GK409 - Der Herr der Ghouls
einmal über den Preis reden?«
»Auf keinen Fall«, gab Brown hart zurück.
Hardwick seufzte schwer. Du hast deine Chance gehabt, dachte er. Du hättest sie nützen sollen. »Na schön«, sagte er. »Ich schlage vor, Sie bringen mir den Dolch…«
»Wird das Geld da sein?« fiel ihm der Verbrecher ins Wort.
»Ja.«
»Das ganze?«
»Selbstverständlich. Ich habe bereits mit meiner Bank gesprochen.«
»Okay, dann werde ich demnächst bei Ihnen aufkreuzen. Sie können sich zu Ihrem Entschluß gratulieren, Mr. Hardwick. Mit Ihren fünfzigtausend erwerben Sie ein Prachtstück, das es kein zweitesmal gibt.«
Henry Hardwicks Augen glänzten vor Gier. Er konnte es kaum noch erwarten, den alten Silberdolch in seinen Händen zu halten.
»Beeilen Sie sich«, sagte er.
»Ich muß das Ding erst aus dem Schließfach holen, indem ich es aufbewahrt habe.«
»Ich erwarte Sie mit dem Geld«, sagte Hardwick und legte auf. Aber er hatte gelogen. Keinen Penny sollte Brown von ihm kriegen. Er würde ihn mit heißem Blei bezahlen.
***
Der Knall hallte durch die Grabkammer. Eine heiße Wut stieg in mir hoch. Der Ghoul hatte meinen Freund verschleppt. Eines der schwarzen Marmormauersegmente war wie eine Falltür heruntergesaust.
Ich nahm mein Feuerzeug an mich und rannte zur Wand. Ich suchte den Trick, mit dem sie sich öffnen ließ, fand ihn aber nicht.
Ich legte die Hände gegen den Marmor und versuchte ihn hochzuschieben. Die schwere Platte bewegte sich keinen Zoll.
Mir fiel ein, daß der Ghoul den Marmor überhaupt nicht berührt hatte. Das ließ mich zu dem Schluß kommen, daß schwarze Magie im Spiel war.
Dagegen hatte ich eine Waffe: meinen magischen Ring. Ich setzte ihn sofort ein, ballte die Hand zur Faust, drückte den Ring an die Platte und zog ein Pentagramm darüber.
Als ich die letzte Linie gerissen hatte, zersplitterte die magische Sperre. Der Stein wurde angehoben und gab die Öffnung frei, durch die der Leichenfresser mit Lance Selby verschwunden war.
Ich nahm den magischen Flammenwerfer in die Linke und meine Kugelschreiberstablampe in die Rechte.
So tauchte ich in das Dunkel ein, jederzeit gewärtig, angegriffen zu werden. Vor mir lag ein enger Gang, der sich schon nach wenigen Metern mehrfach verzweigte.
Ich befand mich im Labyrinth der Ghouls!
Welchen Weg hatte der Leichenfresser mit meinem Freund eingeschlagen? Ich versuchte auf dem erdigen Boden Spuren zu entdecken, doch die Erde war festgetrampelt und hart.
Ich entschied mich für eine Richtung und lief den Gang entlang. Ich mußte mich beeilen. Jede Sekunde war kostbar, denn der Ghoul würde Lance das Leben nehmen, wenn ich nicht schnell genug etwas dagegen unternahm.
Der Boden unter meinen Füßen wurde wellig. Er stieg leicht an, fiel gleich darauf wieder ab, führte an einem Grab vorbei, an das sich die Leichenfresser herangewühlt hatten.
Ich sah einen aufgebrochenen Sarg.
Der Schein meiner Lampe huschte lautlos über Boden und Wände und blieb unverhofft an einem teilweise skelettierten Menschen hängen.
Der Mann war noch nicht lange tot. Ich vermutete, daß es sich um den zweiten Verbrecher handelte, den auf dem Friedhof sein Schicksal ereilt hatte. Gilgud hatte gesagt, daß es drei gewesen waren, und nur einer wäre entkommen. Der allerdings mit dem Dolch, den Hec Caristro sicherheitshalber in seinen Besitz bringen wollte.
Ich stieg über den Leichnam.
Mich überlief es eiskalt, als ich daran dachte, daß ich in wenigen Augenblicken vielleicht auch Lance Selby so vorfinden könnte.
Dieser entsetzliche Gedanke peitschte mich vorwärts. Der Gang machte unverhofft einen Knick, und im nächsten Moment wurde ich von einem Leichenfresser angegriffen, der sich hier auf die Lauer gelegt hatte.
War es der, der noch vor kurzem wie ein Mensch ausgesehen und sich uns als Gregory Gilgud vorgestellt hatte?
Ich wußte es nicht. Für mich sahen alle Ghouls gleich aus. Der Dämon stürzte sich auf mich. Er hatte harte Krallen an den Fingern.
Er hieb damit nach meinem Gesicht. Ich hatte Mühe, dem Schlag auszuweichen. Haarscharf fegten die Krallen an meiner Wange vorbei.
Der Ghoul knurrte. Ich riß mein Bein hoch und versetzte ihm einen kraftvollen Tritt, der ihn zwei Yards zurückbeförderte.
Er kam sofort wieder. Geduckt. Zusammengepreßt wie eine Sprungfeder. Mit lauernden Glutaugen.
Geschickt täuschte er einen Angriff vor. Ich fiel darauf herein. Meine Reaktion machte es ihm leicht, an mich heranzukommen.
Sein Körper prallte gegen
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