Glücksboten
warum sollte ich erschöpft sein?«
»Weil Sie nicht nur einen Haushalt mit einer Invalidin darin führen müssen, sondern auch ein Geschäft. So etwas kostet Energie.«
»Hm, ja, aber wenn sich das Ganze erst einmal richtig eingespielt hat, wird es sicher weniger hektisch.«
»Kitty hat mir erzählt, dass Sie bis spät abends arbeiten.«
»Ich muss ein bisschen was schaffen, weil Kitty es gern hat, wenn ich am Nachmittag mit ihr zusammen Countdown und solche Sachen sehe, während die Pflegerin ein paar Stunden frei hat.«
»Ich weiß, dass Sie sich um sie kümmern wollen und Ihr Bestes für sie tun, aber Sie müssen auch auf sich selbst achten. Kitty würde es verstehen, wenn Sie zu viel zu tun hätten, um nachmittags bei ihr sein zu können.«
»Ich nehme es an, ja. Aber ich möchte sie nicht allein im Haus lassen, und es wäre der Pflegerin gegenüber nicht fair, wenn sie ständig parat stehen müsste. Eileen ist noch so jung. Sie muss auch mal rauskommen, um einzukaufen und ähnliche Sachen zu unternehmen.«
»Wir könnten vielleicht einen Turnusplan erstellen, sodass sich nachmittags abwechselnd verschiedene Leute um Kitty kümmern. Sie brauchen genauso wie die Pflegerin ab und zu Zeit für sich selbst.«
»Ich werde mit Kitty darüber reden. Freunde genug hat sie ja, die Frage ist nur, wie viele von ihnen sie so lange in ihrer Gesellschaft ertragen würde? Und auch für die Betreffenden selbst wäre es ermüdend. Kitty und ich müssen nicht die ganze Zeit höfliche Konversation machen.«
»Hm. Was Sie brauchen, ist ein etwas älterer Student, der in einem anderen Zimmer hier im Haus studieren könnte, aber immer noch in Hörweite wäre. Ich höre mich mal um. Vielleicht kennt meine Frau jemanden.«
»Das wäre gut. Ich bekomme morgens nie etwas getan, bei all den Lieferungen und dergleichen, und abends, wenn ich müde bin, werde ich leicht unvorsichtig.«
Der Arzt nickte. »Und haben Sie etwas in Bezug auf die Vollmacht unternommen?«
Dr. Edwards hatte das schon einmal erwähnt, aber Perdita hatte sich bisher nicht dazu überwinden können, Kitty zu fragen, ob sie Lust hätte, sich von Perdita ihre Schecks ausstellen zu lassen. »Nein.«
»Dann werde ich mal mit Kitty darüber reden. Mir fällt es wahrscheinlich sehr viel leichter. Ich möchte nicht unken, da Kitty so gute Fortschritte macht, aber sie könnte jederzeit noch einen Schlaganfall bekommen. In dem Fall würden Sie vielleicht rund um die Uhr voll ausgebildete Krankenschwestern benötigen, falls Sie sich nicht dazu überwinden können, Kitty in ein Heim zu geben. In dem Fall werden Sie in der Lage sein müssen, Schecks auszustellen.« Er sah sie mit einem Stirnrunzeln an. »Außerdem sollten Sie sich eine ungefähre Vorstellung verschaffen, wie viel Geld Kitty besitzt. Sie wollen doch sicher keine riesigen Rechnungen auflaufen lassen, wenn kein Geld da ist, um sie zu bezahlen.«
»Hm, nein. Es ist mir nur so grässlich, in ihre Privatsphäre einzudringen.«
»Immer noch besser, als sich in ein finanzielles Chaos zu stürzen.«
»Ja, wahrscheinlich, aber es ist so eine furchtbare Einmischung.«
Der Arzt legte ihr eine Hand auf die Schulter, drückte sie sachte und verabschiedete sich.
Kapitel 16
E s spielte sich schon bald eine gewisse Routine ein. Verschiedene Freundinnen Kittys und die Enkeltochter einer dieser Freundinnen, die gerade Abitur machte, organisierten sich so, dass immer jemand bei Kitty war oder doch wenigstens in Hörweite, sodass Perdita nachmittags arbeiten konnte. Wenn Roger sich bei ihnen aufhielt, übernahm er die frühen Abende, sodass Perdita noch länger arbeiten konnte. Wenn Kitty bei ihrer Ankunft bereits schlief, versorgte Roger Perdita mit einem Abendessen und plauderte mit ihr.
Obwohl sie wusste, dass sie ihm eigentlich hätte dankbar sein müssen, zog sie es im Grunde vor, wenn er unterwegs war und sie früh nach Hause eilen und ein wenig Zeit mit Kitty allein sein konnte. Jetzt hatte Roger zu Perditas geheimer Erleichterung irgendwo auf der anderen Seite des Landes einen Auftrag, sodass Perdita eine Beziehung zu den Pflegern herstellen konnte.
Sie arbeiteten eine Woche oder höchstens zwei hintereinander, damit jeder sich zwischendurch erholen konnte. Nach zwei ganz und gar nicht erfolgreichen Pflegern, die Kitty noch weniger wiedersehen wollten als sie die Pfleger, kristallisierte sich eine Gruppe von drei Personen heraus, die sich wunderbar miteinander arrangierten und sich abwechselten.
Da war zum
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