näher an sie heranarbeiteten. Eine Gruppe Schimpansen stimmte in dieses Gekreische ein.
Plötzlich brüllte ein Mensch.
Ich blickte Bernd Prack an, der mit seinem Messer neben mir ging und sich genau wie ich in den Urwald hineinschnitt.
Ein zweiter Mann schrie. Und eine Frau. Dann: »Ballard! Mr. Ballard! Kommen Sie schnell!« Das war die Stimme von Jean Rossein.
Atemlos hastete ich zurück. Frauen und Männer wichen zur Seite. Ich hörte das Brüllen eines Mannes. Dann sah ich ihn. Schaum stand vor seinem Mund. Er lag auf dem Rücken. Pavarotti und Rossein hielten ihn fest. Sein Gesicht war knallrot. Seine Augen waren aus den Höhlen getreten. Er warf den Kopf wild hin und her, schrie und kreischte und spuckte.
Der Mann hieß Barry North. Er war Vertreter einer englischen Baufirma, die in Südafrika das große Geschäft machen wollte. Deshalb hatten sie den wortgewandten North losgeschickt, um erst einmal das Terrain zu sondieren und für die Firmenchefs hinterher die Wege zu ebnen.
Der rothaarige North war kaum wiederzuerkennen. Sein Gesicht war zu einer schrecklichen, haßerfüllten Fratze geworden. Er war kräftig und vital. Pavarotti und Rossein hatten große Mühe, ihn festzuhalten.
»Loslassen!« brüllte er. »Laßt mich los, ihr verfluchten Schweine! Ihr sollt mich loslassen! Ihr habt kein Recht, mich so zu behandeln! Ich verlange, daß ihr mich in Ruhe laßt! Ich protestiere gegen diese Behandlung! Das ist Freiheitsberaubung!«
Ich erreichte den Tobenden.
Auf ein Zeichen von mir ließen Bruno Pavarotti und Jean Rossein den Mann los.
»Was ist mit ihm?« fragte ich.
Der Missionar erhob sich keuchend. »Er hat sich
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