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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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blieb. Ihre Augen verengten sich lediglich.
    »Matthias. Du gehst zu weit.«
    »Camilla Hofmann auch. Sie lügt.«
    »Nein.« Sie glaubte, Weißhaupt und sich gleichzeitig dieses Wort sagen zu hören.
    Er presste die Lippen aufeinander. »Sie lügt nicht. Ich war dabei. Andreas hat irgendetwas getan, was den beiden geschadet hat. Deshalb wollte ich ja, dass du dich mehr in den Fall mit einbindest, Matthias.«
    Betroffen sank Habicht zurück. Er musterte seinen älteren Kollegen skeptisch, schwieg aber.
    Wahrscheinlich empfand er es als unprofessionell oder zumindest unklug, seine Gedanken in Worte zu fassen.
    »Du warst gute fünf Tage fort.« Habicht suchte ihren Blick. »Es wäre schön, zu erfahren, wo du dich die ganze Zeit herumgetrieben hast und woher du von dem Leichenfund deiner Freundin weißt.« Sein überheblicher Blick wich berufsbedingter Neugier und unterdrücktem Ärger.
    Camilla schluckte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie reden musste. Chris ergriff ihre Hand und drückte sie. Dankbar lächelte sie ihn an. Ihr gegenüber saß Melanie. Sie stützte die Ellenbogen auf die Tischkante, bevor sie die Hände vor dem Kinn ineinanderlegte. Leicht neigte sie sich vor. Wollte die Ärztin ihr etwas zu verstehen geben?
    »Haben Sie Camilla von Theresas Tod erzählt?«, fragte Weißhaupt. Seine Haltung blieb neutral freundlich, im Gegensatz zu Habicht.
    Melanie schwieg einen Moment, bevor sie den Kopf schüttelte. »Camilla war die Erste, die Theresas Leiche gefunden hat.«
    »Das ist richtig. Auf meiner Suche nach einem Ausgang kam ich bei einer alten, unfertigen Bahnanlage heraus. In einem Lichtschacht lag sie. Allerdings habe ich sie nicht erkannt. Erst später konnte ich mir zusammenreimen, dass das Theresa gewesen sein musste.« Kraftlos sank Camilla in sich zusammen.
    Ihre Eltern erstarrten. Der entsetzte Ausdruck in den Augen ihres Vaters wich einem Lauern. Verborgenes Wissen lag darin.
    Trotz der Wärme begann Camilla zu frieren.
    »Was meinst du damit?«, fragte Weißhaupt nach.
    »Was?«
    »Du sagtest, dass du dir erst später zusammenreimen konntest, wen du gefunden hast.«
    »Weil sie so entstellt war. Ich wollte nicht zu genau hinsehen.«
    »Und wann hast du die Querverbindung gezogen?«
    Camilla zögerte. Wie sollte sie erklären, dass sie von der neuen Theresa diese Information erhalten hatte? Olympia würde ihr für einen solchen Fehler den Kopf abreißen. Damit brachte sie Ancienne Cologne in Gefahr. Sie musste Zeit gewinnen.
    »Als ich erfuhr, dass Theresa tot ist.«
    Zweifelnd zog Habicht die Brauen zusammen. »Und von wem hast du das erfahren?«
    Dieses Mal hatte sie sich vollständig verrannt. Sie geriet ins Schleudern. Mit den Kommissaren zu reden war die bescheuertste Idee gewesen, die sie haben konnte. Es gab keine Backspace -Taste. Was sie gesagt hatte, stand unauslöschlich im Raum. Sie biss sich auf den Lippenring.
    Jetzt musste sie reden. Insgeheim hoffte sie, dass ihre Fähigkeiten der Beeinflussung bei den Anwesenden griffen. Wenn sie sich Habicht ansah, bezweifelte sie das allerdings. Er war der geborene Skeptiker. Ihn würde sie nicht so einfach …
    Chris gab ihr unter dem Tisch einen Stoß gegen das Schienbein. Der Schmerz jagte in ihr Knie. In der ersten Sekunde ballte sich Wut in ihrem Magen, bis sie begriff, warum er das getan hatte. Ihre Gedankengänge lagen wie ein offenes Buch vor ihm und er wusste, welche Überlegungen sie anstellte. Und Chris hatte recht. Je mehr sie sich auf die Idee der Beeinflussung versteifte, desto weniger würde Habicht reagieren, wie sie es erhoffte. Es blieb also nichts anderes als darauf zu vertrauen, dass der Beamte ihre Worte schluckte.
    »Eine Frau …«, sie wagte nicht, Chris anzusehen, »… die mir geholfen hatte, als ich durch das unterirdische Berlin gestreift bin.« Für einen Moment erwog sie den Gedanken, eine Obdachlose zu erfinden, ließ es aber gleich wieder. Die Obdachlosenkartei Berlins dürfte jede Frau, jeden Mann und jedes Kind aufgenommen haben. Es wäre viel zu einfach, sie als Lügnerin zu enttarnen. Sie musste bei der Wahrheit bleiben. Chris, ich muss reden , dachte sie.
    Ermutigend drückte er ihre Hand.
    Bevor Habicht und Weißhaupt neue Fragen stellen konnten, erhob sich Camilla. Ihre Finger fühlten sich eiskalt an. Sie zitterte leicht, zugleich bestärkte Chris sie darin, die Wahrheit zu sagen.
    »Ich bin unter der Erde auf eine Siedlung gestoßen – Ancienne Cologne.«
    Habicht und Weißhaupt schwiegen.

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