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Glück, ich sehe dich anders

Glück, ich sehe dich anders

Titel: Glück, ich sehe dich anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Ahrens
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ich mich dagegen jedoch wehrte, drückte er mir noch eine Liste sämtlicher Psychologen und Neurologen in der Umgebung in die Hand und empfahl mir eine intensive Therapie. Nach dem ärztlichen Entlassungsbericht war ich eine überlastete Mutter mit Übergewicht, der die Nerven versagt hatten.
    Nach diesem Krankenhausaufenthalt war ich noch ein paar Tage lang wie gelähmt. Hatte ich mir wirklich etwas vorgemacht? Ich musste dieses Erlebnis erst einmal verarbeiten. Da hatte dieser Arzt mich nun so weit gebracht, dass ich meinen eigenen Kindern beinahe aus dem Weg ging. Ich zerbrach mir den Kopf, wusste nicht, was ich nun tun sollte. Ich hatte Angst, wenn ich nicht in die Psychiatrie ginge, würde ich eines Tages komplett durchdrehen. Ich war so verunsichert und durcheinander. Was hatte dieser Mensch, der mir doch eigentlich hätte helfen sollen, nur angerichtet?
    Eine Woche später waren wir bei unserer bekannten Arztfamilie eingeladen. Ich erzählte von dem Erlebnis. Mein Hals-Nasen-Ohren-Arzt schüttelte empört den Kopf. Er war sich völlig sicher, dass die Attacke, die ich erlitten hatte, eine Nebenwirkung des Tinnitus-Medikamentes war. Doch obwohl ich im Krankenhaus meine Tinnitus-Behandlung erwähnt hatte, war niemandem ein Bezug zu meinen Beschwerden in den Sinn gekommen.
    Ich reichte eine Beschwerde über den Angestellten der Psychiatrie ein und erhielt bald darauf die Antwort, dass die Ärzte bei ihrer Meinung blieben.
    Ich ließ noch die Untersuchung am Kopf durchführen, die ohne Befund ausfiel, und schloss dieses Kapitel ab.
    Mir war klar, dass ich mehr für mich selbst tun musste. Ich führte erneut einige Gespräche mit meiner Psychologin und suchte mir eine Gesprächstherapeutin in der Nähe. Gleichzeitig entspannte ich mich bei Massagen, beim Schwimmen, bei leiser Musik und Spaziergängen.
    Für die Zukunft wollte ich umdenken, mich ermahnen, auch an mich selbst zu denken, damit ich bei einigermaßen gut erhaltener Gesundheit meine Aufgaben als Mutter erfüllen konnte.

STINKNORMALE MUTTER
    D as war es, was ich gern sein wollte: eine stinknormale Mutter. Dass ich es nicht ganz war, erfuhr ich kurze Zeit später, als es darum ging, für unsere Kinder einen Kindergartenplatz auszusuchen. Wir saßen mit einigen Müttern aus unserem Dorf und dem Nachbardorf zusammen. Die anderen Kinder besuchten teilweise den Kindergarten unseres Dorfes, der in wenigen Autominuten zu erreichen war. Die Mütter verabredeten sich zum Osterbasteln oder zu gemeinsamen Unternehmungen. Aber wir gehörten nicht dazu. Wir hatten ja bisher immer den dreißig Kilometer entfernten heilpädagogischen Kindergarten gewählt. Nun wurde mir bewusst, was dies bedeutete. Wir gehörten, was unsere Kinder betraf, nicht zur Dorfgemeinschaft. Wir konnten nicht mitreden, wenn sich die Eltern über Ereignisse im Kindergarten oder in der Grundschule unterhielten. Wieder ins Abseits gedrängt? Ich war unzufrieden mit dieser Situation. So wollte ich es nicht haben. Ich wollte mit meiner Familie auch dazugehören. Ich ging gleich am nächsten Tag zum Regelkindergarten in unserem Dorf und bat um Aufnahme unserer beiden behinderten Kinder. Die Erzieherin war sehr nett und aufgeschlossen. Sie teilte mir mit, dass es keine Integrationsgruppe gäbe, aber man sehr großes Interesse habe, eine Gruppe mit behinderten und nicht behinderten Kindern auf die Beine zu stellen. Probleme würden sicherlich das wenige Personal und Platzmangel bereiten und eine große Warteliste mit weiteren gesunden Kindern, deren Eltern alle auf einen Platz hofften, aber ich solle einfach einen Antrag stellen, und dann würden wir sehen, was passiert. Ich bat also beim Vorstand des Kindergartens schriftlich um Aufnahme unserer beiden Kinder. Ich erwähnte, dass meine Schwiegereltern, die die Kinder teilweise betreuten, im Ort wohnten und die Kinder hinbringen und abholen könnten. Es wäre für uns eine sehr große Erleichterung. Des Weiteren teilte ich mit, dass wir unseren Kindern die langen Busfahrten in den dreißig Kilometer entfernten Ort nicht zumuten wollten und die sozialen Kontakte mit anderen Kindergartenkindern und den Eltern, die wir aus der Dorfgemeinschaft kannten, gern intensivieren würden.
    Wir warteten gespannt die Entscheidung ab. Schon bald hörten wir von anderen Eltern, dass sehr viele Kinder angemeldet waren und die Leitung des Kindergartens bemüht war, eine zweite Kindergartengruppe einzurichten. Es sollte eine Nachmittagsgruppe organisiert werden, die auch

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