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GK334 - Im Tal der Vampire

GK334 - Im Tal der Vampire

Titel: GK334 - Im Tal der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Kopf. Was der Dirigent machte, hatte überhaupt keinen Zweck. Aber Bacall war dermaßen verzweifelt, daß er nicht aufhörte, zu schreien und zu toben.
    »Hier sind wir! Hier!« Er wandte sich an die anderen. »So macht euch doch bemerkbar. Steht auf. Steht auf und schreit mit!«
    Der kleine Hoffnungsfunke, der in seiner Brust gloste, ließ ihn für wenige Augenblicke die Erschöpfung vergessen. Er hüpfte, schrie und kreischte. Sein Gesicht lief mehr und mehr rot an.
    »Wir sind hier!« kreischte der Verzweifelte.
    Dann begann er zu rennen. Das Brummen nahm ab. Er weinte. Er lief den Pfad zurück, den wir gekommen waren, das Gesicht nach oben gerichtet, den Mund weit aufgerissen. Und er schrie immer noch. Er stolperte und fiel, kämpfte sich wieder hoch, rannte weiter, brüllte sich die Seele aus dem Leib.
    »Wieso hört ihr mich nicht! Hier bin ich! Hier! Hier! Hier!«
    Bruno Pavarotti und Bernd Prack standen mühsam auf. Sie eilten hinter dem Tobenden her.
    Bacall heulte herzzerreißend. »Wieso könnt ihr mich denn nicht hören? Ich habe doch die Sonne vom Himmel geschrien! Wieso habt ihr das nicht gehört? Seid ihr taub, ihr da oben? Taub und blind?«
    Prack und Pavarotti holten den Verzweifelten ein. Tränen rollten über Bacalls Wangen. Entgeistert schaute er die beiden Männer an, die ihm nachgelaufen waren.
    Das Brummen nahm ab.
    Verdattert schaute Bacall in Pracks Gesicht. »Sie haben mich nicht beachtet. Könnt ihr das verstehen? Mein Gott, sie haben mich überhaupt nicht beachtet.«
    Jetzt wurde er schwach. Das Brummen verebbte. Und mit dem schnellen Abschwellen des Motorengeräusches verlor Bacall alle Spannkraft. Er knickte in den Knien ein.
    Prack und Pavarotti, die selbst kaum noch auf den Beinen bleiben konnten, stützten ihn und brachten ihn zu den anderen zurück. Bacall weinte wie ein kleiner Junge.
    Die einzige Hoffnung, die er während dieses langen Marsches durch den unbarmherzigen Dschungel gehabt hatte, war über ihn hinweggebraust, ohne von ihm Notiz zu nehmen.
    Er konnte das nicht begreifen. Wo er doch so wahnsinnig laut gebrüllt hatte. Hätte man das nicht sogar im Himmel hören müssen?
    Sie ließen Bacall auf den Boden sinken. Er schaute sich vorwurfsvoll um.
    »Ihr hättet alle rufen müssen, dann hätten sie uns nicht überhören können. Ihr alle hättet losbrüllen müssen, dann wären die Bäume umgefallen, und die Männer im Flugzeug hätten uns gesehen…«
    Er brach ab, war zu müde zum Sprechen.
    Ich versuchte ihn zu trösten: »Sie werden das Flugzeugwrack entdecken…«
    »Glauben Sie?« fragte Bacall zweifelnd.
    »Ich bin sicher. Sie fliegen in diese Richtung. Sie werden ihre Entdeckung weitermelden. Und wenn wir den Dschungel hinter uns haben, werden uns bereits Helikopter erwarten…«
    »Sie lügen, Ballard!« schrie Bacall. »Zum Henker, warum belügen Sie mich? Warum sagen Sie nicht die Wahrheit? Sie werden das Wrack genausowenig entdecken, wie sie uns gesehen haben. Und es werden keine Hubschrauber auf uns warten. Langsam glaube ich, was North gesagt hat. Wir laufen in diesem verdammten Urwald im Kreis. Und wir werden langsam aber sicher vor die Hunde gehen…«
    »Es sind nur noch acht Kilometer bis zum Ende des Dschungels«, behauptete ich. »Zwanzig Kilometer haben wir bereits hinter uns. Den Rest schaffen wir gewiß auch noch.«
    Bacall schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich nicht mehr, Ballard. Ich nicht mehr. Ich bin mit meinen Kräften am Ende…«
    Der Komponist bäumte sich plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Seine Hand flog an die Brust. Seine Finger krallten sich ins zerfetzte Hemd. Er knirschte mit den Zähnen, die Augen kamen weit aus den Höhlen. Er japste nach Luft.
    »Herzanfall!« stieß Rossein aufgeregt hervor.
    Bacall sackte nach hinten.
    Eine junge Frau kramte in einer kleinen Handapotheke herum. Sie hatte noch einige Medikamente aus dem Flugzeug mitnehmen können.
    »Haben Sie etwas, das ihm hilft?« fragte ich aufgeregt.
    »Ja«, sagte das hübsche Mädchen.
    Bacall wand sich unter unsäglichen Schmerzen auf dem Boden. Sein Atem ging unregelmäßig. Er ächzte und stöhnte. Wie gelähmt schauten die anderen zu, wie er sich quälte.
    Das Mädchen zog eine Spritze auf. Ich eilte zu Bacall, fegte ihm den Ärmel hoch, wischte die Armbeuge mit Wundbenzin sauber, dann versenkte die Frau die lange Kanüle in Bacalls Arm und ließ sogleich den Kolben fahren.
    Ohne das Serum hätte Bacall den Anfall nicht überlebt. Er wurde sehr bald ruhiger.

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