Glamorous Love - vollkommenes Glück
gar nicht, dass sich ein Kerl neben mich auf den Hocker setzte. Erst als ich spürte, dass mich jemand beobachtete, sah ich rüber.
„ Na“, meinte er, „auch sitzen gelassen worden?“
Mit großen Augen schaute ich ihn an und schüttelte meinen Kopf. „Viel schlimmer!“
„Das geht gar nicht“, winkte er ab.
„ Doch“, widersprach ich. „Ich komme extra von Berlin hier hergereist und kriege kein Ticket mehr!“
„So was machst du?“ Fragend sah er mich an. „Wieso wartest du denn nicht, bis die Luminous nach Berlin reisen? Das machen sie doch ab und an.“
„Wollte aber unbedingt hierher“, zischte ich ihn gereizt an, den Blick auf mein Getränk gerichtet.
„Scheißweiber!“
Fassungslos über die Beschimpfung starrte ich ihn an, bevor ich Mitleid empfand. „Wieso, was hast du denn gegen sie?“
Er schüttelte den Kopf und kramte in seiner Jackentasche. Ich dachte, er würde seine Zigaretten suchen. Dann zog er einen länglichen weißen Umschlag heraus und legte ihn mir unter die Nase. „Hier, kannst du haben!“
Ich musste genauer hinschauen, um zu erkennen, was darin war. „Das gibt’s doch gar nicht!“ Ich nahm die Karte in die Hand. „Du willst mir ein Ticket für die Luminous verkaufen?“ Ich konnte mir trotz seiner misslichen Lage meine Freude nicht verkneifen.
„Nein, ich schenk es dir! Kann jetzt sowieso nichts mehr damit anfangen“, antwortete er frustriert.
„Das kann ich nicht annehmen und drückte ihm siebzig Euro in die Hand!“
Er schüttelte heftig seinen Kopf, während er starr in sein fast leeres Glas blickte. Ich bestellte ihm schnell ein großes Bier und zahlte alles, was wir getrunken hatten. Egal, was ich jetzt noch gesagt oder getan hätte, es hätte seine Situation nicht verbessert. Dennoch schenkte ich ihm zum Abschied mein freundlichstes Lächeln.
Am Einlass nahm eine Dame meine Karte in Empfang, drückte mir ein Lämpchen in d ie Hand und wies mir den Weg.
„Beeilen Sie sich, es wird jeden Moment beginnen.“
„Danke!“
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich einen Stehplatz hatte. Ich eilte den Weg hinaus auf das mit Holz abgedeckte Spielfeld, das komplett voller Fans war. Dort fand ich einen schönen Platz mit guter Sicht auf die Bühne und die Bildschirme, in der Nähe der Getränkestände. Das Licht auf der Bühne war noch aus. Die Menschenmassen pulsierten und pfiffen. Gespannt wartete ich auf das wunderbare Blau. Endlich ging es los.
Als ich Charly erblickte, stockte mir fast der Atem. Er sah unglaublich gut aus. Sämtliche Haare an meinem Körper stellten sich auf, als seine vertraute Stimme einsetzte. Ein Wahnsinn! Ich war wie verzaubert, genoss jede einzelne Silbe, die er sang. Heute erlebte ich alles noch intensiver als in London und bildete mir sogar ein, er würde nur für mich singen.
Nach der Zugabe steuerte ich langsam den Ausgang an. Es dauerte einige Minuten, bis ich mich durch die Massen nach draußen gewühlt hatte. An dem Bierpilz schaute ich nochmal, ob der junge Mann von vorhin noch da war. Er war nirgends zu sehen. Ich schlenderte zur Bushaltestelle, aber entschloss mich, diesmal zu laufen. Aus der Hosentasche zog ich mein Handy, um mich zu vergewissern, dass ich keinen Anruf verpasst hatte. Hatte ich nicht!
Bei der Gelegenheit schaute ich gleich auf die Uhr, es war kurz nach 22.3 0 Uhr. Nach einer guten halben Stunde hatte ich das Hotel erreicht. Ich ging direkt in mein Zimmer. Dort warf ich mich aufs Bett und starrte an die Decke. In Gedanken schaute ich mir das Gesicht von Charly ganz genau an und genoss den Anblick der leicht geöffneten Lippen und der blauen Augen. Zu gerne wäre ich jetzt bei ihm, zumal ich wusste, dass er ganz in meiner Nähe sein musste. Es wäre so leicht gewesen, seine Telefonnummer zu tippen und zu erzählen, dass ich da war. Dieser verdammte Stolz!
Ich versuchte mich mit einem Liebesroman abzulenken. Eine gute Entscheidung , die Zeit verging wie im Flug. Das Buch hatte mich mit seiner Geschichte in den Bann gezogen. Die Handlung war sehr romantisch und ähnelte ein bisschen der Geschichte von Charly und mir. Ich war gespannt auf das Ende.
Erst als mein Telefon klingelte, hörte ich auf. Neugierig schaute ich auf das Display und spürte sofort die Hitze, die in mir aufstieg. Es war Charly!
„ Ja?“
Er entschuldigte sich dafür, dass er es wagte, um so eine unchristliche Zeit noch bei mir anzurufen. Vor lauter Euphorie vergaß ich beinahe mein kleines Geheimnis.
„Es war eine tolle Show
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