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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Denn in Wirklichkeit waren die Augen tatsächlich Fenster, durch die man in die Seele sehen konnte, und nur Soziopathen hatten keine Seele.
    Lynley ging in die Kaminecke und setzte sich auf die Bank gegenüber von Alatea. Er sagte: »Ian Cresswells Tod …«
    »Damit habe ich nichts zu tun«, fiel sie ihm ins Wort. »Wenn ich jemanden umbringen würde, dann wäre das Raul Montenegro. Aber ich will ihn nicht umbringen. Das wollte ich nie. Ich wollte nur vor ihm flüchten. Allerdings nicht, weil er damit gedroht hatte, mein Geheimnis zu verraten. Das hätte er nie getan, denn er brauchte eine Frau an seiner Seite. Keine echte Frau, wissen Sie, sondern einen Mann, der als Frau durchging. Schließlich war er sehr um seinen Ruf besorgt. Was er nicht verstanden hat und was ich ihm auch nicht erklärt habe, ist, dass ich mich als Frau fühlte. Mir fehlte nur noch die Operation.«
    »Für die er bezahlt hat?«
    »Im Austausch, so dachte er, für die perfekte Beziehung zwischen zwei Männern, von denen einer so aussieht wie eine Frau.«
    »Eine homosexuelle Beziehung.«
    »In gewisser Weise ja. Was natürlich unmöglich ist, wenn nicht beide Partner demselben Geschlecht angehören. Unser Problem – mein Problem – war, dass wir nicht wirklich verstanden haben, was wir voneinander wollten, bevor wir uns in dieses … Abenteuer begaben. Oder vielleicht habe ich absichtlich alles missverstanden, was er von mir wollte, weil ich verzweifelt war und er meine einzige Hoffnung darstellte.«
    »Und warum glauben Sie, dass er jetzt hinter Ihnen her ist?«
    »Wären Sie das nicht, Thomas Lynley?«, fragte sie ohne Ironie oder Überheblichkeit. »Der Mann hat immerhin sehr viel Geld ausgegeben, um mich zu dem zu machen, was ich heute bin, und er hat für seine Investition sehr wenig zurückbekommen.«
    »Was weiß Nicholas?«
    »Nichts.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Meine letzte Operation war vor Jahren in Mexiko. Als mir klar wurde, dass ich für Raul nicht sein konnte, was er von mir erwartete, habe ich ihn verlassen. Ich bin aus Mexiko weggegangen. Ich habe an vielen Orten gelebt, nirgendwo lange. Irgendwann landete ich in Utah. Und da habe ich Nicky kennengelernt.«
    »Aber Sie müssen ihm doch gesagt haben, dass …«
    »Warum?«
    »Weil …« Das war doch klar, dachte Lynley. Bestimmte Dinge würden biologisch nicht möglich sein.
    »Ich dachte, es könnte immer so weitergehen, ohne dass Nicky je die Wahrheit erfahren müsste. Aber dann wollte er unbedingt nach England zurückkehren und sich seinem Vater gegenüber beweisen. Und er sah nur eine Möglichkeit, das zu bewerkstelligen, nur eine Möglichkeit, seinen Vater glücklich und zufrieden zu machen. Wir würden tun, was keine seiner Schwestern getan hatte, wir würden ihm ein Enkelkind schenken und damit alles wiedergutmachen, was Nicky seinen Eltern in all den Jahren zuvor angetan hat.«
    »Das heißt also, dass Sie ihm jetzt reinen Wein einschenken müssen.«
    Alatea schüttelte den Kopf. »Wie kann ich ihm einen solchen Verrat gestehen? Könnten Sie das?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich kann ihn lieben. Ich kann seine Geliebte sein. Ich kann ihm ein Zuhause schaffen und alles für ihn tun, was ein Mann sich nur von einer Frau wünschen kann. Nur das eine nicht. Wenn ich mich von einem Arzt untersuchen lasse, findet er heraus, warum ich immer noch nicht schwanger bin … Ich habe Nicky von Anfang an belogen, weil ich es gewöhnt war zu lügen, weil wir das alle tun, weil wir das tun müssen, um in der Welt zu bestehen. Der einzige Unterschied zwischen mir und all den anderen, die die ›Transition‹ vom Mann zur Frau durchgeführt haben, besteht darin, dass ich es vor dem Mann, den ich liebe, geheim gehalten habe, weil ich fürchtete, dass er mich nicht heiraten würde, wenn er die Wahrheit wüsste. Weil ich Angst hatte, dass er mich dann nicht an einen Ort mitnehmen würde, wo ich vor Raul Montenegro in Sicherheit wäre. Das ist meine Sünde.«
    »Sie wissen, dass Sie es ihm sagen müssen.«
    »Ja, irgendetwas werde ich unternehmen müssen«, antwortete sie.
    ARNSIDE – CUMBRIA
    Er nahm gerade seine Autoschlüssel aus der Tasche, als Deborah vorfuhr. Sie hielt neben dem Healey Elliott, stieg aus und schaute ihn an. Zumindest, dachte er, besaß sie den Anstand, reuig zu wirken.
    »Tut mir leid, Tommy«, sagte sie.
    »Hm«, erwiderte er. »Na ja.«
    »Hast du die ganze Zeit auf mich gewartet?«
    »Nein. Ich war schon auf dem Weg nach London, ungefähr eine Stunde von

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