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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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denn, dieser Kapitän Quire …«
    »Kapitän Quire hat keine offizielle Funktion, Milord«, sagte die Königin. »Welches sind die Pflichten, von denen Ihr sprecht, im einzelnen?«
    »Mehrere Gesandte und andere Persönlichkeiten haben um eine Audienz nachgesucht. In diesen Tagen, da die Kriegsgefahr größer ist als je zuvor in Eurer Regierungszeit, Majestät, würdet Ihr gut beraten sein, persönlich auf Eurer Macht zu bestehen und sie auszuüben.«
    »Mögen die Leute ein Geheimnis erleben, Milord. Es läßt sich nämlich argumentieren, daß wir mächtiger sind, wenn man uns nicht sieht.«
    »Ferner ist an die Rundreise zu denken, Majestät. Die Edlen des ganzen Landes erwarten Euer Kommen. Sie müssen be nachrichtigt werden, wann und für wie lange Ihr bei ihnen zu Gast sein werdet. Die großen Häuser des Landes möchten es an nichts fehlen lassen und eine Auswahl an Unterhaltung bieten. Nachdem die Perrotts gegenwärtig ein wenig besänftigt sind, ist es um so wichtiger, daß Ihr auf Eurer Rundreise Zeit bei diesen Familien verbringt, die Euch unterstützen werden, sollten die Perrotts abermals mit heimlichen Kriegsvorbereitungen beginnen und unter dem Adel nach Verbündeten Ausschau halten.«
    Die Königin hatte kaum zugehört und erwiderte in beiläufigem Ton: »Wir haben uns dieses Jahr gegen eine Rundreise entschieden, Milord. Wir denken, daß die sommerlichen Turniere und Festlichkeiten ausgereicht haben, um alle Freunde unserer Gunst und Gesundheit zu versichern und unseren Gegnern die Kraft und die Einigkeit des Reiches vor Augen zu führen.«
    »Es war sicherlich ein Gewinn, Majestät. Aber der Erfolg muß ausgebaut werden. Gerade in diesem Jahr ist die Rundreise wichtig. So werden die Bastionen des Reiches am besten verstärkt.«
    »Meint Ihr wirklich, daß sie einer Verstärkung bedürfen?« sagte Kapitän Quire. »Ich habe den Eindruck, daß Albion niemals stärker war.«
    Montfallcon funkelte ihn an. »Ein Gebäude ist so stark wie die Wachsamkeit seines Eigentümers. Läuse und Ungeziefer und Fäulnis können sich in den Wänden einnisten, die Tragbalken und Fundamente zerstören, so daß es nach außen hin fest gegründet erscheinen mag – bis es eines Tages plötzlich zusammenbricht.«
    »Ich habe von Eigentümern gehört, die so sehr um die Sicherheit ihrer Gebäude fürchten, daß sie auf der Suche nach dem Holzwurm völlig gesunde Tragbalken durchsägen und in ihren Forschungen nach dem Schwamm die sichersten Fundamente ausgraben und so die eigenen Häuser über ihren Köpfen zum Einsturz bringen.« Quire fing den warnenden Blick der Königin auf und brach ab. »Aber ich verstehe nichts von solchen Angelegenheiten, Milord. Vergebt mir, daß ich darüber spreche.«
    »Ihr scheint gründlich bewandert in allen Angelegenheiten, welche die Überwachung von Ungeziefer betreffen, ›Sir Palmerin‹«, entgegnete Lord Montfallcon mit müder Verachtung. »Habt Ihr zu Eurer Zeit vielleicht selbst unter den Aufmerksamkeiten eines Kammerjägers gelitten? Oder wart Ihr am Ende selbst einer?«
    »Ihr werdet unverständlich, Milord«, antwortete Quire mit ruhiger Stimme, aber es gelang ihm, der Königin zu zeigen, daß er verletzt war, und sie wurde zornig.
    »Lord Montfallcon. Ihr übernehmt Euch! Bezeigt unserem Gast Höflichkeit! Was hat er Euch angetan, daß Ihr ihm so unfreundlich begegnet?«
    »Angetan?« Montfallcon hob die Brauen. Er öffnete den Mund, aber dann brachte er nur eine lahme Antwort hervor: »Er … ich kenne seinesgleichen.«
    »Wesgleichen ist das, Milord?« Quire schien in angespannter Selbstbeherrschung zu zittern.
    »Genug!« rief die Königin aufgebracht. »Ihr seid zerrüttet, Milord, aus Gründen, die uns allen bekannt sind. Begebt Euch zur Ruhe und kommt heute nachmittag wieder, und wir werden weitersprechen. Unsere Gründe ausführlich darlegen, wenn Ihr es wünscht.«
    »Ihr wollt Euch von der Pflicht zurückziehen, Majestät? Ihr müßt Eure Rundreise machen!«
    »Perian!« rief Tom Ffynne und humpelte auf seinen Freund zu. »Wartet ein paar Stunden …«
    »Ihr müßt Eure Rundreise machen, Majestät!« wiederholte
Montfallcon mit unterdrücktem Zorn. »Die Sicherheit des
Reiches hängt davon ab.«
»Das Reich ist sicher.«
    »Es war niemals mehr bedroht.«
»Wieso?«
»Glaubt mir, daß es so ist, Majestät.«
»Zeigt mir Beweise, Lord Montfallcon.«
    »Die Beweise werden sich früh genug manifestieren.«
    »Sehr gut, Milord, dann werden wir warten, um sie zu

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