Glücklich gestrandet
ragte ein Blumenstrauß. Er bestand aus Nelken, aber auch aus einer Unmenge wilder Gräser und Storchschnabel. Sehr hübsch, dachte Dora. In der Mitte des Straußes steckte ein weiterer Hinweis.
Den Baum hinunter und das Ufer entlang, dann wirst Du einen Wassertank finden.
Sie steckte die Blumen locker und vorsichtig in ihre Tasche und machte sich auf den Weg in die Richtung, die sie für die richtige hielt. Die Insel war winzig, und doch bot sie reichlich Möglichkeiten, sich zu verirren. Endlich entdeckte Dora einen rostigen Wassertank, der halb im Gras versunken war, und da sie keinen weiteren Hinweis sehen konnte, nahm sie an, am richtigen Ort angelangt zu sein.
Geh nach links, geh nach rechts und durch den Wald, und Du wirst etwas finden, das Dich freut! (Hoffe ich), hatte er in Klammern hinzugesetzt.
Aufregung und freudige Erwartung regten sich in ihr.
Dora machte sich nicht die Mühe, zuerst nach links und dann nach rechts zu gehen. Stattdessen brach sie zu dem Wald vor sich auf, und als sie näher kam, hörte sie Musik. Sie kam auf eine Lichtung, und dort bot sich ihr eine Szene, die an ein impressionistisches Gemälde erinnerte. Tom stand dort, mit dem Rücken zu ihr. Er setzte gerade die Nadel auf eine alte Schellackplatte, die in hohem Tempo auf einem aufziehbaren Grammofon kreiste, und dann wehte ein altes Stück von Billie Holiday ergreifend und sinnlich durch die Sommerluft.
Verführerisch auf dem Boden ausgebreitet, lagen eine karierte Decke und mehrere große Kissen. Ein bereits geöffneter Picknickkorb stand daneben. Genau in diesem Augenblick beschloss die Sonne, die zum Teil von Wolken verborgen gewesen war, herauszukommen, durch die Bäume zu scheinen und alles in eine Mischung aus Licht und Schatten zu tauchen. Hinter den Bäumen konnte Dora in der Ferne das Wasser glitzern sehen. Der Geruch von Farnen drang an ihre Nase. Sie zauderte einige Sekunden lang und wartete darauf, dass Tom sie entdeckte. Jetzt, da sie ihm näher war, wurde ihr klar, dass er ausgesprochen nervös wirkte. Nachdem er das Grammofon angestellt hatte, begann er nun, auf und ab zu gehen. Sie hüstelte leise, und er blickte auf.
»Hi!«, sagte er, offenkundig erleichtert, sie zu sehen. Aber er lächelte nicht. »Du hast es also gut gefunden?«
Da sie seine Nervosität spürte, wurde sie ein wenig verlegen. »Ja. Es war eine schöne Idee, diese Schatzsuche. Es ist noch ein wenig früh fürs Mittagessen, oder?« Sie war sich bewusst, dass die Dinge zwischen ihnen sich verändert hatten, und es war schwierig, sich auf die gleiche freundschaftliche Art zu benehmen wie zuvor.
»So früh ist es gar nicht. Ich war mir nicht sicher, wie lange du brauchen würdest, um bis hierher zu kommen.«
Sie lächelte. »Die Hinweise waren ziemlich einfach.«
»Hm, setz dich. Ich habe ein wenig gegraben.«
»Gegraben?«
»Hm.« Er griff nach einem Spaten, der im Boden steckte, ging zu der Stelle hinüber, an der die Bäume am dichtesten standen, und schaufelte Erde in die Luft. Schließlich förderte er eine Flasche Champagner zutage und brachte sie mit.
»Mein Dad nimmt oft an altmodischen Picknicks teil, bei denen man den Champagner immer drei Tage vorher im Boden vergräbt, damit er kalt ist. Ich habe den Champagner erst heute Morgen vergraben, doch da war er schon kalt. Daher dürfte er jetzt genau richtig sein.«
Dora setzte sich ein wenig schüchtern auf die Decke. Tom holte zwei Becher aus rostfreiem Stahl aus dem Korb. »Die habe ich in Indien gekauft, als ich mit der Schule dort war. Sie wurden nach Gewicht verkauft. Um den Preis zu ermitteln, haben sie sie gewogen.«
»Cool. Du hast großes Glück, dass du mit der Schule in Indien warst.«
»Du könntest auch nach Indien reisen, wenn du wolltest. Also, halt die Becher fest, ich werde die Flasche öffnen.«
»Aber was feiern wir?«
»Natürlich den Umstand, dass du all deine Mutproben bestanden hast. Du bist jetzt offiziell eine ›mutige Person‹.« Er lächelte sie an, doch in seinen Augen stand ein ernster Ausdruck. Der Champagner floss in die Becher, und er nahm ihr einen ab. »Auf dich«, sagte er.
»Und auf dich.« Sie stießen mit ihren Bechern an und nahmen beide einen Schluck von dem Champagner. Toms Blick hatte etwas Eindringliches. »Du wolltest mir einen Preis geben«, bemerkte sie leichthin und stellte ihren Becher ab. Wie immer dieser Preis aussah, überlegte sie, dies war ein wunderschönes Picknick.
»Ich habe einen Preis für dich, aber du bekommst
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