Glaub nicht es sei vorbei
Densh, Slim eine Hure geschimpft hatte und von seinem Vater verdroschen worden war. Später hatte man diesen Mann des Mordes an Earl Tanner beschuldigt. Er wollte sich daran erinnern, wie er zwei Tage nach dem Mord hierher geschlichen war und auf dem Pflaster draußen den Blutfleck gesehen hatte.
Heute hatte Alvin einen der schlimmsten Tage seines Lebens hinter sich. Aber er musste durchhalten. Bald war es ausgestanden.
4
Es war zwanzig nach elf. Die Band hatte pünktlich um elf Uhr aufgehört. Der Park wurde allmählich leer. Rebekka und Clay hatten es aufgegeben, einander aus dem Weg zu gehen. Clay hatte sich vor zehn Minuten neben sie auf eine Bank gesetzt.Er saß einen Meter von ihr entfernt und tat so, als ob er sie nicht kennen würde. Aus den Augenwinkeln heraus beobachteten sie die Tür der Herrentoilette. Rebekka hielt den Blick gesenkt. Clay starrte scheinbar in den Sternenhimmel.
»Als du ungefähr fünfzehn warst, hast du mir eine Geschichte über bestimmte Sternbilder erzählt, Sterndeuterin«, sagte Clay plötzlich. »Die der Bären. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Erzähl mir die Geschichte noch einmal.«
Er hatte die Hoffnung aufgegeben, den Kidnapper zu entlarven, und versuchte, die Zeit totzuschlagen, aber Rebekka tat ihm dennoch den Gefallen. »Lykaon, der König Arkadiens, gab Zeus Menschenfleisch zu essen, und so verwandelte Zeus ihn zur Strafe in einen Wolf. Aber damit gab Zeus sich noch nicht zufrieden. Lyakon hatte eine Tochter mit Namen Callisto. Zeus verliebte sich in sie ...«
»Zeus hat sich in jede Frau verliebt.«
»Das stimmt. Er war ein ziemlicher Schwerenöter. Seine Frau Hera jedenfalls wurde wütend und verwandelte Callisto in einen Bären, damit ihr Sohn Arcas sie für eine gewöhnliche Bärin halten und erlegen sollte. Aber Zeus bekam Wind von Heras Plan und setzte Callisto in den Himmel, wo sie in Sicherheit war. Man kennt sie als das Sternbild des Großen Bären. Callistos Sohn Arcas wurde später ebenfalls in den Himmel gesetzt. Er wurde das Sternbild. des Kleinen Bären. Aber Hera gab sich damit nicht zufrieden. Wütend überredete sie den Meeresgott, die Bären nicht wie die anderen Sterne in den Ozean eintauchen zu lassen. Deshalb sind die Bären die einzigen Sternbilder, die niemals unter den Horizont sinken.« Sie stockte. »Wie bist du auf diese Geschichte gekommen?«
»Molly und Todd. Mama Bär und Baby Bär. Wäre es nicht wunderbar, wenn sie sicher da oben am Himmel wären?«
Rebekka war gerührt, weil er sich noch an diese Geschichte erinnerte. »Sie hätten in Zeus einen mächtigen Beschützer.«
»Todd und Molly haben dich.«
»Das ist nicht ganz dasselbe«, sagte Rebekka nüchtern.
»Ich würde mein Geld jederzeit eher auf dich als auf Zeus setzen.«
Clay starrte weiter in den Himmel. »Du kannst jetzt natürlich Mama Bär und ihr Junges herausfinden.«
»Ja. Gleich hier oben.«
Clay schaute intensiv nach oben und sagte dann: »Ich war noch nie imstande, Sternbilder zu erkennen.«
»Vielleicht bist du nur zu ungeduldig.« Rebekka verstummte. Schließlich fragte sie: »Glaubst du, dass der Typ sich das Geld noch holen wird?«
»Vielleicht hat er es schon getan.«
»Vielleicht solltest du reingehen und nachsehen?«
»Lieber nicht. Wenn er uns beobachtet, verscheuche ich ihn womöglich.« Ohne sie anzusehen, sagte Clay: »Um ehrlich zu sein, fände ich es besser, wenn wir jetzt gehen würden. Wir wissen nicht mal, ob er uns nicht schon die ganze Zeit beobachtet hat.«
»Aber wenn er hineingeht ... «
»Und beim Herauskommen triumphierend mit den Banknoten wedelt, damit wir ihn uns schnappen können? Er wird das Geld einstecken, Rebekka, sodass wir nicht wissen, ob er es hat oder nicht.«
»Was tun wir dann eigentlich hier draußen?«
»Wir behalten trotzdem die Tür im Auge. Es könnte ja sein, dass uns jemand besonders auffällt.«
Sie seufzte. »Der Park ist schon fast leer. Allmählich sehen wir verdächtig aus.«
»Dann sollten wir nach Hause fahren«, sagte Clay. Sie sah ihn endlich an. »Du musst den Tatsachen ins Gesicht sehen, Rebekka. Wir erfahren sonst nicht, ob wir Todd morgen zurückbekommen.«
5
»Noch ein Scotch«, rief Larry dem Barkeeper zu.
»Tut mir Leid. Das war der Letzte, ich hab's dir gesagt.«
»Genau, ich will jetzt meinen Letzten. Noch einen.«
»Der Letzte war schon der Letzte. Außerdem hast du genug gesoffen.«
»Ich brauch keine Mutter. Ich hab schon eine. Besser gesagt eine Medusa, die sich als meine
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