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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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sowie dem Schweizer Frédy Girardet diese Auszeichnung zuteil geworden.
    Der in Bad Gastein geborene Witzigmann war es, der die Edelküche in die deutsche Einöde von Kohl und Kartoffeln brachte. Er war der erste Koch der Republik, der sich drei Sterne erarbeitete. Sein Münchner Restaurant »Aubergine« erlangte mit vierzig Mitarbeitern für fünfundvierzig Gäste Kultstatus, und viele Köche wie Alfons Schuhbeck, Harald Wohlfahrt oder Johann Lafer bauten ihre Karrieren auf dem Etikett »Witzigmann-Schüler« auf. Ganz nebenbei avancierte Witzigmann auch zum exklusivsten Catering-Service der Welt: Den königlichen Gaumen von Elizabeth II. verzückte er mit Variationen von Steinbutt und Lamm, zu Hause bei Kanzler Schröder servierte er Chapon de Bresse, im Volksmund Kapaun genannt.
    Witzigmann erntete nicht nur die Anerkennung mächtiger und gekrönter Häupter, auch rein privat konnte er von seiner Kochkunst profitieren. So verrät er uns, dass er durch das Kochen schon mancher Frau sehr nahegekommen ist. Allerdings brachte ihn eine eifersüchtige Dame in Verbindung mit einem weißen Pulver schließlich fast um seine Existenz, aber dazu später.
    »Liebe geht durch den Magen«, sagt der Volksmund. Das ist doch eigentlich nur eine blöde Floskel, oder?
    Überhaupt nicht! Nicht nur Einkommen und sexuelle Ausgeglichenheit sind wichtige Parameter in einer Partnerschaft, sondern auch die Fähigkeit, mit der eigenen Kochkunst den geliebten Menschen an sich zu binden. Zwar bin ich sicherlich der ungeeignetste Ratgeber, was perfekte Beziehungen anbelangt, aber eines kann ich Ihnen uneingeschränkt versichern: Ein heimeliges Diner in richtiger Atmosphäre hat häufig eine stärkere Wirkung als Blumensträuße, Parfüm oder Lyrikbändchen. Das perfekte Gericht ist der kürzeste Weg zum Herzen, auch wenn das bekanntlich seitlich links, leicht über dem so oft strapazierten Magen liegt.
    Es heißt, als junger Koch hätten Sie an jeder Ihrer Wirkungsstätten eine oder gleich mehrere Damen verzückt.
    Ja, das ergibt sich automatisch.
    Automatisch?
    In der Gastronomie lernt man viele verschiedene Menschen kennen, man ist viel unterwegs. Da ist es normal, dass man sich ein bisschen nach schönen Mädchen umdreht. Andererseits ist der Kochberuf in Liebesdingen leider nicht optimal, weil man sehr wenig Zeit hat. Und früher, vor dem Kochshow-Hype im Fernsehen, war dieser Beruf auch nicht besonders angesehen. In Schweden zum Beispiel konnte ich damit keine Frau beeindrucken.
    Aber dafür in Frankreich umso mehr, oder?
    In Frankreich war man als guter Koch schon etwas Besonderes. Die Frauen interessierten sich sehr für den Beruf. Mich haben die Französinnen ohnehin immer am meisten angesprochen, mit ihrer Lebensart, mit ihrer Mentalität. Ich war in Frankreich in den frühen Jahren oft verliebt. Manchmal habe ich mir mit den Frauen sogar noch Briefe geschrieben, als ich längst weitergezogen war. Ich erinnere mich beispielsweise an meine Lehrzeit bei Paul Bocuse in Lyon. Der Oberkellner dort hatte eine sehr hübsche Tochter.
    Welche Rolle spielte die sprachliche Barriere bei Ihrem Anbahnungsprozess?
    Die spielte schon eine Rolle, aber ich konnte mit meinem kulinarischen Wissen und Können einiges kompensieren. Und wie heißt es so schön? Eine Sprache lernt man am besten auf dem Kopfkissen.
    Haben Sie sich der Dame angenähert, indem Sie mit ihr über die französische Küche gesprochen haben, oder sind Sie direkt zur Tat übergegangen und haben für sie gekocht?
    Es war gar nicht so einfach, für sie zu kochen. Damals war ich Anfang zwanzig und hatte kaum Gelegenheiten, denn ich musste mir mit mehreren Lehrlingen ein Zimmer teilen. Also habe ich in der Nähe von Grenoble eine Hütte gemietet und bei dem Bauern Kaninchen und Hühnchen besorgt. Dann haben wir gekocht und Wein getrunken.
    Kann die Küche ein erotischer Ort für Sie sein?
    Sie meinen, ob ich dort schon mal Liebe gemacht habe?
    Haben Sie?
    Der Gentleman schweigt und genießt. Nur so viel: Während meiner Lehrzeit gab es schon die eine oder andere Situation, in der sich ein Mädchen zu mir in die Küche verirrt hat.
    Kann man denn mit Kochkunst das Herz einer Frau erobern?
    Aber sicher. Liebe geschieht ja nicht immer auf den ersten Blick. Es geht ums Umwerben, Umgarnen. Frauen lassen sich gerne von bestimmten Fähigkeiten begeistern. Wenn eine Frau gerne isst, hat man als Koch schon mehr Möglichkeiten, sie für sich zu gewinnen.
    Gibt es ein bestimmtes

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